Der Sonnenwinkel Europas - für einen Tag



Mühlacker, Athen, Madrid ... und Sven Plöger gestern Abend in den Tagesthemen der ARD.


Mühlacker, die Sun-City Europas. Wärmer als in Athen und Madrid. Wenigstens für einen Tag. Sven Plöger verkündete dies gestern im Wetterbericht der Tagesthemen. Heute war es Tages- und Mediengespräch. Mühlacker, die heimliche Sonnen-Hauptstadt Deutschlands, ja Europas? Das wäre mehr Wert als jede Gartenschau. Stadtmarketing pur. Unbezahlte dazu. Denn dann rückte Mühlacker auf Deutschlands Bildschirmen ganz in den Mittelpunkt, der Name ganz allein, ganz groß. Mittendrin allein auf der Europa-Karte. Ohne die lästige Konkurrenz aus Spanien und Griechenland. Nur noch Mühlacker, unter anderem mit dem 15-Tage-Verlauf der Temperaturen. "Ich wusste doch schon immer, dass Mühlacker eine Weltstadt ist", meinte humorvoll ein User auf meiner Facebookseite. Noch nie war ein Beitrag wie der über diese Top-Rolle Mühlackers im Tagesthemen-Wetter so häufig geteilt worden. Wobei offen ist, welche Wetterstation die Daten geliefert hat: Jene, die Kachelmann einst bei den Stadtwerken Mühlacker installieren ließ, oder die des Deutschen Wetterdienstes an der Kläranlage Lienzingen? Wenn es letztere wäre, dann wüssten wir: Am wärmsten war es in Lienzingen, das auch schon vor Jahren an einem Tag den Kälte-Rekord in Baden-Württemberg hielt. Rekord ist Rekord. Und die haben wir doch alle gerne. 


PS: Sven Pröger ist bei Cumulus Media GmbH. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Grünwald/Geiselgasteig, es  wurde im Herbst 2011 als Tochterfirma der Bavaria Film GmbH gegründet. Die Gesellschafter sind Bavaria Film GmbH (80 %) und Studio Hamburg GmbH (20 %). Cumulus bezieht ihre Daten von Meteomedia. Und die Meteomedia AG ist ein Ende 1990 von Jörg Kachelmann gegründetes Wetterdienst-Unternehmen.  Also die Station bei den Stadtwerken. Aber eigentlich ist das egal, Hauptsache Mühlacker ist Europas Sonnenwinkel, zumindest für einen Tag.  


Kennt Sven Plöger eigentlich Mühlacker. Er hat mir's geschrieben: "Weil ich in Ulm wohne und natürlich unsere Wetterstationen ganz gut kenne, wusste ich wirklich wo Mühlacker liegt... Bei der Vorbereitung der Sendung kam mir die Idee, sie "mono-örtlich" aufzuziehen - deshalb gab es für einmal auch den 15 Tage-Trend für Mühlacker. Sonst sind da nur "noch größere" Städte wie Berlin etc. zu finden. Die Wetterdaten erhalten wir von beiden Wetterstationen (DWD und meteogroup, vormals meteomedia), in diesem Fall war es aber eine Prognose. Sie hat übrigens ganz gut gepasst: wir sagten morgens -1 und nachmittags 24 und am Ende waren es morgens -1,2 und nachmittags 23,0 Grad."


Also: Die Daten aus Bannholz und Lienzingen geben Mühlackers Wert. 

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Die Halbwertszeit und der Gemeinderat

Wie lang ist die Halbwertszeit von Beschlüssen des Gemeinderats der Stadt Mühlacker? Fünf Jahre, 20 oder 30 Jahre? Länger, kürzer? Eine Frage, die einen aktuellen Hintergrund hat und der heißt: Ziegelhäule. Jene Fläche zwischen Mühlacker und Lienzingen, auf der bis vor einiger Zeit die inzwischen nicht mehr bestehenden Baustoffwerke Mühlacker zur Ziegelproduktion geeignetes Erdmaterial lagerten. Die Zwischendeponie ist nun weg. Ginge es nach einem Beschluss des Gemeinderats von 1983, müsste das fünf Hektar große Areal jetzt wieder landwirtschaftlichen Zwecken zur Verfügung gestellt werden. Glücklich waren die Lienzinger Landwirte nicht, als sie damals Fläche abgeben sollten für die Zwischendeponie. Eine Auflage des Gemeinderats war deshalb seinerzeit die Auflage, den Bauern die Fläche später wieder zurückzugeben. 

Doch in 30 Jahren hat sich die Landschaft verändert, haben sich seltene Arten wie der Deutsche Sandlaufkäfer und die Gelbbauchunke angesiedelt, weshalb nun die inzwischen geltenden Artenschutzgesetze wirksam werden, nachdem der BUND Mühlacker dies den zuständigen Behörden gemeldet hatte. Die Folge: Das Regierungspräsidium Karlsruhe will als Naturschutzbehörde das Areal vorläufig unter Naturschutz stellen. Gleichzeitig soll das Verfahren zur dauerhaften Unterschutzstellung eingeleitet werden. Und die Landwirte? Die CDU-Fraktion hatte im Gemeinderat beantragt, die Stadt solle zuvor Naturschützer und Landwirte zu einem Gespräch zusammenbringen und wenigstens versuchen, einen Kompromiss zwischen den Belangen von Landwirtschaft und Naturschutz zu suchen. Die anderen Fraktionen und der OB lehnten dies glatt ab. Nicht einmal eine moralische Verpflichtung sahen sie, den Versuch zu unternehmen, etwas von der Zusage von 1983 zu retten. Obwohl das Regierungspräsidium Freiburg als landesweite Genehmigungsbehörde für die Rohstoffsicherung 2011 die Rekultivierung in einem bestimmten Rahmen unter Einbeziehung des Gemeinderatsentscheids von 1983 genehmigt hatte. 

Das Kernproblem: Kann der Bürger künftig Vertrauen haben in solche Beschlüsse des Gemeinderats? Er muss sich auf Zusagen verlassen können. Oder ist dies alles nur Teil einer Strategie? Passt Teilen des Gemeinderats dieses Naturschutzgebiet ins Konzept der Suche nach einem Gewerbegebietsstandort nach dem Motto: Im Ziegelhäule haben wir als Stadt den Artenschutz gesichert auf Kosten der Landwirtschaft, dafür kann der Naturschutz in anderen Bereichen, was den Artenschutz angeht, etwas großzügiger über seltene Arten & Co hinweg schauen? Der SPD-Sprecher sprach beileibe nicht "helenga" von einem solchen Geben und Nehmen. 

Na. da wollen welche ganz schön bauernschlau sein. Gell? 


Hier die Sitzungsvorlagen zum Herunterladen: SV0772014.pdf und Anlage1zuSV0772014.pdf Anlage3zuSV0772014.pdf



Also, spätestens beim Dauerkartenverkauf...

Zwischendurch konnte einen das Gefühl beschleichen, als werde die Gartenschau Enzgärten 2015 auch zu einem Objekt der Meckerei. Die Stadt wolle abzocken, weil Durchquerungskarten für die Zeit der Gartenschau an Schüler, Pendler und andere ausgegeben werden, die keine Gartenschau-Dauerkarten kaufen, aber weiterhin den Waldensersteg passieren wollen oder müssen. Abzocken wegen einmalig fünf Euro? Und dann die Klage wegen abgesägter Bäume und Sträucher. Dabei sagte Oberbürgermeister Jürgen Großmann als OB der erfolgreichen Gartenschau-Stadt Nagold, ein solches Projekt beginne damit, auch Bäume umzusägen. Wir wussten es also. Und bei manchem Kritiker, der die Enzgärten vor seiner Haustür haben wird, hatte man den Eindruck, als sei ihm das Projekt lästig und der Mehr-Wert der Daueranlagen (Stadtpark und renaturierte Enz) werde gar nicht geschätzt. Hätten wir sie lieber woanders platzieren sollen?  

Jetzt kam die Nachricht, dass für die Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014 schon rund 30.000 Dauerkarten verkauft worden sind. So viel wie in keiner anderen Gartenschau zuvor. Und dort hatte es sicherlich auch manche Einschränkungen durch das Projekt gegeben, was Kritiker auf den Plan rief. Wenn es dann soweit ist, wird manches an Ungemach vergessen sein und die Freude überwiegen. Und der Start wird am 9.Mai 2015 sein. Darüber beschließt der Gemeinderat nächsten Dienstag. Einer der Gründe, dass es zwischendurch öffentlich knirschte, lag sicherlich an der Hängepartie bei wichtigen Entscheidungen und dann auch noch das ärgerliche Aus für die Gewächshaus-Gastronomie - gerade die Durchquerung blieb über Wochen ungeklärt. In einem Sitzungsmarathon hat der Gartenschauausschuss des Gemeinderats im Februar für wichtige Beschlüsse gesorgt, unter anderem mit einem Ja zum CDU-Vorschlag einer Westerweiterung des Gartenschaugeländes. Zudem gab es eine Bürgerinformation im Uhlandbau. Die Lehre daraus: frühzeitig und umfassend die Öffentlichkeit beteiligen. Die fünf Bürgerprojekte gedeihen auch, der Veranstaltungskalender für die Gartenschau mit rund 1000 Terminen ist in der Feinabstimmung, beim Martinimarkt im November soll der Kauf der Dauerkarten anlaufen. 

Ach ja und dann die Überschrift eines Artikels über eine Führung der Stadt für Interessierte Menschen übers Gartenschaugelände, die von viel Lob kündete: "Beifall für das Konzept der Gartenschau". Also, spätestens beim Dauerkartenverkauf ...  

Auf vermintem Gelände

Die Suche nach einem neuen Gewerbegebiet entpuppt sich als Gang auf vermintem Gelände. Nächsten Dienstag soll vom Gemeinderat eine faunistische Untersuchung für zwei Standorte in Auftrag gegeben werden: Hart/Osttangente, das Waldgelände östlich des Heidenwäldle und nördlich der Osttangente, sowie für den Hochberg, ebenfalls ein Waldstück, aber südlich der Bundesstraße 35. Schon jetzt zeigen die Untersuchungen der Stadtverwaltung, dass die Restriktionen auf beiden Flächen so gewichtig sind, dass Chancen auf eine Realisierung eher verneint werden müssen. Gesetzliche Regelungen zum Artenschutz wirken derart stark, dass eher unwahrscheinlich ist, sie überwinden zu können. Zudem darf Wald im Verdichtungsraum nach dem Landesplanungsgesetz nicht abgeholzt werden. Zu allem liegt über allem der Grünzug als Freiraumsicherung nach dem Regionalplan 2015 der Region Nordschwarzwald. Nur der Naturschutz kann sich zumindest eine vertiefendere Untersuchung vorstellen, mehr aber auch nicht, nachdem andere Standorte - wie Hart südlich der B 35 in Lienzingen - ganz am Arten- und damit am Naturschutz scheitern. Für den Sprung über die B 10 gibt es derzeit wohl keine Mehrheit im Gemeinderat, dort sieht aber die Stadtverwaltung auch Hürden, die jedoch nach ihren Aussagen noch am ehesten zu überwinden wären - solange der Teilregionalplan Landwirtschaft des Regionalverbandes Nordschwarzwald nicht in Kraft ist, denn der sieht dort ein Vorranggebiet Landwirtschaft vor. Kommt dies, geht dort auch nichts mehr - außer Landwirtschaft, immerhin auch ein Wirtschaftszweig. 

Jetzt sollen wir mit den beiden Waldstandorten eine weitere Ehrenrunde drehen. Werden dort am Ende die Signale auf rot gestellt und ist das Vorranggebiet Landwirtschaft südlich der B 10 rechtskräftig, kann Mühlacker die Suche nach einem Gewerbestandort beenden. Ergebnislos. Stoßen wir schon jetzt an unsere Grenzen? Jetzt ist eine Bürgerinformation zu diesem gesamten Komplex vorgesehen. Ausgang offen. Ich jedenfalls wage keine Prognose. 

Manche Gemeinderatskollegen leben noch in der Annahme, man müsse nur lautstark nach einem Gewerbegebiet rufen, dann werde das schon klappen. Irgendwie. Ein folgenschwerer Irrtum, wie die Untersuchungen der Stadtverwaltung zeigen. Der Gesetzgeber zog die Bremsen in den vergangenen Jahren kräftig an - 2008 hat der Gemeinderat die gewerbliche Entwicklung bei der Aufstellung des neuen Flächennutzungsplanes ausdrücklich ausgeklammert. Das kann sich jetzt rächen.