Ex-Bürohaus Wertle oder Neubau statt Sanierung?

Ein Gespräch im 36. Jahr des Bestehens des Bürohauses Wertle an der Enzstraße: Der SPD-Ortsverein Mühlacker veranstaltete eine Podiumsdiskussion und lud auch mich als Vorsitzenden der CDU-Gemeinderatsfraktion dazu ein. Tenor der Debatte: Größere Sanierungsaufwendungen für die städtische Immobilie, die der frühere Stadtrat Joseph Mayer immer als „Pappendeckelgebäude“ bezeichnet hat, lohnen sich nicht mehr.
Das Fertigteil-Gebäude wurde zur Kreisreform, die am 1. Januar 1973 in Kraft trat, errichtet als Außenstelle des neuen Enzkreis-Landratsamts in Pforzheim. Ebenfalls untergebracht worden war das Polizeirevier Mühlacker. Der Enzkreis speckte seine Außenstelle über die Jahre ab und letztlich blieb nur die Kfz-Zulassung, die später in ein Gebäude an der Vetterstraße umzog. Die Polizei suchte und fand ein neues Quartier an der Hindenburgstraße/Ecke Isolde-Kurz-Weg. Bis zum Bau des Rathauses befanden sich in dem Gebäude noch städtische Ämter. Seit 1990 dient das einstige Bürohaus verschiedenen Nutzern als Unterkunft: Jugendhaus, Familienbildung, die Straßensozialarbeiterin der Stadt und Vereine wie der Bouleclub und ausländische Gruppen. Es ist ein sozio-kulturelles Zentrum, eine Haus der Begegnung.
Im Jahr 1997 beschloss der Gemeinderat, den Bau nach einer Restnutzungszeit von vier bis fünf Jahren abzubrechen. Inzwischen dauert diese Restnutzungszeit schon zehn Jahre. 2003 legte sich der Gemeinderat bei der zehnjährigen Investitionsplanung fest, 2006/07 in die Planung für einen Ersatz einzusteigen. Die CDU-Fraktion beantragte im April 2006 eine bauliche Bestandsaufnahme sowie ein Konzept für einen Ersatz-Bau. Dem Antrag stimmte der Gemeinderat im Mai zu. An diesem Auftrag arbeitet die Verwaltung immer noch. In einem Zwischenbescheid vom 22. 10. 2006 an die CDU-Fraktion schreibt die Stadtverwaltung:
In der Sitzung vom 23.05.2006 hat die Verwaltung zugesagt, Untersuchungen durchzuführen, diese haben teilweise schon stattgefunden. Nach Auskunft des Fachamtes hat die Auswertung der Statik ergeben, dass die Belastungen im 1. Obergeschoss 200 kg/m² nicht übersteigen dürfen. Normale Nutzungen durch das Jugendhaus und die Vereine können dort stattfinden. Andere Aktivitäten wie Fitness, Tanz und sonstige sportliche Übungen sollten hier nicht durchgeführt werden. Die Verwaltung ist dabei zu überprüfen, ob solche Nutzungen ggf. ins Erdgeschoss verlegt werden können.
Im Rahmen der weiteren Untersuchung hat man nun verschiedene Öffnungen in der Wand¬bekleidung herstellen lassen, um den Zustand des Tragwerks und der Baukonstruktion generell überprüfen zu können.
Ziel sollte sein, das Gebäude mit relativ geringfügigen Mitteln noch so lange als möglich zu erhalten.
Ein Konzept über künftige Nutzungen bzw. Ersatzflächen kann von Amt 23 (Grundstücks- und Gebäudemanagement) nicht erstellt werden, allerdings wird darauf hingewiesen, dass angesichts der verfügbaren Flächen im Bürohaus Wertle bei einer Ersatz-Lösung ggf. keine solch großen Flächen mehr zur Verfügung gestellt werden können.
Bei der Podiumsdiskussion berichtete Amtsleiter Gottfried Kautter von weiteren Untersuchungsergebnissen und deutete an, dass die Verwaltung auf die Sanierung des Hauses setzt und dafür Mittel im Gemeinderat beantragen will. Die Standsicherheit sei auf jeden Fall gewährleistet.
Doch die Schilderungen von Gudrun Sauter als Leiterin des Jugendhauses und von Hannelore Alsfeld-Seibel von der Familienbildung über den baulichen Zustand ließen doch erhebliche Zweifel aufkommen, dass eine Sanierung die wirtschaftlichste Lösung darstellt.

Meine Position, die ich bei dem Gesprächsabend vertreten habe:
Wir müssen 2007 zu einer grundsätzlichen Weichenstellung kommen. Das bedeutet: Umgehender Beginn der Planung und – auch kostenmäßige – Untersuchung aller Varianten einschließlich Neubau. Wichtiger Teil dieser Planungsarbeit ist ein Raumprogramm, die Festlegung der Nutzer eines Neubaus, vor allem aber die Klärung der Frage, wo die jetzigen Nutzer während eines Neubaus übergangsweise untergebracht werden können. Denn der Standort Wertle hat sich bewährt, so dass hier auch der Neubau entstehen sollte. Und wenn die Kosten auf dem Tisch liegen, gehört dazu auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Ich denke, ein Neubau ist letztlich wirtschaftlicher als immer wieder Geld in die alte Hütte zu stecken, ohne dass sich die Probleme grundlegend ändern.
Erst wenn man weiß, was ein solches Projekt kostet, kann man über die Finanzierung im Haushalt der Stadt reden. Ist aber ein Ziel da, werden sich die Nutzer sicherlich auch einbringen. Auch deshalb brauchen wir die Planung und dann die Entscheidung des Gemeinderats.

Ich meiner Haushaltsrede vor dem Gemeinderat am 19. Dezember 2006 habe ich zu dem Projekt gesagt: Gerade das Wertle-Gebäude zeigt, dass man die Probleme nicht treiben lassen kann, sonst steht man eines Tages vor einem Scherbenhaufen, um dann in hektischer Betriebsamkeit meist zu teure Schnell-Lösungen zu finden.

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