Schwätzbänkle im Trend

Bäckerbank
Man müsse das Thema, die Entscheidung oder das Problem nur richtig kommunizieren, dann werde man auch zumindest Verständnis, wenn nicht gar Zustimmung bei den Leuten ernten. Das meinen Politiker, wenn gerade wieder eine Sache schief lief. Zum Beispiel die nach wenigen Tagen vom Landtag verschämt kassierte Neuregelung der Altersversorgung für baden-württembergische Landtagsabgeordnete (dass die Menschen den Beschluss ganz einfach für grottenfalsch halten, unabhängig vom Kommunizieren der Begründung, scheint den Fraktionsoberen nicht in den Sinn zu kommen). Trotzdem: kommmunizieren ist gut. Miteinander schwätzen. Übers Schwätzen heißt es in einem Glossar der Süddeutschen Zeitung aus 2014 für Neu-Schwaben: Bedeutet neutral übersetzt "sich unterhalten", geht manchmal aber auch in klatschen bis lästern über. Schwätzen ist genauso Lieblingsbeschäftigung wie bruddla. Und wo kann man am besten schwätzen? Natürlich auf dem Schwätzbänkle. Wie vor Schmids Bäck in Lienzingen oder auf dem Feierabendsbänkle in der Lohwiesenstraße. Zum Schwätzen, Pausieren, Eis schlotzen oder einfach als Nachbarn-Treffpunkt. Und der laufende Prozess der Bürgerbeteiligung in Mühlacker - in Zukunftswerkstätten - fördert allerorten den verstärkten Wunsch nach Begegnungsmöglickeiten zu Tage. Sozusagen neue Kommunikationspunkte. Schwätzbänkle sind also im Trend. "Schwätzbänkle im Trend" vollständig lesen

Der Stoff, aus dem sich Debatten stricken lassen



Schon vorhanden. Der Sommerberg als Namensgeber.

Greifvögel, Jahreszeiten, Gewannnamen, historische Persönlichkeiten - eine "schwierige" Entscheidung, vor der der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats heute Abend stand. Das Thema: die Bezeichnung der drei Straßen im künftigen Wohngebiet "Sommerberg" in Mühlacker-Dürrmenz. Eigentlich sollte der Gemeinderat schon im Juli darüber entscheiden. Die Stadtverwaltung hatte angeregt, den oberhalb bestehenden Straßennamen Sommerberg in der Verlängerung des vorhandenen Wegs zu erhalten (war denn auch unbestritten). Zwei Straßen sollten nach Greifvögeln benannt werden, wobei die Verwaltung an Bussard oder Habicht dachte. Im benachbarten Wohngebiet Nagd sind die Greifvögel die Namensgeber für Straßen. Irgendwie verschwand damals das Thema von der Tagesordnung, weil einzelne Stadträte sich nicht mit Vögeln anfreunden wollten.


Also gab es nun Anträge von SPD und Freien Wählern. Zudem hatten sich zwei Bürger mit Anregungen gemeldet. Die Sozialdemokraten wollten alle Jahreszeiten vertreten haben - doch die Straßenzahl reichte nur für Sommer, Frühling und Herbst, nicht für den Winter. Die Freien Wähler dachten an die vorhandenen Gewannnamen und wollten diese erhalten (wofür auch ich war) - hätte auch gepasst, doch weil eine Gewannbezeichnung sich schon in einem Straßennamen im Enzberger Weiler Sengach niedergeschlagen hatte, fehlte plötzlich der dritte Name. Die Verwaltung liebäugelte sofort wieder mit einem Greifvogel und regte Bussardstraße an. Doch so recht gefiel das niemand. Nachdem die Jahreszeiten-Idee der SPD keine Mehrheit fand, kam der Vorschlag der Freien Wähler durch - Sommerberg, Hundsrücken und dann? Na, die beiden Straßen sind schnell namensmäßig zu einer zusammengelegt worden und heißen nun durchgängig Hundsrücken, obwohl der eigentlich nicht im Baugebiet, sondern daneben liegt. Musste eben etwas gerückt werden.


Immerhin passierte dem Verwaltungsausschuss in Mühlacker nicht das, was vor vielen Jahren dem Gemeinderat von Benningen am Neckar unterlief. Nach einer langen und kontroversen Debatte hatte sich dort eine Mehrheit auf einen Namen verständigt, bis jemand merkte: "Mensch, den gibt es doch schon lange."


Nun: Falls die Bebauung des Kanne-/Schuler-Areals im Herz des alten Dürrmenz doch noch zügig abgewickelt werden kann (was zu hoffen ist), lassen sich dort die Namen historischer Persönlichkeiten aus der Dürrmenzer Geschichte unterbringen, wie sie die Scherbabuzzer vorgeschlagen hatten. So wäre also auch dieser Gedanken aufgenommen worden. Nur für den Jahreszeiten-Wunsch der Genossen bleibt nichts übrig. Weil aber die Jahreszeiten alle männlichen Wortgeschlechts sind, wäre das doch nicht mit dem Gender Mainstreaming verträglich, auf den die Sozialdemokraten sonst immer gehörig wert legen (aber nicht nur die).


Man sieht: Straßennamen-Vorschläge sind der Stoff, aus dem sich Debatten stricken lassen. Zum Glück haben wir heute Abend doch rechtzeitig beigedreht. Weil alle merkten: Es war doch nicht die Entscheidung über die Zukunft des Mühlehofes . . . Obwohl man es zunächst hätte meinen können!

Zum Beispiel Bündnerfleisch

Kollektive Heiterkeit im Nationalrat der Schweiz, dem Pendant zu unserem Bundestag. Bundesrat Hans-Rudolf Merz von den Freisinnigen beantwortete die Anfrage eines Abgeordneten zur zunehmenden Einfuhr fertig gewürzten Fleisches und konnte dabei das Lachen nicht "verheben", wie die Schwaben sagen. Das schwurbelige Behörden-Deutsch, mit dem seine Beamten eine eidgenössische Zollvorschrift würzten, riss den Finanzminister Merz zu Lachsalven hin. Nur mit Mühe und unter Tränen konnte er seine mündliche Antwort beenden.



 Apropos Finanzminister. Ob zu so viel Heiterkeit auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble fähig wäre? Es darf gezweifelt werden.



Ein bisschen Gehalts-Ranking gefällig?


Ein bisschen Gehalts-Ranking gefällig? Angela Merkel kommt auf gut 260.000 Euro jährlich, Bundespräsident Christian Wulff auf knapp 200.000 Euro. Und die Intendanten unserer Rundfunkanstalten? Seit für den WDR die Pflicht gilt, das Gehalt offenzulegen, gibt es auch Meldungen aus anderen Rundfunkhäusern. Aber nicht von allen. Manchmal muss (noch) geschätzt werden. Jedenfalls ist ein erste Übersicht möglich, da das Intendanten-Outing inzwischen weiter ging. Danach kommt Thomas Gruber vom Bayrischen Rundfunk auf 310.000 Euro Grundgehalt, WDR-Chefin Monika Piel erhält 308.000 Euro. NDR-Intendant Lutz Marmor erreicht  286.000 Euro im Jahr, Dagmar Reim (RBB) 220.000 Euro, der aus Mühlacker stammende Fritz Raff (SR) 210.000 Euro, Jan Metzger (RB) 297.000 Euro, Peter Boudgoust (SWR) 273.000 Euro. Erik Bettermann von der Deutschen Welle bezieht 207.000 Euro. HR, MDR und BR wollen indes die Einkommen ihrer Intendanten nicht preisgeben. ZDF-Intendant Markus Schächter wird auf 290.000 Euro geschätzt. So wie es aussieht, stellen alle den Bundespräsidenten gehaltsmäßig in den Schatten. Und manche auch die Kanzlerin.


Wessen Verantwortung ist größer? Zugegeben, gegenüber den Ackermännern dieser Republik werden die Intendanten kurz gehalten. Doch die Ackermänner können auch nicht der Maßstab sein. Krankenhaus- oder andere Direktoren vielleicht? Da sind die meisten Intendanten-Einkommen eher Durchschnitt.


Es kommt eben immer auf den Blickwinkel an.