Oettinger und die verschobene Ratssitzung

Nichts mit der DSL-Debatte und dem Antrag zur Eppinger Linie: Gestern Abend vertagte der Gemeinderat auch diese beiden Punkte. Vermutlich werden die Themen am 4. November im Rat behandelt. Statt die Tagesordnung abzuarbeiten, verzettelte sich der Gemeinderat in lange und kontroverse Debatten über die für 2020 erhoffte Einwohnerzahl der Stadt. Dabei sind sie wieder geschlagen worden, die alten Schlachten um Wachstum oder Nicht-Wachstum, um die Glaubwürdigkeit von Prognosen des Statistischen Landesamtes, um unsere eigenen Erwartungen und Ziele. Sollen wir wenigstens versuchen, maßvoll zu wachsen, auch um unsere Infrastruktur finanzieren zu können, wie es CDU, FW und FDP im Einklang mit der Stadtverwaltung für richtig halten oder streichen wir schon jetzt die Segel und verzichten darauf, Anstrengungen gegen Einwohnerschwund zu unternehmen, wie es LMU und SPD propagieren?

Eigentlich könnten die Fraktionen immer auf frühere Debatten verweisen, um die Diskussion abzukürzen und Zeit zu sparen. Doch jedesmal werden die längst bekannten Argumente immer wieder aufs Neue vorgetragen. Und wenn sich einer meldet, müssen auch andere nachziehen.

Beide Seiten tun dies sicherlich aus Überzeugung. Doch das kostet immer viel Zeit. Dann müssen Punkte vertagt werden, die wirklich einen Neuigkeitswert hätten.

Allerdings hatte die Gemeinderatssitzung eine Stunde später begonnen, weil Ministerpräsident Günther Oettinger vorher im Uhlandbau vor 200 Besuchern sprach. Eine gute Rede war es, eine mit klaren Schwerpunkten: Lösung der Kapitalmarktkrise und Arbeitsplätze, Bildung und Ausbau der Infrastruktur im Land. Oettinger hat an Statur gewonnen, im Uhlandbau hörten ihm die Menschen gerne zu und sie spendeten mehrfach Szenenapplaus. Und vor dem Uhlandbau gab es noch ein Interview fürs Internet-Fernsehen.

Eppinger Linie und ihr Weg durch Mühlacker

Schon im Frühjahr hatte die Stadtverwaltung auf eine Anfrage von mir zur Eppinger Linie geantwortet. Jetzt haben wir von der Gemeinderatsfraktion einen Antrag nachgereicht.

Die Stadtverwaltung soll vom Gemeinderat beauftragt werden, einen Vorschlag auszuarbeiten, wie der Verlauf der Eppinger Linie durch Mühlacker besser und zusätzlich dokumentiert werden kann und zu prüfen, ob beim Naturparkverein Stromberg-Heuchelberg und beim Plenum Heckengäu dafür Zuschüsse zu erhalten sind.

Ein ausgewiesener Wanderweg führt entlang der Eppinger Linie – einer Verteidigungsanlage von 1695 – von Eppingen über Sternenfels und Maulbronn bis nach Mühlacker. Bereits in den 80er-Jahren wurden die alten Palisaden – zum Beispiel am Sauberg - wieder aufgebaut und damit zu einem Teil erlebbarer Geschichte gemacht. Doch die Eppinger Linie verlief nicht nur bis zum Sauberg zwischen Lienzingen und Ötisheim, sondern auch durch das heutige Mühlacker. Hier sollte geprüft werden, ob in unserer Stadt sichtbare Abschnitte der Eppinger Linie geschaffen oder zumindest Hinweistafeln aufgestellt werden können. Beteiligen sollte man Verschönerungsverein, Schwäbischer Albverein, Historisch-archäologischer Verein und Scherbabuzzer. Gerade den Scherbabuzzern gelang es, Zeichnungen über die durch das heutige Mühlacker führende Linie zu erarbeiten und während der Öffnung der Burgruine Löffelstelz zu zeigen.

Übrigens: Auf der anderen Seite - in Niefern - setzt sich der Wanderweg fort. Irgendwie ist Mühlacker die Lücke.

Der Antrag steht am Dienstag, 14. Oktober, auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung.