Das große Interview und die kleine Nachricht

Keine Spur von Selbstkritik über seine siebenjährige Amtszeit: Arno Schütterle ist von sich überzeugter denn je. Zumindest, nach dem heute erschienenen so genannten großen Interview im Mühlacker Tagblatt. Schütterles Botschaft: Ich bin gut, alles ist gut, nichts geht schief - und geht mal was schief, dann sind die bösen Zeitläufe wie die Finanzkrise schuld. So einfach ist das. Dass Schütterle am letzten Oktober-Wochenende 2009 wieder antreten wird, wird vom MT auf Seite 1 als große Nachricht angekündigt - doch das ist sie doch nicht. Denn der OB betreibt seit vielen Monaten Wahlkampf und meidet strittige Themen wie der Teufel das Weihwasser.

Der Versuch der MT-Redakteure, Schütterle mit immer wieder neuen Nachfragen wegen der in der Bevölkerung zu hörenden kritischen Stimmen über den OB aus der Reserve zu locken, scheiterte grandios am Objekt und an dessen Windschlüpfigkeit - außer staatstragenden Worthülsen, aber diese immerhin variantenreich vorgetragen, gab es nichts Habhaftes. Ansonsten werden Aussagen einfach stehengelassen: So die verwegene Darstellung des OB, die Freibadmillionen hätte man vom Eigenbetrieb Freibad in den städtischen Haushalt überführen können, um dann bei der anstehenden Etatdebatte über die Verwendung zu entscheiden (dabei hat sich die Stadt das Geld vom Eigenbetrieb schon geborgt und ausgegeben).

Oder Aischbühl: Er erweckt den Eindruck, die weitere Entwicklung der Gebiete Stöckach und Senderhang-Ost hätten ihm näher gelegen als das Gebiet Aischbühl-Ost. Weshalb hat er nichts getan, um Stöckach und Senderhang-Ost auf die Tagesordnung zu bringen? Er hat es als Leiter der Verwaltung doch in der Hand, Themen auf die Agenda zu setzen.

Oder Waldäcker: Er spricht im Interview von einem Gewerbeflächenbedarf, der irgendwo zwischen 14 und 42 Hektar liegt. Ja, was nun? Seine Verwaltung legte doch eine Bedarfsberechnung für 42 Hektar vor. Auf dem Seitenkopf der Vorlage steht "Stadt Mühlacker - Der Oberbürgermeister".

Oder Mühlehof: Er wolle nochmals die möglichen Optionen aufzeigen, ist im Interview zu lesen. Was heißt "nochmals"? Wann hat er jemals Optionen auf den Tisch gelegt? Nie! Zu allem musste er vom Gemeinderat getrieben werden. Selbst als die Firma Echo GmbH die Termine in Mühlacker platzen ließ, machte er noch gute Miene zum bösen Spiel.

Also: Ein großes Interview mit kleiner Nachricht.

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