Lange Jahre Augen verschlossen vor Integrationsproblemen

Die Islamwissenschaftlerin Professor Dr. Christine Schirrmacher vom evangelischen Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz sprach heute Abend in einer Veranstaltung der Blumhardt-Schule in Mühlacker-Lomersheim, zu der auch der Evangelische Arbeitskreis der Kreis-CDU eingeladen hatte. Das Thema: Islam und christlicher Glaube im Vergleich. Ein interessanter Vortrag, der auch auf starke Resonanz stieß. Die Hochschullehrerin vertrat die Prinzipien der Toleranz, Demokratie und Meinungsvielfalt. Das christliche Menschenbild verpflichte dazu, alle Menschen in Würde zu achten. Das Postulat des Instituts: gegenseitiger Respekt, Fairness, Menschenrechte, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt. In diesem Rahmen riet sie dazu, auf Anhänger des Islam zuzugehen, das Gespräch zu suchen und auch gemeinsam Glaubensfragen zu besprechen, damit gegenseitiges Verständnis zu schaffen, auch um den Einfluss extremistischer Kräfte des Islams den Nährboden zu entziehen.

Die Professorin beklagte, dass jahrzehntelang in Deutschland - die ersten türkischen Gastarbeiter kamen 1961 aufgrund der Anwerbung durch die deutsche Wirtschaft - mehr oder minder die Augen verschlossen wurden vor den Integrationsproblemen. Eine Beschäftigung mit den sich anbahnenden Problemfeldern sei lange ausgeblieben, die durch den dauerhaften Verbleib, den weiteren Zuzug und das sich selbst Überlassenbleiben der muslimischen Gemeinschaften entstand sei. Wenn man sich doch dieser Thematik annahm, dann meist zaghaft und halbherzig. In diesen ersten 20, 30 Jahren sei nicht erkannt worden, dass die zweite und dritte Generation der Arbeitsmigranten besondere Förderkonzepte gebraucht hätte, dass auf der anderen Seite aber auch an manchen Stellen Moscheekulturen und politische Netzwerke entstanden seien. Sie sprach inzwischen entstandene türkischen Parallelgesellschaften an.

Nur eine fundierte Ursachenforschung werde Wege zur konstruktiven Integration eröffnen: Wer nicht definieren könne, was die tragenden, unverzichtbaren Fundamente der eigenen Kultur und Wertegemeinschaft sind, dem müsse zwangsläufig unklar bleiben, was er von der Zuwanderergemeinschaft einfordern und wo er die kulturelle Vielfalt als Bereicherung des eigenen Horizonts genießen kann.

Ein interessanter Abend, der zum Nachdenken anregte und dazu, sich vertiefender mit diesen Themen zu beschäftigen.

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