Oh Doktor Leuninger, hilf!

Gemeinderatssitzungen sind gemeinhin lehrreich. Zum Beispiel heute Abend. Da sagte doch Hans-Ulrich Wetzel vom Vorstand des Gewerbe-, Handels- und Verkehrsvereins Mühlacker (GHV), ein Externer soll uns sagen, wo es lang geht. "Uns", das ist irgendwie der Handel in der Innenstadt oder auch ein bisschen mehr. Just dieser setzt nun auf Dr. Stefan Leuninger von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA). Das ist nämlich der Externe. Er soll einen Prozess für ein City-Management moderieren, an dessen Ende ein City-Manager steht, den zur Hälfte die Stadt und der GHV bezahlt - über einen Citymanagement-Verein. Das Moderieren heißt eigentlich nichts anders, Geschäftsleute dazu zu bewegen, einen Citymanagement-Verein finanziell zu unterstützen, den wiederum Stadt und GHV gemeinsam tragen sollen und der dann den Citymanager finanziert. Offen blieb, ob damit nun ein neues Gutachten verbunden ist und nur neue Strukturen. Das ging in der zweistündigen Debatte im Verwaltungsausschuss unter.

Leuninger, der Heilsbringer! Der soll kommen. Aber der war schon da. 2004/05 als Mitarbeiter der Firma Imakomm, als er zusammen mit Handel und Gewerbe ein Konzept für Stadtmarketing erstellte - die "Mühlacker Initiative". 12400 Euro hat das den Steuerzahler gekostet. Die meisten Bereiche sind nie umgesetzt worden.

Das neue Projekt, das heute Abend beschlossen wurde, kostet rund 16500 Euro. 2000 Euro löhnt der GHV, 14500 Euro der Steuerzahler. Nach GHV-Version sind es 12500 Euro von der Stadt, weil er einen Zuschuss der Stadt von 2000 Euro für ein Projekt nicht abgerufen habe (dass das auch Steuergelder sind, die bisher nur nicht ausgegeben wurden, spielte keine Rolle - darf man nicht so eng sehen).

Professionalität - das ist das Wort, das der GHV-Vorsitzende Slobodkin heute Abend sehr häufig verwendete. Ja, alles soll professionell werden. Als ob alles, was bisher für das Stadt-Image getan wurde, nicht professionell war. Weder die Veranstaltungen wie Martini-Markt oder Mühlacker Frühling - übrigens beide vom GHV organisiert - noch die Kultur- und Sport-Highlights.

Aber Dr. Stefan Leuninger wird's richten. Wir wissen zwar nicht was, aber irgendwie wird was raus kommen. Und im Zweifelsfall lassen wir dann in zwei oder drei Jahren wieder ein neues Gutachten fertigen. Bezahlt vom Steuerzahler. Was für die Zukunft der Stadt ist (OB), muss uns eben was wert sein.

Übrigens: 1999 bezahlten wir an die GMA für Stadtmarketing-Foren mehr als 30.000 Euro. Die Folge: Die Schaffung einer Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, die es seitdem gibt - übrigens laut Beschluss von 1999 auch für das City-Management zuständig (aber das will inzwischen niemand mehr wissen). Dann folgte das Imakomm-Gutachten, jetzt Leuninger zwo und wann kommt die nächste Auftragsarbeit zwecks "Strukturierung des Stadtmarketings" (Slobodkin)?

Übrigens: Ich habe auch zugestimmt. Nachdem der OB zugesichert hat, dem Gemeinderat in der künftigen Diskussion das Recht einzuräumen, die Stellenbeschreibung der städtischen Wirtschaftsförderin Anette Leitner neu zu fassen (sie hat die Stelle von 1999 seit 2000 inne). Für mich kann es nur eines geben: Sie muss die neue City-Managerin werden. Auch für eine Beamtin durfte das doch von besonderem Reiz sein, nachdem sie eigentlich dafür eingestellt worden war.

Ansonsten sagen wir mit Beckenbauer: Schau m'r mal. Und wenn die Sache schief geht, rufen wir wieder: Doktor Leuninger hilf! Auf dass der uns den Weg zeigt, weil wir ihn offenbar selbst nicht kennen.

CDU und FW taten sich mit der Entscheidung schwer, doch die FDP mit dem Ex-GHV-Vorsitzenden an der Spitze machte es sich im Einklang mit OB, SPD und LMU ganz leicht mit dem Geldausgeben für einen Moderator. 16500 Euro, respektive 14500 Euro, pardon 12500 Euro. Und alles nur, dass "uns" ein Externer sagt, wo es lang geht. Weil wir das angeblich nicht selbst wissen.

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