Mitgliedschaft bleibt eine feste Größe in unserer Bürgergesellschaft

Mal wieder Untersuchungsergebnisse aus Berlin: Das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZG) hat erhoben, wie sich das Engagement in Vereinen, Parteien und anderen Organisationen verändert hat. Eine wichtige Frage für unsere Gesellschaft gerade auch in den Kommunen. Die frohe Botschaft: Die Mitgliedschaft bleibt eine feste Größe. Engagement-Forscher sagen: Es gibt eine stabile, aber sozial differenzierte
Beteiligung. Kleine Parteien und Umweltorganisationen gewinnen, große Parteien, Gewerkschaften und die großen Kirchen verlieren Mitglieder. Wer Mitglied ist, ist auch jenseits der „eigenen“ Organisation häufiger aktiv. Die Mitgliedschaft als Form der sozialen Beteiligung bleibt also wichtig. Manche Bevölkerungsgruppen sind häufiger Mitglied einer Organisation als andere. Frauen, Jugendliche und Arbeiter sind unterrepräsentiert, während die Mittelschicht und vor allem die Bildungselite die Mitgliederstrukturen zunehmend dominieren. Die Organisationen könnten sozial exklusiver werden, wenn sie keine Wege finden, möglichst alle Schichten einzubeziehen.

Große Parteien und Gewerkschaften haben über Jahre massive Mitgliederverluste zu verzeichnen. Die Grünen, Die Linke und die FDP konnten in den vergangenen fünf Jahren dagegen viele neue Mitglieder gewinnen. Auch Umweltschutzorganisationen verzeichneten Erfolge. Beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem Naturschutzbund und Greenpeace stieg die Zahl der Mitglieder seit 1991 zusammen um 60 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der Mitgliedschaften in Deutschland konstant: 1991 wurden 6,39 Millionen Mitgliedschaften gezählt, 2009 sind es 6,43 Millionen. Das alles fanden die WZB-Forscher Dietmar Dathe, Eckhard Priller und Marleen Thürling heraus.

Die Praxis sogenannter Schnuppermitgliedschaften in Organisationen – es handelt sich um eine Mitgliedschaft auf Zeit, mit vollen Rechten, aber ohne Beitragsverpflichtung – oder der projektbezogenen Mitwirkungsmöglichkeit belegt, dass Bewegung in die traditionellen Muster gekommen ist, schreiben die Autoren. Und wie stark engagieren sich die Mitglieder, nachdem wir immer hören, wie schwierig ist, zum Beispiel Helfer oder gar Vorstandsmitglieder zu gewinnen?

Die Stärke des Zusammenhangs zwischen Mitgliedschaft und Engagement variiert, je nach gesellschaftlichen Bereichen und Themen der betreffenden Organisationen. Mitglieder in Jugendorganisationen sind beispielsweise zu 85 Prozent in irgendeiner Weise engagiert, Mitglieder in einem schulischen Förderverein zu 78 Prozent und in einer Partei zu 77 Prozent. Mitglieder anderer Organisationen, beispielsweise von Sportvereinen, sind nur zu 64 Prozent aktiv. Im Bereich Umwelt und Tierschutz oder Wohltätigkeitsorganisationen ist ein Engagement bei 64 bzw. 65 Prozent der Mitglieder vorhanden. Bei der Betrachtung spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Engagement in der Mitgliedsorganisation handelt oder dieses in einem anderen Zusammenhang bzw. Engagementbereich außerhalb der eigenen Organisation erfolgt. Gleichwohl wird deutlich, dass in einigen Organisationsbereichen die Mitgliedschaft ein darüber hinausgehendes Engagement offenbar eher fördert als in anderen Bereichen.Das Leben in unseren Städten und Gemeinden braucht diesen Einsatz dringend, weil dadurch unsere Gemeinschaft gestaltet und belebt wird.


Hier der Beitrag im aktuellen WZB-Heft: opr073SS.pdf 


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