Kulturgeschichte wie aus dem Bilderbuch



Die Ortsanalyse selbst analysiert als Wort-Wolke.

Wird der historische Ortskern Lienzingen als Gesamtanlage unter Schutz gestellt - als Etterdorf? Bei der Bürgerversammlung gab es keine Ablehnung. Das letzte Wort hat der Gemeinderat Mühlacker, der voraussichtlich noch in diesem Jahr über die Gestaltungssatzung entscheiden wird. Basis ist eine historische Ortsanalyse, die die Abteilung Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Karlsruhe in Auftrag gegeben hatte. Analysiert hat "strebewerk", ein Ingenieurbüro in Stuttgart (Riegler/Läpple). Die Ergebnisse belegen die hohe historische Wertigkeit des Ortskerns Lienzingen. 15 denkmalgeschichtlich bedeutsame Gesamtanlagen - darunter die Altstadt von Heidelberg - gibt es im Regierungsbezirk Karlsruhe, Lienzingen wäre die 16. und gleichzeitig das erste Dorf. 80 Prozent der Gebäude im historischen Ortskern von Lienzingen sind bereits als Kulturdenkmale eingestuft, da spricht schon jetzt das Denkmalamt ein Wörtchen mit, wenn etwas verändert werden soll. Aber was ist, wenn neben einem Kulturdenkmal etwas geplant wird, was die Gesamtanlage stört? Hier setzt der Schutz der Gesamtanlage ein. Lienzinger müssen ein Interesse daran haben, dass das, was über Generationen gesichert worden ist, auch künftige Generationen überleben, ohne dass alles unter eine Käseglocke gestülpt wird. Dabei geht es nicht um die Nutzung im Gebäude, sondern um die Außenansicht.
Die Fakten sprechen für den Ensembleschutz. Kulturgeschichte wie aus dem Bilderbuch. Der historische Ortskern ist ein geschlossenes Haufendorf mit einem ovalen, klar ablesbaren Grundriss, wie auch Luftaufnahmen belegen. Dieser Zustand konnte über Jahrhunderte gesichert werden. Die Ortsstruktur bestimmt hat maßgeblich die ehemalige Römerstraße, heute Friedenstraße und Knitllinger Straße. Im 13./14. Jahrhundert war Lienzingen, so die Analyse, nach Norden erweitert worden. Der Schmiebach grenzte nach Süden ab, der Scherbentalbach nach Osten, die Nordwestseite wurde mit einem Etterzaun (und einem Etterweg) ergänzt und führte um den gesamten Ort herum. Kennzeichen: ein Scheunengürtel, ergänzt durch Gärten. Lienzingen galt als reiche Gemeinde, die bis ins 18. Jahrhundert hinein über das Marktrecht verfügte. Trotz florierender Landwirtschaft entwickelte sich das Dorf nicht über seine alten Grenzen hinaus. "Der Ort ist geprägt von giebelständigen Fachwerkhäusern vor allem des 16. bis 18. Jahrhunderts mit ihren Hofanlagen", heißt es in er Ortsanalyse. Besonders markant: die Kirchenburg mit ihren Gaden und der Wehrmauer im Sdüwesten. Die Urkarte aus dem 19. Jahrhundert (1835) und der heutige Ortsplan übereinander gelegt, belegen, dass die Struktur erhalten geblieben ist.


Denkmalpflegerischer Werteplan des Ortskerns: rot Kulturdenkmale, gelb erhaltenswerte historische Gebäude, grün erhaltenswerte historische Grün- und Freiflächen.


"Außergewöhnlich für Lienzingen ist das hohe Alter der, meist zweigeschossigen, gelegentlich aber auch noch eingeschossigen Fachwerkhäuser. Sie bestehen meist aus einem massiven, hohen Sockelgeschoss, oft aus unverputzten Quadersteinen, dessen Keller meist über ein Rundbogentor erschlossen wird. Die für Weingärtnerhäuser typischen rundbogigen Kellertore sind in Lienzingen noch an zahlreichen Wohngebäuden vor allem an der Knittlinger Straße zu sehen. Darüber erhebt sich die meist mit einem Satteldach abgeschlossene Zierfachwerkkonstruktion. Sie zeichnet sich durch zahlreiche Vorstöße aus und prägt so das Straßenbild." (Zitat aus der Ortsanalyse)


Hier ist ein Auszug aus der Ortsanalyse zum Herunterladen: Ortsanalyse_Lienzingen_Auszug.pdf

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