Die Hängepartie Mühlehof dauert an



Stillstand beim Mühlehof.

Ironie ist die letzte Phase der Enttäuschung, meinte der französische Schriftsteller Anatole France. Beim X-Mas-Rock im Mühlehof Mühlacker brachte Musiker Frank Schmidt vom "Holztrio" zur Zukunft des Gebäudes den ironisch gemeinten Vorschlag, "den Kultursaal stehen zu lassen und den Mühlehof abzureißen". So steht es heute jedenfalls in der Lokalzeitung. Damit beschrieb er offen das Problem: Der Saal wäre schon gut, wenn nur das große Drumherum nicht wäre. Ob es die letzte Phase der Enttäuschung ist, nachdem die Immobilie seit 16 Monaten der Stadt gehört und sie bis jetzt nicht weiß, was daraus wird? Oder passt eher Goethes Satz "Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht"?
Ungenießbar wird allmählich die Geschichte des Mühlehofs. Schon wieder ist ein Jahr verstrichen, ohne dass eine Lösung erkennbar wäre. Der Mühlehof als Dauer-Hängepartie. Dreimal habe ich dieses Jahr zu diesem Thema, das viele Menschen in der Stadt und dem Umland umtreibt, gebloggt:
3. September: CDU bleibt bei ihrer Position - Mühlehof-Wettbewerb
13. Juni: Zwischenstand Mühlehof
9. Februar: Mühlehof - Wer ein Ziel hat, muss sich auch einmal auf den Weg machen
Ende Oktober 2011 hatte der Gemeinderat beschlossen, einen städtebaulichen Wettbewerb zu starten, um zu schauen, was anstelle des jetzigen Kupfer-Kollosses realistischerweise entstehen könnte und zu welchem Preis. Es sollte ein Alternative zur 30 Millionen Euro teuren Sanierung geboten werden, um eine echte (Aus-)Wahl zu ermöglichen. Nicht Abriss ja oder nein, sondern Sanierung oder Neubau. Was ist die wirtschaftlichste Lösung für den Steuerzahler?
Inzwischen hat die überwiegende Mehrheit des Gemeinderats diesen Kurs bestätigt. Doch der Zeitplan für den Wettbewerb ist längst durcheinander geraten. Wir sind erneut im Verzug. Außer Spesen bisher nichts gewesen. Statt dessen stellte die Stadtverwaltung in ihren Haushaltsplanentwurf für 2013 zwei Beträge für den Mühlehof ein: 180.000 Euro für die notwendige Unterhaltung, aber zusätzlich noch 250.000 Euro für sogenannte objektbezogene Maßnahmen. Es wird weiter aufgehübscht und kaschiert. In der Sache selbst sind wir in den vergangenen Monaten nicht weitergekommen. Schade, nachdem es zunächst eine Aufbruchstimmung gegeben hatte.  
Noch ist nicht absehbar, wann denn der Wettbewerb und die damit verbundene Suche nach Investoren für einen gewerblichen Baukomplex - neben einer neuen Kulturhalle - wirklich auf den Weg gebracht wird. Als jüngst eine öffentliche Debatte darüber hochschwappte, ob die Stadtverwaltung dem Veranstalter von Magie im Mühlehof eine Garantie für die technische Funktionsfähigkeit geben kann, schrieb mir ein früherer Gemeinderatskollege (der nicht bei der CDU ist): Reißt das Ding endlich ab! Aber ein Abriss ohne Alternative wollten immer nur wenige. Ich meine auch, man muss zuerst wissen, was stattdessen kommen könnte, ob dies bezahlbar ist und wie es städtebaulich passt.
Immerhin ist der Wettbewerb noch nicht abgesagt. Er soll kommen. Aber wann, weiß offenbar niemand im Rathaus. Das ist - leider - keine Ironie. Inzwischen rangiert der Mühlehof beim OB auf dem vierten Rang der Probleme. Als das Gebäude noch nicht der Stadt, sondern der Firma Echo im fernen Berlin gehörte, wurde es als Problem Nummer eins gesehen. Aber über andere zu schimpfen ist jedesmal leichter als selbst zu handeln.
Übrigens: Das ist der 114. Blog-Beitrag zum leidvollen Mühlehof. Ob wir das Thema jemals abschließen können? Die Bürger erwarten eine Lösung und nicht nur das ewige Vertagen. Und die Innenstadt braucht dringend eine Belebung. Oder bedarf es weiterer Leerstände, um die ewig alten Diskussionen immer wieder aufs Neue zu führen?
Nachdem der Weltuntergang doch nicht stattfand, gibt es noch viele Jahreswechsel, die sich hervorragend eignen zum Vorsatz: Im neuen Jahr wird es besser.
Ende? Offen!

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Störzer am :

Nutzung des Mühlehofs mal ganz anders:
Genug Platz würde der Mühlehof ja haben für eine Unterbringung einer Ganztageskindertagesstätte für Kinder ab 1 Jahr, mit einem großen Indoor-Spielplatz?! Denn viele Eltern würden Ihre Kinder lieber in einer Kita unterbringen, als bei einer Tagesmutter. Hier bestünde auch die Möglichkeit, dass Kleinkinder mit mehreren Kindern den sozialen Kontakt pflegen könnten. Es wäre genug Raum da, damit sich die Kinder richtig entfalten könnten. Bei einer Unterbringung bei einer Tagesmutter ist dies ja meist nur begrenzt möglich. Ich selbst war als Kind stundenweise bei einer Tagesmutter. Mit Entfaltungsfreiheit und soziale Integration hatte das damals nichts zu tun.

Einzugsgebiet für die Unterbringung der Kinder in der Kita, könnte ausgeweitet werden auf einen Umkreis von bspw. 10 km um Mühlacker herum. Bevorzugt natürlich die Kinder der Mühlacker Familien. Pendler, die bspw.aus Niefern, Wiernsheim oder Illingen, nach Mühlacker zum Arbeiten kommen, könnten familienfreundliche Kita-Plätze angeboten werden.
Eltern hätten dann wirklich die Möglichkeit Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und müssten nicht 2 oder 3 Jahre aus dem Berufsleben ausscheiden.

Der Mühlehof ist sehr zentral gelegen. Optimal für Eltern, um Ihre Kinder dort nach der Arbeit abzuholen. Spielplatz im Wertle ist vorhanden, nur wenige Gehminuten in die Natur (Wald und Felder), Turnhallen, Schwimmbad etc. sind in wenigen Minuten zu erreichen.

Evtl. bestünde ja auch die Möglichkeit ein Appell, an die örtlichen Handwerker zu "günstigen" Preisen hier mit anzupacken.
Eine staatliche Förderung wäre evtl. auch noch möglich, der Staat will ja schließlich die Kitas bundesweit ausbauen.

Einen Jugendraum, für die Jugendlichen wäre auch noch denkbar, um im Mühlehof zusätzlich unterzubringen (Bspw. In den Räumlichkeiten, wo früher der MiniMal untergebracht war (UG).

Klar mit Kosten ist immer alles verbunden, doch diese Variante wäre hilfreich um Stellen im Erziehungsbereich/Sozialbereich zu schaffen, die meiner Meinung nach wichtiger sind, als Hotels oder Konsumläden zu bauen.

Leute in den Kindern von Morgen steckt die Zukunft.
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