Das Dauer-Thema Bahnhofstraße

Stichwort Bahnhofstraße: Ein Streifzug durch meinen Blog. Zwölf Jahre liegt der erste Beitrag zur Verkehrsregelung zurück. Immer wieder brach die Debatte auf, mit den ewig gleichen Erfahrungen und Argumenten. Bis heute: Der Gewerbe-, Handels- und Verkehrsverein Mühlacker (GHV) startete im Januar 2018 eine Umfrage unter den Geschäftsinhabern in der Bahnhofstraße und legte jetzt die Ergebnisse vor, die die schon immer vertretenen Meinungen bestätigten: Breites Nein zur Einbahnstraße! Genau 31 Fragebogen kamen retour. Doch die gesammelten Anmerkungen belegen auch: Die Rundum-Zufriedenheit gibt es nicht.  Zitat: "In der Tat scheint die Situation in der Bahnhofstrasse hier und da suboptimal zu sein, vor allem zu Stoßzeiten, doch verglichen mit größeren Städten ist es in Mühlacker Bahnhofstrasse sehr aushaltbar."

Wir treten in dieser Debatte auf der Stelle. Gewohnte Positionen, ewig gleicher Alltag, Klagen über zu schmale Fahrbahn, Pro und Contra. Wie sich die Punkte gleichen, zeigt die Rückblende. Während das Fahren in der Bahnhofstraße in den vergangenen Jahren immer unkomfortabler wurde, blieben die Diskussion verkrustet.
 
2. Februar 2006: "Nach dem Bau der V 7 (verlängerte Ziegeleistraße) als innerörtliche Umgehung sollte die Bahnhofstraße vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Das ist noch nicht voll gelungen - obwohl das Durchfahren absichtlich nicht mehr so attraktiv sein soll wie vorher. Die Fahrbahn ist nur noch 5,75 Meter breit, es gilt Tempo 20 und in einem Teilstück sogar nur Schrittgeschwindigkeit. Und trotzdem nimmt selbst mancher Autotransporter noch den Weg durch die Bahnhofstraße, obwohl es dort eng zugeht."
26. April 2006: Vorschlag der Stadtverwaltung, die mittlere Bahnhofstraße ab der Drehscheibe zur unechten Einbahnstraße zu erklären und zudem etwa 15 Parkplätze zu streichen.
4. Mai 2006: "Die Entscheidung ist getroffen, in der Bahnhofstraße bleibt der 2-Richtungsverkehr. Die CDU-Fraktion hat bei ihrer Haltung auch die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, die via Internet und per Mail eingingen, berücksichtigt. Fast alle, die sich geäußert hatten, sprachen sich gegen eine unechte Einbahnstraße aus."
23. September 2007: "Seit dem Ausbau der mittleren Bahnhofstraße gibt es in Mühlacker eine kontroverse Diskussion: Ist die Fahrbahn zu schmal? Fahren zu viele Busse durch die Einkaufsstraße? Gibt es zu viele unterschiedliche Verkehrsregelungen (teilweise Tempo 20 km/, teilweise Schrittgeschwindigkeit)? Ist der Anteil des Durchgangsverkehrs noch zu hoch, obwohl es mit der verlängerten Ziegeleistraße eine Teilortsumgehung gibt? Tatsache ist: Wenn sich zwei Busse begegnen, wird es eng. Schon gar, wenn Autos nicht exakt auf den dafür vorgesehenen Flächen geparkt werden, sondern noch ein Stück in den Bereich der gepflasterten Rinne - die zur Fahrbahn gerechnet wird - hinein ragt."

Die Bahnhofstraße im Juni 2010
26. September 2007: "Die Entscheidung ist gefallen: Eine Mehrheit des Gemeinderats entschied sich gestern Abend für den Vorschlag von Stadtverwaltung und Busunternehmen, die in Richtung Bahnhof fahrenden Regionalbusse künftig über die Hindenburgstraße zu schicken."
11. November 2007: "Wir haben uns in Mühlacker so langsam daran gewöhnt, der Bahnhofstraße durch strittige Diskussionen über Verkehrsregelungen, Parkplätze und Leerstände ein negatives Image zu verpassen. Deshalb war es ganz wichtig, positive Nachrichten vermelden zu können. Und die gibt es: Jetzt fanden gleich zwei Einweihungen statt."
9. Oktober 2009: "Im Schatten des OB-Wahlkampfes scheint die Diskussion um Einbahn- oder Zweirichtungsverkehr in der Bahnhofstraße wieder losgetreten worden zu sein. (...) Dabei hat der Gemeinderat im vergangenen Frühjahr auf CDU-Antrag klar entschieden, dass vor Abschluss von Straßenbauarbeiten sowie von Hochbauprojekten, die den Verkehrsfluss einschränken wie zeitweise z.B. in der mittleren Bahnhofstraße, die jetzige Regelung nicht geändert wird. Aber dann muss es eine Bestandsaufnahme auch mit Verkehrszählungen geben. Die dabei erhobenen Daten müssen ausgewertet sowie Pro und Contra der verschiedenen Lösungen gegeneinander abgewogen werden. Erst dann ist ein Beschluss sinnvoll."
5. Juni 2010: "Sieht eigentlich ganz hübsch aus, diese Bahnhofstraße in Mühlacker. Schon gar, wenn der Himmel blau strahlt und die kräftig grünen Bäume beidseits der Fahrbahn für Alleen-Flair sorgen. Doch trotzdem lassen manche Situationen, wenn sich Fahrzeuge begegnen, bei Autofahrern immer wieder den Blutdruck steigen. Beispiele von heute - normales Bahnhofstraße-Samstags-Erlebnis."
30. Januar 2011: "Das Thema der Woche im Gemeinderat: Die Verkehrsregelung zwischen den Kreiseln Goethestraße/Bergstraße und Poststraße/Bahnhofstraße. Die SPD-Fraktion rüttelte wieder einmal am Zweirichtungsverkehr. Ihr beliebtestes Thema. In der Hoffnung, dass bei einer Zustimmung zu ihrem Antrag die Verkehrsdebatten ein für allemal beendet sind, schrieben sie wieder einen Antrag. Doch da irren die Genossen, denn die Einbahnregelung hat nicht nur Befürworter in der Bevölkerung, sondern auch entschiedene Gegner. Ruhe würde also nicht eintreten. Dann gab es die Kehrtwende: in der Ratssitzung haben sich die Sozialdemokraten rasch von ihrem Antrag verabschiedet, nachdem klar war, dass bei einer echten Einbahnstraße der Stadtbus auch nur in eine Richtung fahren darf."
Das Mühlacker Dauer-Thema. Doch lassen wir die weitere Rückblende, denn die Punkte wiederholen sich seit Jahren, die Diskussionen im Gemeinderat auch. Seit 2016 verspricht die Stadtverwaltung eine Bestandsaufnahme duch eine Verkehrszähhlung. Sie ist nur noch eine Frage von Wochen, lässt sich der Antwort des Baurechts- und Planungsamtes vor wenigen Tagen auf meine Anfrage hin entnehmen. Die Stadtverwaltung bekräftigte darin ihren Willen, im Jahr 2018 die Fahrzeuge in der Innenstadt zählen zu lassen. Die letzte Verkehrszählung in der Bahnhofstraße, Ziegeleistraße, Drehscheibe und Hindenburgstraße fand 2011 statt. Im städtischen Haushalt 2018 sind Gelder vorgesehen zur Erstellung eines Verkehrsgutachtens für die Innenstadt unter Berücksichtigung des ÖPNV (Stadtbus, Regionalbus) mit vorgeschalteter Zählung. In einem Antrag hatte die CDU-Fraktion im Mai 2016 beklagt, zumindest subjektiv habe die Belastung der Bahnhofstraße durch den Durchgangsverkehr zugenommen, weshalb es notwendig sei, aktuelle Daten  für den Abschnitt zwischen Kreisel Lienzinger Straße/Hindenburgstraße/Industriestraße und Kreisel Goethestraße/Bergstraße zu erheben.
Kürzlich ging es in der Mitgliederversammlung des GHV auch um die Bahnhofstraße. Die Situation sei keineswegs so problematisch wie Kritiker immer behaupten würden. Keine Spur von Chaos, hieß es in Anwesenheit von OB sowie den Fraktionsvorsitzenden von CDU, FW und FDP.  Ich habe einfach nur zugehört. Überzeugt hat mich die Lagebeschreibung nicht. Ich sage offen: Die Situation wird von Kommunalpolitik und Handel schön geredet. Mir stinken die Blechlawinen, die sich morgens und abends durchschieben (Durchgangsverkehr pur), die Staus (kurze oder längere), das Zur-Seite-Drücken bei entgegenkommendem Bus oder Lkw. Es gibt wahrlich schönere Fahrerlebnisse. Der Verkehr auf unserer innerstädtischen Einkaufsmeile ist gefühlt dichter denn je. Mal schauen, ob dies auch objektiv der Fall ist. Die Verkehrszählung wird es zeigen. Nur: Patentrezepte gibt es keine. Das sich einzugestehen, ist wichtig. Aber deshalb muss trotzdem der reine Durchgangsverkehr raus.

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