Auf Spurensuche: Innenentwicklung



Das Münch-Gelände zwischen Schillerstraße und Goldshaldenstraße wird derzeit freigeräumt.

Innenentwicklung hat Vorrang. Diesem Grundsatz der  baulichen Entwicklung von Kommunen huldigt nicht erst die jetzige Landesregierung. Sie versucht aber, den Druck auf die Städte und Gemeinden zu verstärken,  auf die Ausweisung von Wohngebieten in bisher nicht bebauter Landschaft weitgehend zu verzichten. Mühlacker spürte dies beim Flächennutzungsplan, bei dem das Regierungspräsidium Karlsruhe die neuen Wohnbauflächen von 41 auf 25 Hektar zusammengestrichen hat.  Mit einem blauen Auge davongekommen, könnte man sagen. Denn inzwischen schraubt das  Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur am Flächen-Eigenbedarfsfaktor herum und reduziert ihn von 0,5 auf 0,3 Prozent, sehr zum Ärger der kommunalen Spitzenverbände.  Das ist der Berechnungsschlüssel für den Wohnbauflächenbedarf.  Die Aktion gegen den Flächenverbrauch setzt aber auch an anderer Stelle an: Flächen schaffen durch Innenentwicklung.  Mühlacker kann da gut mithalten. Doch wie sieht Innenentwicklung in der Praxis aus? Eine Spurensuche in Mühlacker, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Das Beispiel Goldshalde. Das bahnhofsnahe Projekt – Wohnbebauung auf  dem Gelände der vormaligen Firma Schuler –  gehörte zu den Musterbeispielen des 2004 vom Land gestarteten Aktionsbündnisses „Flächen gewinnen in Baden-Württemberg“. Ursprünglich war Mitte der neunziger Jahre geplant worden, in spätestens zehn Jahre das Gelände mit Wohnhäusern zu bebauen. Inzwischen vergingen 17 Jahre, bis auch die südlichen Flächen verwertet werden konnten. Und es bleibt ein Rest, auf dem nun eine Sporthalle entstehen soll. Gleich daneben an der Goldshaldenstraße sollen auf dem Gelände der Firma Münch, die ins Gewerbegebiet Waldäcker ausgesiedelt ist, Wohnungen errichtet werden - derzeit wird das Areal freigeräumt. Auch die geplante Umwandlung des früheren Ziegeleigeländes in ein Wohngebiet für fast 1000 Menschen ist Innenentwicklung wie aus dem Bilderbuch. Wie lange die Umsetzung wohl dauern wird? Es gibt kleinere gelungene Beispiele: Im Ortskern von Dürrmenz die altengerechten und die Eigentumswohnungen auf dem früheren Kanne-/Schuler-Gelände und die vor einiger Zeit fertiggestellten Wohnblocks südlich des Baron-Müller-Wegs; letzteres Beispiel allerdings mit der Folge, dass die Altanlieger am Baron-Müller-Weg nun Erschließungsbeitragsbescheide ins Haus flatterten und gehörig für Unmut sorgen. Übrigens: Die Stadt hat die Erweiterung des Sommerbergs realisiert - eine Abrundung, jedoch keine Innenentwicklung, aber die Bauflächen sind gefragt. Schon jetzt stellt sich die Notwendigkeit, den zweiten Baubaschnitt umzusetzen. Und manche unserer Nachbargemeinden (zum Beispiel Wiernsheim) machten Mühlacker vor, wie Neubaugebiete auf der grünen Wiese sich schneller vermarkten ließen als, sagen wir, die Goldshalde.
Innenentwicklung als bedingt taugliches Instrument der Gemeindentwicklung. Wie so oft, kommt es auch hier auf die richtige Mischung an. Denn so vielfältig wie die Vorstellungen der Menschen vom Wunschhäusle, so vielfältig müssen auch die Angebote in den Kommunen sein. Diesen Angebotsmix erschwert allerdings die Landesregierung, wenn sie die Schrauben bei den Berechnungsformeln weiter anzieht. Die Nachfrage nach Baugrund ist jedenfalls bisher nicht ausgetrocknet. Auch das gehört zur Realität. 

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