Sender ist ein Kulturdenkmal


Neues zum Sender: Das Landesdenkmalamt stuft die große Nadel nun als Kulturdenkmal ein. Gestern Abend informierte OB Frank Schneider den Ältestenrat des Gemeinderates über die neue Entwicklung. Heute gibt es dazu eine Pressemitteilung der Stadtverwaltung. Allerdings kann der SWR gegen eine entsprechende Anordnung der Denkmalbehörde der Stadt Mühlacker rechtlich vorgehen. Trotzdem: Ein erster Erfolg der Stadt!


Update 27. Januar 2016:


Mühlacker Sender wird Kulturdenkmal


Wird der Sender doch nicht abgerissen?


Update 29. Januar 2016:


Eigentümer steht in der Pflicht

Das war's dann - Kritik statt Protesten




Abschied.

Letztes Neujahrskonzert der Stadt im Mühlacker gestern Abend. Ein Besuch mit gemischten Gefühlen. Protest oder zumindest Unmutsäußerungen, dass in wenigen Tagen wegen unzureichendem Brandschutz der Schlüssel herumgedreht, das Gebäude womöglich in einigen  Monaten abgebrochen wird? Keine leichte Aufgabe für Oberbürgermeister Frank Schneider in seiner Rede zum neuen Jahr. Er greift das Thema sachlich und nüchtern auf. Doch als er sagt, die Sanierung würde 30 Millionen Euro kosten, eine neue Kulturhalle die Hälfte, entsteht kurzzeitig ein lautes Gemurmel. Das war's dann. Doch der Abbruch treibt vor allem ältere Menschen um. Sie sprechen die Stadträte beim anschließenden Umtrunk im Foyer an, werben für den Erhalt des Gebäudes. Auch bei mir. Jedes Mal, wenn ich darauf hinweise, es werde übersehen, dass zwei Drittel der Fläche auf den gewerblichen Teil entfallen, die keiner wolle, wird die Diskussion einseitig. Wie nutzen? Wer bezahlt Mieten für sanierte gewerbliche Flächen, die jeden ortsüblichen Rahmen sprengen würden, die aber notwendig wären für die Refinanzierung der Stadt? Oder wollen wir aus Steuergeld die Mieten subventionieren? Kontroverse Gespräche, die wichtig waren. In einem sind wir uns einig: Alle hängen wir doch an diesem Mühlehof. Niemand nimmt leicht Abschied. Auch nicht die  Abrissbefürworter. Und der Blick in den Gottlob-Frick-Saal lässt im Innern die Frage aufsteigen: Wird es dies jemals wieder geben? Ich möchte nicht darauf verzichten - auf eine neue Kulturhalle. 

Heute dann der Leserbrief eines Mühlehof-Befürworters, der auf Remchingen und seine Kulturhalle verweist. Nur fünf Jahre jünger als der Mühlehof, denke niemand an den Abriss, sondern es gebe sogar Anerkennung durch die Landesregierung. Was aber wieder unterschlagen wird: Remchingens Halle hat keine gewerbliche Flächen als Ballast mitzuschleppen. Wenn wir eine reine Stadthalle hätten, wäre die Sanierung keine Frage, würde niemand von Abriss sprechen. Aber der Kulturteil macht nur ein  Drittel der Immobilie aus. Der Konstruktionsfehler ist älter als das Gebäude. Das Zusammenspannen von Kultur und Kommerz unter einem Dach, mit einer gemeinsamen Technik, aber zwei Eigentümern. Dieses Konzept, gut gemeint (Belebung der Innenstadt tagsüber durch Geschäfte, abends und an Wochenenden durch die Kultur), ist grandios gescheitert. 
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Von der Wehmut und dem großen Warten




Der Mühlehof: Fällt er schon?

Naht das Ende der unendlichen lokalen Geschichte? Bleibt der Mühlehof, bleibt er nicht? Weil der Brandschutz nach den aktuellen Vorschriften höchst unvollkommen ist, wird Mitte Januar die letzte Veranstaltung im kulturellen Teil stattfinden. Dann ist oben Schluss. Im Erdgeschoss dagegen bleibt die Büronutzung, weil der Fluchtweg direkt ins Freie führt. Brandschutztechnisch auf der Höhe ist das Bürgerbüro im ersten Stock des Mühlehofs, sagt die  Stadtverwaltung. Wie geht's weiter? Der Abriss ist mehrheitlich vom Gemeinderat schon beschlossen, Pläne für ein Einkaufszentrum als Nachfolgegebäude auf dem Areal liegen vor, der Investor sucht Mieter. Wie der Stand ist? Bleibt's bei Drogerie Müller als Ankermieter oder wird ein anderer an den Erlenbach gezogen? Die Antwort weiß, wenn nicht der Wind, so doch der Investor, auf jeden Fall nicht der Gemeinderat. Spekuliert wird viel. Heute fragte die Lokalzeitung bei OB Frank Schneider nach, der unter anderem antwortete: "Sicherheit besteht erst dann, wenn unterschriebene Mietverträge vorliegen, was derzeit noch nicht der Fall ist. Dessen ungeachtet glaube ich daran, dass die Investoren attraktive Mieter finden. Namen kann ich nicht nennen, da ich nicht in die Vertragsverhandlungen eingebunden bin." Ende Januar/Anfang Februar 2016 soll es zum Schwur kommen. 

Ich sagte im Dezember in meiner Haushaltsrede vor dem Gemeinderat: "Was die Zukunft des Mühlehofs angeht, so warten wir ab, ob die Unterschriften der Handelsbetriebe auch geleistet werden, die notwendig sind, um das geplante Einkaufszentrum, verwirklichen zu können, das nach dem Abbruch des Mühlehofs auf der Fläche entstehen soll. Bis in den ersten Wochen des neuen Jahres werden wir Klarheit haben. Solange warten wir  ab. Jetzt kommt es nach den seit 2005 immer wieder unternommenen und durchweg gescheiterten Versuchen einer Lösung durch Sanierung oder Neubau auf wenige Wochen nicht mehr an. Zu all dem kamen noch die verschärften Vorschriften über den Brandschutz hinzu. Solange formulieren wir: Für den Fall, dass der Mühlehof abgebrochen wird…" 

Alternativ wäre jedenfalls nach einem Abbruch die Nutzung der Fläche für eine neue Kultur- oder Stadthalle. Oder was kommt (an diesem oder einem anderen Standort) an Stelle des Mühlehofs in puncto Kultur und Veranstaltungen? Peter Wallinger, Dirigent und Kulturaktivist, formulierte jüngst differenziert: "Vielfalt – entsprechend den unterschiedlichen kulturellen Bedürfnissen. Warum nicht ein dezentrales, aber gut vernetztes Kulturangebot an ausgesuchten Veranstaltungsorten, die ja teilweise schon existieren? Die Zeiten repräsentativer und oft überdimensionierter ,Kulturtempel' sind vorbei." 
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Die letzte Chance?



Schon historisch: Am 5. Januar 2012 aufgenommen. Da stand noch der mittelgroße Sender - er fiel 2014.

Ein halbes Dutzend Mal habe ich zur Zukunft des Senders Mühlacker gebloggt. Nur der kleine Eiffelturm-Verschnitt soll stehen bleiben. Der mittlere Sender fiel schon 2013. Mühlacker auch ohne den 273 Meter rot-weißen Turm? Er ist 1950 gebaut worden und bringt es inzwischen auf stolze 65 Jahre. Wir sind ein Jahrgang. Das verbindet. Derzeit heben manche in der Kernstadt und in Dürrmenz darauf ab, unterm Sender aufgewachsen zu sein. Genau genommen kann ich selbst als Lienzinger sagen: Geboren im damaligen "Storchennest", dem Entbindungsheim an der Mühlacker Hauptmannstraße, in dem heute der Ganztageskindergarten untergebracht ist - mit direktem Blick auf den langen Lulatsch. Der erste Beitrag in diesem Blog stammt vom 17. Dezember 2010: Mühlacker und der Sender als Wahrzeichen. Dann stand eine Zäsur bevor: Am 8. Januar 2012, also an einem Sonntagabend, wurde der Mittelwellensender nach 81 Jahren abgeschaltet. Von da an war das Schicksal der langen Nadel ungewiss. Ich stehe auch zu dem, was ich im Juni 2013 geschrieben habe: Mühlacker ohne den Sender? Undenkbar! Doch dann war klar: 2016 will der SWR die lange Nadel fällen. Soll die Stadt ihn übernehmen, die Unterhaltung bezahlen, für die Sicherheit haften? Manche wollten die Fakten nicht akzeptieren. Die Meinungen in der Bevölkerung sind geteilt. Im Frühjahr 2015 erklärten verantwortliche Vertreter des SWR zuerst bei einem Lokaltermin der CDU Mühlacker in den Sendeanlagen, dann Tage später im Gemeinderat, der SWR werde den langen Masten nicht verkaufen - die Debatte über den Kauf durch die Stadt war plötzlich zur Phantom-Debatte geworden. Kurz vor Weihnachten 2015 kam mein Stadtratskollege Thomas Knapp mit dem Vorschlag, den Masten durch einen Verein oder eine Gesellschaft zu pachten, der/die das Haftungsrisiko trägt (das er/sie über eine Versicherung abdeckt), die jährlichen Unterhaltungskosten inklusive Rücklagen für größere Sanierungen von 60.000 Euro sollten sich privater Träger und Stadt hälftig teilen. Knall auf Fall: Zuerst ein Pressegespräch mit Stadtverwaltung und Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen sowie Alt-OB Gerhard Knapp, dann am Tag darauf Zustimmung einer Mehrheit des Gemeinderats zu einem entsprechenden Angebot an den SWR. Bedingung: Pacht statt Eigentum, maximal 30.000 Euro jährlich und keine Haftung für die Stadt, auch nicht, wenn der private Träger ausfällt. Doch schon wenige Tage nach Weihnachten folgte die Ernüchterung: Der Intendant des SWR schrieb Mühlackers OB, 60.000 Euro seien zu tief gegriffen und 2016 würden 800.000 Euro einmaliger Unterhaltungskosten anfallen, die der SWR nicht tragen werde. Ein neuer Gesprächstermin sei nur dann sinnvoll, wenn vorher alle Forderungen des SWR erfüllt würden. Ansonsten: Abbruch im März 2016. Sender_Intendant.pdf Das Zeitfenster ist klein. Ich halte für die Stadt nicht für finanzierbar, was jetzt auf dem Tisch liegt. Am 11. Januar wollen sich die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat und der OB unterhalten, wie es weitergeht. Ich bin dafür, einen Antrag auf Ausweisung des Senders als Industriedenkmal zu stellen und so den SWR zum Erhalt zu zwingen. Ob's ein erfolgversprechender Weg wäre? Ich weiß nicht. Letzte Chance oder gar keine Chane mehr? "Die letzte Chance?" vollständig lesen