Phantom-Diskussion



Nicht mehr gebraucht: der große Sender.

Was hat uns alle geritten, kontrovers die Frage zu beleuchten, ob die Stadt Mühlacker vom Südwestrundfunk (SWR) den großen Sender übernehmen soll? Wir schrieben Anträge im Gemeinderat,  mindestens zweimal. Ich bekundete in mehreren Blogbeiträgen, dass die "lange Nadel" nicht wanken darf. Erste Unterschriftslisten gab es, dann einen Verein zum Erhalt des Senders mit inzwischen 150 Mitgliedern. Die Rathausspitze spekulierte, wie viel man dem SWR für den Kauf des Sendergeländes bezahlen sollte - ich meine, man hielt Ackerlandpreise für angebracht. Dies alles, ohne zuerst mit dem SWR ernsthaft zu spechen. "Es war mutig, fremdes Eigentum ohne Zusage gedanklich zu verplanen", schreibt Thomas Eier heute diplomatisch in seiner Samstags-Kolumne im MT. Denn was zwei Hauptabteilungsleiter des SWR am Montag voriger Woche bei der Besichtigung der Senderanlagen in Mühlacker durch die CDU Mühlacker als Botschaft mitbrachten, verkündeten sie auch vergangenen Dienstag beim Lokaltermin mit dem Gemeinderat: Wir verkaufen mindestens in den nächsten zehn Jahren nichts.  Die große Halle, in der manche schon den Mühlehof-Ersatz als Stadthalle sahen, braucht der SWR selbst, allein einen Seitentrakt für den neuen, wenn auch kleineren Sender, von dem UKW und bald auch Digital plus abgestrahlt werden und auf dem Mobilfunkbetreiber ihre Antennen montiert haben. Und der ganz große Sender, einst für die Mittelwelle, die der SWR nicht mehr braucht? So ganz kann sich der SWR einen Übergang an die Stadt nicht vorstellen, weil sie ihre Sendeanlagen weiterhin sichern muss, die "lange Nadel" aber mittendrin sitzt. "Es braucht eine gehörige Portion Optimismus, um sich nach den Erkenntnissen dieser Woche noch vorstellen zu können, dass der stadtbildprägende Sendemast vor dem Abriss gerettet werden kann", meint Maximilian Lutz in der PZ. Definiert sich Mühlacker durch den Sender? Brauchen wir aus Gründen des Stadtmarketings den 273 Meter hohen rot-weiß gestrichenen Turm?
Was der Erhalt ohne Funktion kostet? 80.000 Euro pro Jahr, so die beiden Hauptabteilungsleiter Joachim Bareiß und Norbert Warth. So steht es in den Büchern der zweitgrößten ARD-Anstalt, sagen sie glaubhaft. Der Sender muss unterhalten, dem Rost vorgebeugt, das Warnlicht auf der Spitze aus Gründen der Flugsicherheit betrieben,   die Anlage durch regelmäßgen Aufstieg im Inneren kontrolliert werden. 2017 will der SWR den großen Sender abbrechen, ansonsten den Standort Mühlacker sichern. Wir machten jedenfalls die Rechnung ohne den Eigentümer. Das Thema müssen wir zu den Akten legen, manche tun dies zufrieden, andere mit Bedauern. Eine Phantom-Diskussion kostet Zeit, bringt aber nichts. Das Thema Sender-Rettung ist durch die klaren Aussagen des SWR beendet. Eigentum geht in diesem Fall gegen Nostalgie. Positiv ist aber, dass sich der SWR zum Sendeplatz Mühlacker bekennt.

Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!


Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.