Ein halbes WLAN



128 Ballons zum Start - für jeden Tag der Gartenschau Enzgärten einen. Foto: Stadt Mühlacker

Die Stadt Mühlacker zieht eine positive Bilanz des ersten Gartenschau- Wochenendes. Am Samstag und Sonntag besuchten rund 15.000 Menschen das neu gestaltete Areal an den Enz-Ufern in Mühlacker. Die Kennzeichen der Fahrzeuge auf den dicht belegten Parkplätzen und in der Tiefgarage zeigten: Aus halb Baden-Württemberg kamen Besucher. Viele strömten nach der Gartenschau auch in die Innenstadt, belebten den Kelterplatz und die Stadtmitte-Gastronomie. Positive Kommentare fielen ebenfalls über die kleinen Schönheiten am Rande des Wegs, so der satte Blumenschmuck in den Baumscheiben. Ein guter Start! Und wie sieht es nun mit WLAN aus, installiert am Rathaus und im Gartenschaugelände. Im ganzen Gelände? Nein! Ausgerechnet die Veranstaltungshalle und das Gastro-Zelt werden nicht erreicht. Dort, wo Besucher Zeit und Muse haben, ihre Fotos hochzuladen und zu versenden oder die Gartenschau-App durchzuklicken, herrscht Fehlanzeige. Aber das hat sich abgezeichnet. Hier muss rasch nachgebessert werden. „Touristen erwarten inzwischen einen WLAN-Anschluss  als Standardangebot“, erklärte Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad, dieser Tage bei einer Veranstaltung der IHK Nordschwarzwald. Er fügte hinzu: Auch Schülerinnen und Schüler seien auf die digitalen Wissensdatenbanken angewiesen. „Das macht nur Sinn, wenn die Webseiten nicht ewig lang brauchen, um sich aufzubauen.“ Und das gilt ebenso für Gartenschau-Besucher. Allerdings ist die Registrierung via SMS umständlich bei Tablets - man muss sich zuerst mit einem Handy anmelden. Das Pforzheim-WLAN erlaubt auch, sich per Mail-Adresse zu registrieren, aber für jenen Anbieter gab es im Gemeinderat keine Mehrheit. Schade. 

Gemühlackert



Blumenteppiche

„Es wurde gemühlackert wie die Sau.“ Gemühlackert? Heute gelernt: Ein neues Wort, das steht für schaffen, ackern, gemeinsam sich einsetzen. Eine Wortschöpfung von Sonja Faber-Schrecklein  bei der Eröffnung der Gartenschau Enzgärten auf der Sparkassen-Bühne. Gehört haben es die Mühlackerer gerne. Ob es Eingang in den Duden finden wird? Jedenfalls passt es auf die Entstehungsgeschichte der Gartenschau, die von  heute an 128 Tage lang dauert. Ein gelungener Start war es, ein fröhlicher und bunter Auftakt.  Allenthalben Begeisterung über dieses Jahrhundertprojekt. Und Glückwünsche zum gelungenen Werk. Das hatten manche Mühlacker nicht zugetraut - diese Meister- und Gemeinschaftsleistung. Die Enzgärten, das ist der Stoff, aus dem Erfolgsgeschichten werden. Ein Gute-Laune-Tag. Dafür sorgte gleich zu Beginn eine etwas andere Form der offiziellen Eröffnung: Keine nicht enden wollenden Reden der Offiziellen, sondern SWR-Moderatorin Sonja Faber-Schrecklein, die schlagfertig und charmant durchs Programm führte, das Biedere fernhielt, den meisterhaft spielenden Musikverein Mühlacker ankündigte, und die Landrat, OB und Fördergesellschaftspräsident auf unterhaltsame Art interviewte. Eine gute Einstimmung. Und die dem katholischen Dekan Claus Schmid mit der Ankündigung, es werde nun ökonomisch, eine Steinvorlage lieferte, die dieser vor seinem Segen humorvoll aufgriff.  Es war auch der Tag weiterer Termine auf dem zehn Hektar großen Gelände: Eröffnung des Enzkreis-Pavillons, des Eichenreichs von Forst-BW, der Skateranlage. Ein Tag der Geschenke: von der Partnerstadt Bassano del Grappa ein Brunnen, vom Landkreis eine Stele. Aber auch ein Tag der vielen Besucher, die flanierten, staunten, lobten, sich freuten: vor allem auch an 45 000 Blumen und Stauden. Zur Haben-Seite gehören noch 1000 Veranstaltungen. Und die Gemeinschaftsleistung wird an einer anderen Zahl deutlich, die OB Frank Schneider nannte: 10 000 ehrenamtliche Helfer waren und sind im Einsatz für die neue Grüne Mitte, dem Brückenschlag zwischen Mühlacker und Dürrmenz über einer renaturierten Enz.

Noch ein paar Überschriften zum Tage:





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Lärmschutzwall an der B 35 entsteht



Entlang der B 35 entsteht ein Lärmschutzwall.

Nein, es wird keine neue Verbindung zwischen B 35 und der Straße Bei der Frauenkirche in Lienzingen gebaut. Auch wenn sich dies wegen der geschotterten Fahrstrecke zwischen neuem Friedhof und Wohnhäuser vermuten lässt. Der Schotterstich dient nur dem Antransport von Erde. Denn im Zuge der Lärmaktionsplanung wurde auch von mir im Gemeinderat vorgeschlagen, entlang der B35 von der Frauenkirche bis zur Annäherung der Straße Bei der Frauenkirche an die B35 einen Lärmschutzwall zu errichten. Es handelt sich um eine freiwillige Maßnahme der Stadt, die ausgeführt werden sollte, wenn die Grundstückseigentümer das Gelände zur Verfügung stellen und die Kommune mit Erdaushub den Damm günstig herstellen kann, so der Beschluss.

Gespräche mit den Grundstückseigentümern ließen sich überwiegend erfolgreich abschließen. Ein Damm wird jetzt von dem Gelände  hinter dem Friedhof bis einschließlich des Gebäudes Nr. 12 Bei der Frauenkirche geschüttet. Die Höhe beträgt zirka ein bis drei Meter. Zuerst wurde Strauchwerk,  entfernt um den Damm nach Möglichkeit noch 2015 herstellen zu können. Die ausführende Firma wird die Arbeiten bis voraussichtlich Herbst 2015 vornehmen, teilte die Stadtverwaltung diese Woche auf meine Anfrage hin mit. Im weiteren Verlauf hinter den Gebäuden 10 – 6 bestehen Schutzeinrichtungen, hinter Gebäude 4 und in dem westlich angrenzenden Baumstück haben die Eigentümer einer Dammschüttung auf ihrem Grundstück nicht zugestimmt.

Hätte die Stadt nicht selbst gehandelt, wäre nichts geschehen. Denn der Bund als Straßenbaulastträge der B 35, vertreten durch das Regierungspräsidium Karlsruhe, sah sich nicht in der Pflicht, die Lärmquelle zu  reduzieren. Lediglich für ein Gebäude an der Schelmenwaldstraße bestehe Anspruch auf passiven Lärmschutz (schalldämmende Fenster).  Da half auch die zweite Stufe der von der Europäischen Union 2002 beschlossenen Umgebungslärmrichtlinie nicht viel, die 2012 gezündet wurde. Die erste Stufe startete 2009. Seitdem war der Lärmaktionsplan für die Stadt Mühlacker ein immer wiederkehrendes Thema im Gemeinderat. Von Beratung zu Beratung schrumpfte die Zahl der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Minderung der Lärmquellen, weil Behörden bei manchen ihr Veto einlegten oder sich rechtlich nicht verpflichtet sahen, tätig zu werden. Wenig konkrete Maßnahmen blieben  von den hohen Erwartungen. Auch an der B 35 . die einen Schwerlasteranteil von 25 Prozent hat, wäre nichts passiert, hätte die Stadt nicht selbst gehandelt.

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Kann der Regionalplan sexy sein?

Nein, nicht  gleich wegklicken! Auch wenn Regionalplanung nicht gerade prickelnd klingt. Ein Regionalplan löst kaum Ekstase aus. Eine Raumnutzungskarte ist immerhin schön bunt, könnte möglicherweise für moderne Kunst gehalten werden. Aber der Regionalverband ist im Bekanntheitsgrad nicht gerade der Hit. Dabei ist Regionalplanung wichtig, weil sie den Rahmen setzt für die Kommunen und damit letztlich auch für den Bürger. Für strenge Marktwirtschaftler klingt das ein bisschen nach Planwirtschaft. Wie viel Bauland darf eine Gemeinde ausweisen? Wo liegen neue Siedlungsflächen? Soll ein Steinbruch erweitert werden? Wo darf sich großflächiger Einzelhandel etablieren? Wie soll die Verkehrsinfrastruktur aussehen? Regionalpläne sind Garanten für die Sicherung von Freiräumen. Der Regionalverband Nordschwarzwald hat einen 2005 vom Land genehmigten, 90 Seiten starken Regionalplan 2015. Inzwischen ist er aber teilweise Makulatur. Wir brauchen einen neuen, auf 2030 ausgelegt. Die CDU-Regionalverbandsfraktion beantragte, nicht erst mit einem Entwurf in die Bürgeranhörung zu gehen, sondern ein Verfahren zur Bürgerbeteiligung vorzuschalten. Die Reaktion der Verwaltung? Eine - Zitat! - generelle Vorabeinbindung von "Jedermann" erscheine nicht zielführend. Man setze lieber auf Fachöffentlichkeit. Eine Position, an die Vor-Stuttgart-21-Zeit erinnert nach dem Motto: Vorsicht, Bürgerbeteiligung droht! Eine Kollege der Freien Wähler warnte, dem Zeitgeist zu folgen. Lieber in den bekannten Kreisen von Behörden und Verbänden bleiben. Man kennt sich! Die Mehrheit des Planungsausschusses bestand bei seiner Sitzung in Freudenstadt auf der Vorrunde, SPD, Grüne und FDP unterstützten die CDU mit ihrem Antrag, den ich in der Sitzung vertreten hatte. Der Fairness halber: Die Verwaltung des Regionalverbandes will die Öffentlichkeitsbeteiligung verlängern, wenn der Entwurf vorliegt. Und versucht auch, neue Informationswege zu erschließen. Zusammen mit der vorgeschalteten Bürgerbeteiligung, mit dezentralen Veranstaltungen in der Region und öffentlichen Diskussionen kann Regionalplanung zu den Menschen gebracht werden. Sie müssen einen Regionalplan weiterhin nicht sexy finden, aber für so wichtig, dass sie die Angebote nutzen. Regionalplanung gehört in die Breite. Und der Regionalverband auch. 

Die Kulturregion und ihr Nordschwarzwaldtag



Jeder grüne Punkt ein Veranstaltungsort.

Der Regionalverband bietet mehr als trockene Regionalplanung. Mein Tip: der Nordschwarzwaldtag am kommenden Sonntag. Start um 11 Uhr auf der Gartenschau Mühlacker im Enzkreis-Pavillon. Unter dem Motto „Kultur und Tourismus“ präsentiert der Regionalverband Nordschwarzwald in diesem Jahr den dritten „Nordschwarzwaldtag“ - mehr als 100 Veranstaltungen an 16 Orten, von Alpirsbach bis Maulbronn: Konzerte, Führungen, Wanderungen, Ausstellungen, Lesungen, Kinovorführungen, GPS-Touren, Märkte, Theateraufführungen, Kinderprogramm, Kabarett, Kunstprojekte und vieles mehr. Der Großteil der Veranstaltungen ist kostenlos. Zu den Highlights zählen unter anderem das Konzert des Maulbronner Kammerchors in Mühlacker, der Auftritt von Fools Garden in Pforzheim, der Baumwipfelpfad in Bad Wildbad, der Auftritt des Kabarettisten Bernd Kohlhepp alias „Hämmerle" in Bad Herrenalb, der Improvisationstheater-Stadtspaziergang in Calw, der Märchentag im BarfussPark in Dornstetten-Hallwangen und die Skulpturenführung in der Freudenstädter Innenstadt. "Kultur und Tourismus" - die Region Nordschwarzwald will auch als Kulturregion wahrgenommen werden. Ein Image, an dem weiter gearbeitet wird. Heute war dies auch Thema im Planungsausschuss des Regionalverbandes in Freudenstadt. Das Anliegen: die kulturellen und touristischen Schätze den Menschen näher zu bringen,  das Wir-Gefühl und die Vernetzung innerhalb der Region zu fördern sowie Werbung für die Region machen. Kultur als Transmissionsriemen. Nebeneffekt: Die Verkehrsverbünde in der Region, sonst auf Abgrenzung bedacht, anerkennen am  10. Mai die Tagestickets für Bus und Bahn wechselseitig. Die Region besteht aus den Landkreisen Enz, Calw und Freudenstadt sowie der Stadt Pforzheim.


Das gesamte Programm mit allen Veranstaltungen sowie weitere Informationen gibt es hier zum  Herunterladen

Durchgekommen!




Kein Zug fährt nach Nirgendwo. Aber doch ...

Gretchenfrage am heutigen frühen Morgen: Setze ich mich heute ausnahmsweise ins eigene Auto, um ins Büro zu fahren, oder überliste ich Herrn Weselsky und seine streikenden Lokführer? Ich wag‘s und nehm‘ den Zug. Doch der Blick aufs Smartphone ist ernüchternd. Bei fast allen Verbindungen, die die App „DB-Navigator“ anzeigt, steht „Es liegen aktuelle Informationen vor“. Das verheißt nichts Gutes! Einen Klick weiter folgt die Enttäuschung: „Fahrt fällt aus“. Wie hieß es doch vorhin im Radio? Laut einem Sprecher der Bahn würden 50 Prozent der Regionalzüge fahren? Also jeder Zweite. Das gilt aber offenbar nicht für die Strecke zwischen Mühlacker und Ludwigsburg.

Was mich wundert: Der P+R-Platz am Bahnhof Mühlacker ist keineswegs wie leer gefegt. Sonst ist er zwar proppevoll, doch heute ist immerhin die Hälfte der Plätze belegt. Hartgesottene Bahnfahrer lassen sich auch durch rebellische Lokführer nicht abschrecken, den Zug zu nehmen. Der freundliche Beamte im Reisezentrum der Bahn beantwortet die Frage, ob er mit einem Ersatzfahrplan dienen könne, mit einem nicht minder freundlichen „Ja!“ Er greift sich sofort sein Exemplar („das haben sie heute Morgen gefaxt“) und kopiert es. Der geschrumpfte Fahrplan passt auf zwei Din-A-4-Blätter. Immerhin.

Der Blick auf das Papier lässt Hoffnung wachsen. 7.55, 9.55, 11.55 Uhr. Statt eines Halbstundentaktes gibt es an den Streiktagen einen Zweistundentakt. Zusätzlich rollen die gelben Wagen der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) aus Richtung Karlsruhe gen Bietigheim-Bissingen und durchlöchern die Streikfront.

Ich erwische nach einer halben Stunde des Wartens die S 5 der AVG, die pünktlich auch in Vaihingen, Sersheim, Sachsenheim und Ellental hält. An der Endstation Bietigheim reicht es zum Umstieg auf den Regionalexpress nach Ulm mit Stopp in Ludwigsburg. Durchgekommen! Das Reiseabenteuer ist erfolgreich beendet.
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