Mit der Lizenz zum Absägen
Unabhängig vom Umsägen der Lienzinger Baumprominenz: Kürzlich beklagte ein Bürger bei der Einwohnerversammlung für die Kernstadt im Uhlandbau das heftige Abholzen von Bäumen im Bereich Waldäcker. Die Stadtverwaltung vermutete dahinter die Straßenbauverwaltung des Enzkreises. Tatsächlich scheinen sich diesmal die verschiedenen Behörden bis zum letzten gesetzlich erlaubten Termin, dem 28. Februar, gegenseitig bei den "Pflegemaßnahmen" übertreffen zu wollen. Plötzlich hat man von der B10 zwischen Illingen und Vaihingen freie Sicht auf Schmiebach und Illinger Kläranlage. Ganz ungewohnt sind auch die kahl geschlagenen Ränder der B35 auf Höhe Schmie. Doch die Natur schließt wieder manche Lücke. "Mit der Lizenz zum Absägen" vollständig lesen
Der Fall Friedenslinde und seine Folgen
Dreizehn war ich, als diese Partie der heutigen Knittlinger Straße in Lienzingen 1963 fotografiert wurde. Nur einen Steinwurf davon entfernt wohnten meine Eltern und ich in der Herzenbühlgasse. Generationen von Lienzinger wuchsen im Schatten des Pracht-Baumes auf. Das verhindet. Dass die Stadtverwaltung die nach Ende des deutsch-französischen Krieges 1871/72 gepflanzte Friedenslinde am Dienstag Nachmittag klammheimlich fällen ließ, ist seitdem das Aufregerthema nicht nur in unserem Dorf. Emotionen hängen an dem lokalgeschichtlichen Objekt. Wenigstens den in mehrere Teile zerlegten Stamm ließ OB Frank Schneider gestern sichern, denn sonst überlässt die Stadt jener Firma, die auf ihre Order hin einen Baum fällt, das Holz zur Verwertung. Die Lienzinger Holzbildhauerin Susanne Bosselmann zeigte Interesse. Das Holz der Lienzinger Friedenslinde hat Qualität, ist weder verfault noch hohl. Weshalb stand das Prachtstück dann auf der Abholzliste der Stadtverwaltung? Kaum jemand kann sich einen Reim darauf machen. Umso größer die Wut über die überstürzte Aktion der Stadt. Unabhängig voneinander waren meine Gemeinderatskollegen Klemens Köberle und Dr. Ulrike Fuchs (beide LMU) am "Tatort". Beide konnten nicht verstehen, warum diese Linde gefällt werden musste. Nach deren Aussagen (immerhin beides Biologen) hätte die Linde durchaus noch viele Jahre bis Jahrzehnte stehen könnnen, da lediglich im Kern kleine Beschädigungen vorhanden sind (Durchmesser circa 12 Zentimeter und auch nicht durchgehend). Meine Ratsfraktion begrüßte heute die Ankündigung des OB, den Fall im zuständigen Gemeinderatsausschuss aufzuarbeiten. Dabei muss auch offengelegt werden, wer die Verantwortung für den Auftrag an eine Fachfirma zum Absägen gegeben hat und auf welchen Grundlagen. Wir wollen auch wissen, ob vor der Aktion der rechtlich verankerte Ensembleschutz für den historischen Ortskern des Etterdorfes geprüft worden ist und wie es sich mit dem Denkmalschutz verhält: Gilt der nur für Private? Mit Blick auf die Zukunft muss der Gemeinderat eine Reglung treffen, um solche klammheimlichen Abholzaktionen prägnanter Bäume künftig zu verhindern. Jedenfalls muss vorher in den Gremien beraten und die Öffentlichkeit beteiligt werden. Aber Fingerspitzengefühl kann man nicht vorschreiben, das müssen die Verantwortlichen einfach haben. Daran hat es im Fall Lienzingen vollkommen gefehlt.
"Der Fall Friedenslinde und seine Folgen" vollständig lesenFriedenslinde: Und es war doch die Stadt
Stadt: 13 Mal hat es gekracht, aber keine Unfallhäufung
Mühlacker-Lienzingen/Zaisersweiher. Auf der Landesstraße 1134 zwischen Lienzingen und Zaisersweiher kam es im Zeitraum 2014 bis 2016 zu insgesamt 13 Unfällen, heißt es in der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des Vorsitzenden der CDU-Gemeinderatsfraktion, Stadtrat Günter Bächle. Die Stadtverwaltung gliedert laut Mitteilung der Fraktion die Unfälle in drei Kategorien. Da seien Bagatellunfälle: Berührungen im Gegenverkehr (Spiegel abgerissen), insgesamt vier Unfälle. Die zweite Gruppe Alleinunfälle: Abkommen von der Fahrbahn wegen Fahrfehlern oder überhöhter Geschwindigkeit, insgesamt fünf Unfälle. Zudem habe es vier Kollisionen gegeben.
Trotzdem gelangt die Stadt zum Fazit: „Auf der Strecke Lienzingen – Zaisersweiher haben wir keine Unfallhäufung.“ Von den insgesamt 13 Unfällen von 2014 bis 2016 waren diesen Angaben zufolge sieben mit Sachschaden (inklusiv der vier Bagatellunfälle) sowie sechs Unfälle mit Personenschaden (fünf mit Leichtverletzten und ein Unfall mit einem Schwerverletzten). In den drei Jahren vor der Einführung der Geschwindigkeitsbeschränkung seien auf dieser Strecke 25 Unfälle mit elf Leicht- und drei Schwerverletzten zu beklagen gewesen. „Somit kann festgestellt werden, dass die angeordnete Geschwindigkeitsbegrenzung Wirkung zeigt, da die Zahl der Unfälle um fast 50 Prozent zurückgegangen ist“, schreibt die Stadtverwaltung abschließend.
Sechs Stunden Zukunft
Meine erste Zukunftswerkstatt liegt hinter mir und damit der zweite Termin des Projekts der Stadt Mühlacker zur Bürgerbeteiligung. Gestern sechs Stunden Zukunft von Lienzingen. Neben einer Handvoll Moderatoren, dem OB und drei Stadträten trafen sich morgens um zehn in der Gemeindehalle weitere fast 30 Teilnehmer – die Hauptpersonen - aus unserem, 2100 Einwohner zählenden Stadtteil. Zugegeben, mehr hätten es schon sein können. Alle wussten Bescheid, denn Mitarbeiter des Arbeitskreises Ortsjubiläum verteilten die Einladung an alle Haushalte. Doch viele bringen ein so großes Zeit-Opfer nicht auf, zu sehr ist der Samstag ein Tag diverser Erledigungen und der Familie. Immerhin: Gemessen an der Einwohnerzahl schnitt Lienzingen bei der Zahl der Mit-Macher leicht besser ab als zwei Wochen zuvor Enzberg. Erfreulich: das Interesse junger Menschen. Bei der persönlichen Vorstellung in die Arbeitsgruppe begeisterte mich als waschechten Lienzinger eine Neu-Bürgerin aus dem historischen Ortskern, die von sich als „Herzens-Lienzingerin“ sprach. Eine Liebeserklärung an unser Dorf!
Konsens herrschte darin, dass man gerne in Lienzingen lebt. Dass dem so bleibt, war auch gemeinsames Anliegen. Ein junges Paar beklagte, dass nicht alle noch freien Bauplätze zum Verkauf stehen. "Wir wollen doch in Lienzingen bleiben, auch weil es von einer so schönen Natur umgeben ist." Prompt kam das Thema auf den Tisch. Wie können die 19 Baulücken in Lienzingen aktiviert werden, wie lassen sich bei neuen Baugebieten solche gleich verhindern? Und so kamen in den vier Arbeitsgruppen viele Anliegen und Ideen auf den Tisch, die jeweiligen Moderatoren notierten sie auf hellbraunes Papier an großen Tafeln. ab und zu mussten sie ermahnen, die Punkte nicht gleich zu diskutieren und zu zerreden. Festgehalten wurden zunächst alle Punkte. Anschließend folgte die Priorisierung durch die Arbeitsgruppe: Jede(r) durfte drei rote Punkte verteilen. Für die drei Top-Themen galt es, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, aus denen in einer zweiten Runde wieder drei "herausgepunktet" wurden.
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