Neue Lärmkarten für die Kernstadt Mühlacker, Lienzingen und Enzberg

Ausschnitt aus der Lärmkarte für den Bereich Kernstadt Mühlacker und Lienzingen.
Die zweite Stufe der von der Europäischen Union 2002 beschlossenen Umgebungslärmrichtlinie ist gezündet: Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hat jetzt die Lärmkarten für Hauptverkehrsstraßen (Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen), auf denen mehr als drei Millionen Kraftfahrzeuge im Jahr rollen, ins Netz gestellt. Die Daten kommen allerdings mit Verspätung. Jetzt müssen die Kommunen prüfen, ob Lärmaktionspläne zur Minderung der Quellen des Krachs aufgestellt werden müssen. Mühlacker wird wieder dabei sein. Die B 35 ist nun doch komplett, also auch mit dem Teil ab Abfahrt Lienzingen Richtung Illingen, in der Lärmkartierung Stufe 2 enthalten, genauso wie Enzberg durch die B 10 und die Pforzheimer Straße in der Kernstadt. Schon in der ersten Stufe (mehr als sechs Millionen Kraftfahrzeuge) dabei waren die Stuttgarter Straße und die Enzstraße. Die Stadtverwaltung kommt mit der Sache in Kürze in den Gemeinderat. Die meisten der für die Lärmberechnung der zweiten Stufe verwendeten Daten stammen aus dem Jahr 2011. 
Was sich hinter den verschiedenen Rot-Tönen und hinter dem blauen Band verbirgt, sind Werte, die über 55 Dezibel (A) hinausgehen. Stufenweise bis zu 75 Dezibel (A) und mehr reicht das Farbenspiel. Lärmaktionspläne sind - so die Vorgaben aus Brüssel - auf jeden Fall für Bereiche zu erstellen, für die tagsüber (6 bis 22 Uhr) 65 und mehr Dezibel (A) und nachts (22 bis 8 Uhr) 55 und mehr ermittelt wurden. Ergänzend ist für alle Bereiche mit 55 und mehr Dezibel (A) zu prüfen, ob diese einzubeziehen sind, zum Beispiel Gebiete in engem räumlichem Zusammenhang sowie seit langem bekannte Lärmschwerpunkte. Die jetzt gemessenen Werte sollen nach Möglichkeit unterschritten werden. Ziel sei es zudem, ruhige Gebiete gegen eine Zunahme des Lärms zu schützen. Vordringlichen Handlungsbedarf sehen die Behörden in Bereichen mit tagsüber 70 und mehr Dezibel (A) und nachts 60 und mehr.                                                                                                     Die LUBW präsentierte aber nicht nur die Lärmkarten, sondern auch die Betroffenheitsstatistik unter anderem über die Anzahl belasteter Personen, Wohnungen, Flächen und Schulen. Allerdings werden die Daten nicht pro Straßenabschnitt ausgewiesen, sondern für die gesamte betroffene Kommune. Das sind die Werte für Mühlacker, die einzelnen Gebiete addiert:    

 Lärmpegel Dezibel (A) Betroffene Menschen von 6 - 22 Uhr Betroffene Menschen von 22 - 6 Uhr Lärmpegelgruppe dB (A) Betroffene Flächen in qkm Betroffene Wohnungen Betroffene Schulen
 > 55 - 60  483  224  > 55  5,3  460  1
 > 60 - 65  195  242  > 65  1,2  166
 > 65 - 70  227  172  > 65  0,3  0
 > 70 - 75  153  27
> 75   1  0

Die Skala der LUBW beginnt bei 55 dB (A). Denn 55 dB(A) gilt unter Medizinern als Lärmpegel, der sich auf Dauer belastend auswirkt - etwa durch gestörten Schlaf, Stress oder einfach nur Unruhe. Je größer der Anteil von Flächen mit mehr als 55 dB(A) ist, umso weiter oben landet eine Kommune im Lärm-Ranking. Die Europäische Union will den Umgebungslärm eindämmen. Denn Krachquellen beeinträchtigen die Lebensqualität, aber auch die Arbeit.  Lärm ist ein Dauerthema.Und nun? Was kann gegen die Lärmquellen Kraftfahrzeuge getan werden? Das soll in Lärmaktionsplänen geprüft werden. Doch das ist von Brüssel einfacher geplant als vor Ort umgesetzt. Schon 2008 war das Thema im Gemeinderat. Für die erste Stufe liegt der Entwurf eines Lärmaktionsplanes für Mühlacker vor. Doch auch nach dreieinhalb Jahren ist er noch nicht rechtskräftig, schrumpft gar von Behördenbeteiligung zu Behördenbeteiligung. Der Webfehler: Wir dürfen als Gemeinderat zwar beschließen, doch wir können Bund und Land als Straßenbaulastträger nicht zwingen, Lärmschutzmaßnahmen auch umzusetzen. Selbst bei Tempolimits bremst das Regierungspräsidium. Wer ordnet an, wer bezahlt?  Mehr erhofft als gebracht, bloggte ich im Oktober 2012. Am Besten wäre es natürlich, die Lärmquelle zu minimieren, also die Fahrzeuge gleich leiser zu machen. Alles andere heißt, Schäden zu reparieren. Aber solange die Autos nicht schnurren wie Nachbars Kätzchen müssen wir handeln. Das verlangt Brüssel. Ohne aber den Kommunen auch die tauglichen Instrumente zur Hand zu geben. Der Lärmaktionsplan darf kein Papiertiger werden.

Hier die aktuellen Lärmkarten für unsere Stadt:

7120no_strasse_den_2012.Lie.pdf

7019sw_strasse_den_2012.Kernstadt.pdf

7018so_strasse_den_2012.Enzberg.pdf

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