Der Satz, der im Gedächtnis blieb



Merkel in der Nähe

"Ihr seid Kinder eines großen Volkes, jawohl eines großen Volkes." Der Satz, den der französische Staatspräsident vor 50 Jahren im Innenhof des Ludwigsburger Schlosses in seiner Rede an die deutsche Jugend aufrief, blieb mir im Gedächtnis haften. Er hatte mich berührt und berührt mich heute noch. Ich war nicht dabei, hatte die Rede aber im Radio gehört. In den vergangenen Tagen erzählten mir manche, die damals vor Ort waren, wie sehr sie de Gaulle und seine Ansprache beeindruckt hatte. Ich frage mich: Wer ist von unseren heutigen Kanzlern und Präsidenten eine solch charismatische Gestalt wie einst de Gaulle, der zusammen mit Adenauer die deutsch-französische Aussöhnung einleitete? "Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein. [...] Schließlich beglückwünsche ich Sie, die Jugend von heute zu sein." Diese Sätze Charles de Gaulles lösten in Ludwigsburg am 9. September 1962 großen Jubel aus. Vor allem aber nahm das jugendliche Publikum die Aufforderung auf, sich ganz persönlich um die deutsch-französischen Beziehungen und um Europa zu kümmern: "Einander immer näherzukommen, sich besser kennen zu lernen und engere Bande zu schließen." Wenige Monate später wurde mit dem Elysée-Vertrag eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen zwei Staaten begründet.
Am Samstag hörte ich Kanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Francois Hollande in Ludwigsburg. Es ist ein anderer Politiker-Typ, der sich weitaus schwerer tut, die Herzen der Menschen zu erreichen. Sie sind eher die Technokraten der Macht. Das Feuer, das in de Gaulle brannte, loderte bei Kanzlerin und Präsident nur schwach. Die europäischen Themen überlagerten die Einzigartigkeit der Freundschaft zwischen zwei einstigen Erzfeinden. Die Chancen sind nicht genutzt werden. Ob sich in 50 Jahren noch jemand an diese Reden so erinnert wie an die "Kühnheit des Gaulles" (Merkel), 17 Jahre nach Kriegsende dem einstigen Feind die Hand zu reichen? Zugegeben: Es war eine andere Zeit, die Erinnerungen an den Krieg lagen noch nicht so lange zurück. Die allgemeine europapolitische Diskussion überlagerte diese grandiose Leistung der deutsch-französischen Aussöhnung.Merkel in der Nähe

Es gibt seit dem Wochenende ein Internet-Angebot auf www.elysee50.de (deutsche Fassung) und 50ans.france-allemagne.fr (französische Fassung). Im Mittelpunkt steht ein interaktiver Veranstaltungskalender, an dem sich alle Veranstalter im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten beteiligen können."Wie groß die ökonomischen Herausforderungen auch immer sein mögen", sagte die Kanzlerin. "Es behält Gültigkeit: Wir Europäer, wir sind zu unserem Glück vereint." Wie intensiv die deutsch-französische Abstimmung geworden ist, hätte vor 50 Jahren keiner der Anwesenden ahnen können. Auch die europäische Integration hat ein damals nicht vorstellbares Ausmaß der Zusammenarbeit erreicht. Deutsche und französische Regierungen haben es immer als besonderen Auftrag verstanden, diese Integration voranzutreiben. Das deutsch-französische Paar stand und steht im Dienste Europas.
"Wir wissen, dass von unserer Zusammenarbeit ganz wesentlich der Fortgang in Europa mitbestimmt wird. Deshalb haben wir auch die Aufgabe, so wie das mit allen früheren französischen Präsidenten auch war, Lösungen zu finden, die gut für Europa sind", sagte die Bundeskanzlerin.
Hollande sagte, die Antwort auf die Krise Europas habe nur einen Namen, Europa.Die Jugend müsse Hoffnungsträger sein über Grenzen hinweg. Freundschaft dürfe nicht für selbstverständlich gehalten werden wie bei einem alten Ehepaar. Er sprach die Energiewandlung (nicht -wende) an, Forschung, Wissenschaft und Kultur. Hollande warb für eine gemeinsame Informationstechnologie, für einen verstärkten Austausch unter Universitäten. Der Präsident beendete seine Rede mit einigen Sätzen auf Deutsch. Vor 50 Jahren hielt de Gaulle seine ganze Rede auf Deutsch, sagte Hollande. "Er hatte sie auswendig gelernt."


Es gibt seit dem Wochenende ein Internet-Angebot auf www.elysee50.de (deutsche Fassung) und 50ans.france-allemagne.fr (französische Fassung). Im Mittelpunkt steht ein interaktiver Veranstaltungskalender, an dem sich alle Veranstalter im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten beteiligen können. 



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