Symbol gegen Unsinniges aus Behördenstuben




Der Kreisel ohne den alten Birnbaum.

Auffallend rasch abräumen ließ der Enzkreis den Innenkreis des Kreisverkehrs an der Lomersheimer Fuchsensteige, der mit seinem - nächtens von Unbekannten umgesägten - 100 Jahre alten Birnbaum bundesweit bekannt geworden ist. Offenbar war es dem Landkreis wichtig, auch den Baumstumpf schnellstens entfernen zu lassen, um ein Mahnmal zu verhindern. Schlechtes Gewissen! Der Innenkreisel wirkt nun wie eine mit Sträuchern und Blumen begrenzte Wiese, in der fast einsam ein (neuer) kleiner Birnbaum steht, den die Lomersheimer gepflanzt haben, nachdem "ihr" alter Birnbaum gefällt worden war. Die Täter der Fällaktion  konnten  bisher nicht ermittelt werden. Es bleibt deshalb bei Mutmaßungen. Eine Schweinerei war's auf jeden Fall, dass jemand Hand an den Baum legte. Denn er war längst mehr als nur ein Birnbaum: Er galt als ein Symbol für den Einsatz der Bürger gegen unsinnige Anordnungen aus Amtsstuben, wie hier aus dem Landratsamt des Enzkreises in Pforzheim. Er stand dafür, wie ein Konflikt zwischen einer Behörde und weiten Teilen der Öffentlichkeit schwelen und sich auch verschärfen kann, wenn ein Amt sich jeglichen anderen Argumenten gegenüber uneinsichtig zeigt und sich stur stellt. Der Birnbaum als TV-Star war nur die Folge, zuletzt bei Mario Barth von RTL. Die Lomersheimer hofften zuletzt auf eine Petition an den Landtag, bei der sich aber monatelang nichts tat. Jene, die ihn weg haben wollten und dieses Geschäft betrieben, sitzen im Landratsamt. Dass sie die nächtliche Fällaktion öffentlich beklagten, gleicht Krokodilstränen. Inzwischen liegt die neue Petition eines Lomersheimer Bürgers beim Landtag Baden-Württemberg, mit dem Ziel, den Enzkreis zu verpflichten, einen neuen Birnbaum dort zu pflanzen, wo der alte stand. Heute Abend steht das Thema auf der Tagesordnung des Mühlacker Gemeinderats. Die Stadtverwaltung schlägt vor, zusammen mit allen Lomersheimern, die sich für die Erhaltung des altehrwürdigen Baumes eingesetzt hatten, und dem Enzkreis zu überlegen, wie der Innenkreisel gestaltet und der abgesägte Stamm, den die Stadt eingelagert hat, sinnvoll verwendet werden kann. Ein gangbarer Weg. Der Vorschlag der LMU, den alten Birnbaum zu Vesperbrettle zu verarbeiten, ist aber dann doch eher zu profan, wenn nicht gar peinlich.


Zum Thema auch frühere Blogbeiträge:

11. September 2013: KREISELBÄUME 



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