Diakonie: Neun Seiten mit interessanten Details

Heute erhielt ich als Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion den Jahresbericht 2009 des Diakonischen Werks Pforzheim-Land. Neun Seiten mit interessanten Details. Doch besondere Aufmerksamheit verdienen die beiden ersten Absätze, überschrieben mit "Geschäftsführung". Hier im O-Ton:
Soziale Kälte und das Auseinandertrifften der Schere in unserer Bevölkerung zwischen Arm und Reich prägen zunehmend unsere Gesellschaft. Seit 1998 ist der Anteil der Menschen, die statistisch gesehen als „arm" gelten, auf 15% der Bevölkerung gestiegen. Eine wesentliche Ursache ist ein hohes Maß an Arbeitslosigkeit, und dass die Arbeitslöhne für viele sinken. Diese Menschen sind oft kaum in der Lage, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie durch die eigene Berufstätigkeit zu bestreiten. Eine Reaktion der Politik fördert immer wieder die Reaktion „weniger Sozialstaat und mehr Eigenverantwortlichkeit der Persönlichkeiten". Dieser Blickwinkel vernachlässigt die Erkenntnis, dass in unserer Gesellschaft sich Perspektivlosigkeit breit macht. Schlechte Bildungsabschlüsse oder gar keine Schulabschlüsse und wenig Ausbildung verschafft unserer arbeitenden Bevölkerung nicht die Position, sich leistungsfähig ein aufstrebendes Leben zu ermöglichen.
In unserer Beratungsarbeit bemerken wir die gnadenlosen wirtschaftlichen Interessen, zum Beispiel von Energie-Versorgungsunternehmen, mit welcher Vehemenz Schulden eingetrieben werden, häufig eine kompromisslose Haltung von Behörden, denen das Schicksal der Menschen zunehmend gleichgültig wird. Wenn durch Engagement von Sozialarbeitern bei Konflikten keine Lösungen mehr gefunden werden können, erscheint die Situation zunehmend aussichtslos. Es entsteht der Eindruck, dass Politiker oder Mitarbeiter von Behörden sich nicht in das Leben und die Schwierigkeiten im Leben von sozial schwachen Menschen hineinversetzen können. Dazu kommen die knapper werdenden Finanzen, die einfach keine Spielräume mehr ermöglichen.

Gefragt habe ich mich, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Tatsache, dass der Enzkreis die niedrigsten Pro-Kopf-Sozialausgaben hat und der Klage in dem Jahresbericht, Politiker und Mitarbeiter von Behörden könnten sich nicht in die Lage sozial schwacher Menschen hineinversetzen. Oder liegt unser günstiger Schnitt nur daran, dass die sozialen Probleme in einem ländlich geprägten Landkreis geringer sind als zum Beispiel in der Stadt Pforzheim und wir stark auf Prävention setzen? Fragen, mit denen wir uns in der Kreispolitik beschäftigen müssen. Denn die Schilderung der Diakonie lässt sich nicht einfach zur Seite legen. Immerhin hat der Kreistag in seinen beiden Klausurtagungen darauf verzichtet, harte Eingriffe in den Sozialetat vorzunehmen, auch wenn uns 2011 allein bei den Einnahmen aus der Kreisumlage voraussichtlich elf Millionen Euro (41 statt 52 Millionen) fehlen werden.

Bei den Entscheidungen ist die Gesamtschau zu sehen, dazu gehören auch die Erfahrungen der Wohlfahrtsverbände wie das Diakonische Werk Pforzheim-Land.


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