Sommerloch-Betrachtung: Von A.S., 09 - nicht 007! - und der Spielhalle

Ruhig ist es gerade in der Mühlacker Kommunalpolitik. Immer noch. Aber was wollen wir in der Halbzeit der Ferien anderes erwarten? Alles ist dem Urlaub geschuldet. Im Rathaus regiert Bürgermeister Winfried Abicht, der die pure Freude am Geschäft ausstrahlt. Der OB urlaubt auf Mallorca und von Stadträten ist auch wenig zu hören. Also: Still ruht die Stadt? So ganz doch nicht. Die Zeitungen fragen Sachstände ab. Was machen die Baumarktpläne an der B 10 (Stuttgarter Straße) auf Höhe Senderhang-Nord? Wie geht es auf dem Ziegelei-Gelände weiter, nachdem sich dort das bisherige Unternehmen ganz verabschieden will? Was tut sich am Krankenhaus Mühlacker? Alles wird abklopft. Derweilen versucht ein Spielhallenbesitzer in der mittleren Bahnhofstraße, eine Aufteilung seiner Spielhallenflächen in zwei Spielhallen zu erreichen und erklärt dazu den Nachbarn, dazu benötige die Stadtverwaltung eine Zustimmungserklärung für die nachträgliche Baugenehmigung (von wem eigentlich?). Ob da ein Zusammenhang besteht mit der Absicht der Stadt, die Spielhallenwelt in Mühlacker zu beschränken (Juristen sagen, zu steuern). Wer will hier wem ein Schnippchen schlagen?


So ganz still und heimlich meldet sich ein früherer Akteur der Mühlacker Kommunalpolitik im weltweiten Netz zu Wort, lässt sich quasi nur in die Augen blicken: A.S. zelebriert das, was er als seine Erfolge ansieht - lässt dazu aber wohlweislich keine Kommentare zu, obwohl er eine Blog-Software verwendet, die eigentlich auf Meinungsäußerungen angelegt ist. Ja und dann ist eine neue Internetadresse zu entdecken: Der Wahlkampf-Auftritt des Kandidaten mit dem Zusatz 09 (http://www.frank-schneider-09.de) - nein, nicht 0007, sondern nur 09! - ist inzwischen einer fast staatsmännischen Homepage unter einer neuen Adresse gewichen: Ansonsten blieb vieles gleich, vor allem die Twitter-Seite, die beim Schwenk weg von 09 offenbar vergessen wurde. Und bei YouTube findet sich noch das - mit bisher 1044 Aufrufen:


Mit ein bisschen Muße lassen sich doch manche Sommerloch-Spuren auch in unserer schönen Stadt Mühlacker freilegen. Ach ja, das Google-Street-View-Widerspruchsformular ist doch weiterhin von der städtischen Homepage verschwunden. Ob man im Rathaus die Hysterie nicht einfach mitmachen will? Schön  wäre es. Aber ich befürchte: Wenn es wieder Platz gibt, wird es wieder Aufnahme finden in die Liste der städtischen Wichtigkeiten.


Denken wir noch an die lokalen Stuttgart-21-Gegner, die diese nachrichtenarme Zeit geschickt nutzen. Wie wäre es mit einer globalen Betrachtung? Dann könnte doch auch gleich der Widerstand gegen die Hochmoselbrücke einbezogen werden. Ein bisschen Protest-Tourismus gefällig? Oder Retroperspektive? Bittschön:


Vaihingens Bürgermeister Gerhard Palm schrieb 1973 vor dem Hintergrund der Pläne, eine Schnellbahntrasse zwischen Mannheim und Stuttgart zu bauen, die auch Protest in unserer Raumschaft auslöste, ans Regierungspräsidium Stuttgart: Diese Maßnahme bedeute über Jahrzehnte hinaus ein Hemmnis für die Entwicklung der Stadt Vaihingen. Im August 1976 nahm die Aktionsgemeinschaft Schnellbahntrasse e. V. nach dem Start der Bauarbeiten an der Strecke in Mannheim – Rammschlag am 20. August 1976 – das gesamte Projekt aufs Korn: „Die Neubaustrecke ist überflüssig.“ Einzig und allein Milliarden Steuergelder würden vergeudet. Der erwartete Zuwachs beim Verkehrsaufkommen auf der Schiene seien irreale Wunschträume. Diese Bahn zerstöre in unverantwortlicher Weise ein weites Naherholungsgebiet und schädige zigtausend Menschen durch unerträglichen Lärm in ihrer Gesundheit, aber auch in ihrem Vermögen. Der Vorstand der Aktionsgemeinschaft ist deshalb, so die damalige Pressemitteilung, der Auffassung, dass es ein Skandal ist, mit dem Bau zu beginnen, ehe nochmals die Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit einer eingehenden Prüfung unterzogen wird und obwohl für über 90 Prozent der Strecke noch keine Baugenehmigung vorliegt. Es könne erwartet werden, dass im Rechtsweg diese Strecke noch durchaus verhindert werden kann.

Na, erinnert uns dies etwa an die aktuelle S-21-Diskussion? Manches hört sich diesmal ähnlich an. Wie sieht der heutige Alltag aus? In Vaihingen den Zug besteigen und auf schnellem (umweltfreundlichem) Weg rascher nach Norden und Süden zu fahren als dies vorher möglich war. Alle freuen sich. Und Vaihingen? Das boomte nach dem Bau von Schnellbahntrasse und Bahnhof.


Nun, man wird doch daran erinnern müssen dürfen?

Heute und nicht erst in der nächsten Sommerloch-Betrachtung.

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