Also, spätestens beim Dauerkartenverkauf...

Zwischendurch konnte einen das Gefühl beschleichen, als werde die Gartenschau Enzgärten 2015 auch zu einem Objekt der Meckerei. Die Stadt wolle abzocken, weil Durchquerungskarten für die Zeit der Gartenschau an Schüler, Pendler und andere ausgegeben werden, die keine Gartenschau-Dauerkarten kaufen, aber weiterhin den Waldensersteg passieren wollen oder müssen. Abzocken wegen einmalig fünf Euro? Und dann die Klage wegen abgesägter Bäume und Sträucher. Dabei sagte Oberbürgermeister Jürgen Großmann als OB der erfolgreichen Gartenschau-Stadt Nagold, ein solches Projekt beginne damit, auch Bäume umzusägen. Wir wussten es also. Und bei manchem Kritiker, der die Enzgärten vor seiner Haustür haben wird, hatte man den Eindruck, als sei ihm das Projekt lästig und der Mehr-Wert der Daueranlagen (Stadtpark und renaturierte Enz) werde gar nicht geschätzt. Hätten wir sie lieber woanders platzieren sollen?  

Jetzt kam die Nachricht, dass für die Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014 schon rund 30.000 Dauerkarten verkauft worden sind. So viel wie in keiner anderen Gartenschau zuvor. Und dort hatte es sicherlich auch manche Einschränkungen durch das Projekt gegeben, was Kritiker auf den Plan rief. Wenn es dann soweit ist, wird manches an Ungemach vergessen sein und die Freude überwiegen. Und der Start wird am 9.Mai 2015 sein. Darüber beschließt der Gemeinderat nächsten Dienstag. Einer der Gründe, dass es zwischendurch öffentlich knirschte, lag sicherlich an der Hängepartie bei wichtigen Entscheidungen und dann auch noch das ärgerliche Aus für die Gewächshaus-Gastronomie - gerade die Durchquerung blieb über Wochen ungeklärt. In einem Sitzungsmarathon hat der Gartenschauausschuss des Gemeinderats im Februar für wichtige Beschlüsse gesorgt, unter anderem mit einem Ja zum CDU-Vorschlag einer Westerweiterung des Gartenschaugeländes. Zudem gab es eine Bürgerinformation im Uhlandbau. Die Lehre daraus: frühzeitig und umfassend die Öffentlichkeit beteiligen. Die fünf Bürgerprojekte gedeihen auch, der Veranstaltungskalender für die Gartenschau mit rund 1000 Terminen ist in der Feinabstimmung, beim Martinimarkt im November soll der Kauf der Dauerkarten anlaufen. 

Ach ja und dann die Überschrift eines Artikels über eine Führung der Stadt für Interessierte Menschen übers Gartenschaugelände, die von viel Lob kündete: "Beifall für das Konzept der Gartenschau". Also, spätestens beim Dauerkartenverkauf ...  

Auf vermintem Gelände

Die Suche nach einem neuen Gewerbegebiet entpuppt sich als Gang auf vermintem Gelände. Nächsten Dienstag soll vom Gemeinderat eine faunistische Untersuchung für zwei Standorte in Auftrag gegeben werden: Hart/Osttangente, das Waldgelände östlich des Heidenwäldle und nördlich der Osttangente, sowie für den Hochberg, ebenfalls ein Waldstück, aber südlich der Bundesstraße 35. Schon jetzt zeigen die Untersuchungen der Stadtverwaltung, dass die Restriktionen auf beiden Flächen so gewichtig sind, dass Chancen auf eine Realisierung eher verneint werden müssen. Gesetzliche Regelungen zum Artenschutz wirken derart stark, dass eher unwahrscheinlich ist, sie überwinden zu können. Zudem darf Wald im Verdichtungsraum nach dem Landesplanungsgesetz nicht abgeholzt werden. Zu allem liegt über allem der Grünzug als Freiraumsicherung nach dem Regionalplan 2015 der Region Nordschwarzwald. Nur der Naturschutz kann sich zumindest eine vertiefendere Untersuchung vorstellen, mehr aber auch nicht, nachdem andere Standorte - wie Hart südlich der B 35 in Lienzingen - ganz am Arten- und damit am Naturschutz scheitern. Für den Sprung über die B 10 gibt es derzeit wohl keine Mehrheit im Gemeinderat, dort sieht aber die Stadtverwaltung auch Hürden, die jedoch nach ihren Aussagen noch am ehesten zu überwinden wären - solange der Teilregionalplan Landwirtschaft des Regionalverbandes Nordschwarzwald nicht in Kraft ist, denn der sieht dort ein Vorranggebiet Landwirtschaft vor. Kommt dies, geht dort auch nichts mehr - außer Landwirtschaft, immerhin auch ein Wirtschaftszweig. 

Jetzt sollen wir mit den beiden Waldstandorten eine weitere Ehrenrunde drehen. Werden dort am Ende die Signale auf rot gestellt und ist das Vorranggebiet Landwirtschaft südlich der B 10 rechtskräftig, kann Mühlacker die Suche nach einem Gewerbestandort beenden. Ergebnislos. Stoßen wir schon jetzt an unsere Grenzen? Jetzt ist eine Bürgerinformation zu diesem gesamten Komplex vorgesehen. Ausgang offen. Ich jedenfalls wage keine Prognose. 

Manche Gemeinderatskollegen leben noch in der Annahme, man müsse nur lautstark nach einem Gewerbegebiet rufen, dann werde das schon klappen. Irgendwie. Ein folgenschwerer Irrtum, wie die Untersuchungen der Stadtverwaltung zeigen. Der Gesetzgeber zog die Bremsen in den vergangenen Jahren kräftig an - 2008 hat der Gemeinderat die gewerbliche Entwicklung bei der Aufstellung des neuen Flächennutzungsplanes ausdrücklich ausgeklammert. Das kann sich jetzt rächen.