Klammheimlich verschwunden

Die Einrichtung einer kleinteiligen Umweltzone in einem Bereich der Innenstadt von Mühlacker war im Gemeinderat, aber auch zwischen Stadt und Regierungspräsidium umstritten. Den Anlass für die Ausweisung einer solchen Zone durchs Land zum 1. Januar 2009 gaben die Feinstaubwerte an der Messstelle in der Stuttgarter Straße. Sie überschritten an mehr als 35 Tagen pro Jahr den Grenzwert. Die Europäische Union hatte die Mitgliedsstaaten verdonnert, in solchen Fällen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Umweltzone besteht immer noch, doch die Spottmessstelle ist Ende 2013 klammheimlich verschwunden. Bekannt wurde dies erst jetzt durch die Antwort des baden-württembergischen Verkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Rülke (Landtags-Drucksache 15/5117). Die Begründung: Das Limit sei zwar 2006, 2007 und zuletzt 2010 überschritten worden, dies sei dann anschließend drei Jahre in Folge nicht mehr geschehen. Deshalb sei  die Messstelle in Übereinstimmung mit den immissionsschutzrechtlichen Vorgaben beseitigt worden. Und wie wirkte die Umweltzone? Diese Antwort bleibt die Landesregiertung schuldig. Der Leser erfährt nur, lang anhaltende Trockenheit führe zu einem Anstieg der Feinstaubbelastung. Wie sieht es mit der Stickstoffdioxid-Belastung aus, die teilweise auch die Grenzwerte überschritten hatte? Wie im Brecht-Stück "Der gute Mensch von Sezuan" können wir sagen: "Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen - den Vorhang zu und alle Fragen offen." Oder beantwortet das Land noch alle offenen Fragen? Zum Beispiel, was die Umweltzone bewirkte und ob sich der bürokratische Aufwand gelohnt hat. Und wie erfahren wir, wenn Grenzwerte wieder überschritten werden? Oder ist das auszuschließen? 


Hier die Landtags-Drucksache zum Herunterladen: nps9A8F.pdf

Hingeschaut: Kernstadt und Stadtteile bei der Wahl

Eine Tagesordnung mit 17 Punkten zum Abschied: Der "alte" Gemeinderat tagt am Dienstag, 24. Juni,  zum letzten Mal. Am 1. Juli tritt dann der Gemeinderat in seiner neuen Besetzung erstmals zusammen. Augenscheinliche Änderung: Es sind nur noch 32 statt bisher 36, in fünf Jahren soll dann nochmals reduziert werden auf vermutlich 26 Stadträte. Die Abschaffung der unechten Teilortswahl zum 25. Mai 2014 macht den Schrumpfungsprozess möglich. Beschlossen wurde dies schon im Oktober 2010. Bisher hatte jeder Stadtteil (und natürlich auch die Kernstadt) eine bestimmte Sitzzahl garantiert. Diese Zeiten sind nun vorbei. Befürchtet worden war, dass die Stadtteile das Nachsehen haben. Das trat nicht ein! Denn tatsächlich stellen die Stadtteile so viele Stadträte wie noch nie, obwohl in der Kernstadt einschließlich Dürrmenz 10.308 Wahlberechtigte (54,6 Prozent) wohnen, in den fünf Stadtteilen 8649 (entspricht 45,6 Prozent). Doch in der neuen Ratsrunde ist das Verhältnis umgedreht: 53,1 Prozent Stadtteile, 46,9 Prozent Kernstadt. Allerdings hat nun Großglattbach keinen Vertreter mehr - hauchdünn wegen 19 Stimmen (das kann sich also wieder ändern).

 Liste Stadträte Kernstadt 2009

Stadträte Stadtteile 2009

 Stadträte Kernstadt 2014

Stadträte Stadtteile 2014

 CDU  5  7  2  7
 SPD  4  4  4  3
 FW  4  2  3  4
 LMU  3  3  3  3
 FDP  4  0  3  0
Insgesamt 20 16  15 17


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Brandschutz: Nicht nur ein Thema für den Mühlehof

Die Nachricht auf der Internetseite der Karlsruher Messe- und Kongressgesellschaft ist kurz und bündig: Die Europahalle steht für Veranstaltungen mit über 200 Personen nicht mehr zur Verfügung. Das jüngste Brandschutzgutachten, das die Stadt Karlsruhe als Eigentümerin des Gebäudes in Auftrag gegeben hatte, kommt zu dem Ergebnis, dass die Halle nicht mehr in allen Bereichen dem aktuellen Stand der Sicherheits- und Gebäudetechnik für Großveranstaltungen entspricht.



Soweit die Info im Original. 



Eine Halle, die 9000 Sitz- und Stehplätze hat. DAS erinnert mich stark an die Diskussion um den stark zu verbessernden Brandschutz beim Mühlehof Mühlacker. Dieser sei nur vorgeschoben, hieß es immer wieder von der Bewahrerseite, um den Abriss besser begründen zu können. In einem Atemzug gab es Zweifel an den durch zusätzliche Brandschutzmaßnahmen genannten Sanierungskosten. So als seien diese Kosten absichtlich hochgerechnet worden. Das Beispiel Karlsruhe zeigt (wie andere Beispiele auch): Der Anforderungen aus dem Brandschutz sind real. Man mag den Standard kritisieren, doch die Verantwortung im Ernstfall wollen diese Kritiker nicht übernehmen. Das sollen sich dann andere auf ihre Schultern laden. Ob Sanierung oder gar Schließung der Europahalle? Den Karlsruhern steht die Entscheidung noch bevor.