Friedenslinde: Und es war doch die Stadt

Knittlinger Straße: Ein paar weiß-rote Bändel anstelle der prächtigen Dorflinde.
Friedenslinde hieß sie, das Bild der Knittlinger Straße in Lienzingen prägte sie seit Generationen,  der Stuttgarter Fotograf Bothner lichtete sie 1931 mit der Partie Fachwerkhäuser ab. Der Verschönerungsverein Mühlacker bietet dieses wunderschöne Motiv von Bothner als E-Card  online zum Versenden an – zum Glück. Denn seit gestern Nachmittag steht sie nicht mehr. Nach mehr als 140 Jahren dahin gemeuchelt. Sie überstand zwei Kriege, aber nicht die Stadtverwaltung  Mühlacker. Zufällig fuhr ich gegen Abend vorbei, sah nur noch den Stumpf. Überrascht und erzürnt. Gegenüber im Hof der Gaststätte Lamm lagerte der Baum, zersägt in mehrere Stücke.  Passanten sagten, eine Fachfirma habe den Stamm umgelegt. Doch in wessen Auftrag? Niemand wusste es genau. Danach begann eine Posse, die peinlich sein muss für eine Verwaltung.  Denn ich nutzte die am selben Abend stattgefundene Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Technik (UTA) , um vor Eintritt in die Tagesordnung Aufklärung zu fordern. Wütend in Richtung Verwaltungsbank, ließ ich keinen Zweifel an meiner Vermutung, dass die Stadt verantwortlich ist. Doch die Veraltungsspitze wehrte ab, man wisse von nichts. Die stellvertretende Leiterin des Umwelt- und Tiefbauamtes versicherte mehrfach, nie und nimmer sei die Fällung eines Baumes in Lienzingen beauftragt worden, schon gar nicht die der Dorflinde. Und sie argwöhnte, möglicherweise habe dies der Enzkreis veranlasst, da die Knittlinger Straße in dessen Zuständigkeit falle. Umgesägt werden müssten nur zwei Akazien in Lomersheim. Ratlosigkeit im Rat, Rätselraten über den Baumfrevler. Schon heute Vormittag  zeichnete sich allmählich ab, dass doch die Stadtverwaltung der Auftraggeber war. Das Landratsamt ließ wissen, eine Anruferin aus dem Rathaus habe doch vor Tagen die Abholzung angekündigt. Es brauchte noch Stunden, bis die Verwaltung sich zur Urheberschaft bekannte: Um 16 Uhr ging eine Pressemitteilung an den Gemeinderat, anschließend an die lokalen Medien. "Friedenslinde: Und es war doch die Stadt" vollständig lesen