Ärger wegen fehlender Erker

 Der sanierte Waldensersteg über die Enz zwischen Mühlackers Innenstadt und Dürrmenz ist schön geworden. Doch leider fehlen die beiden Erker - auskragende Elemente mit Sitzgelegenheiten. Erker hat der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik beschlossen, doch ausgeführt wurden sie nicht. Vor wenigen Tagen wurde im Mühlacker Tagblatt der stellvertretende Leiter des Umwelt- und Tiefbauamtes mit der Aussage zitiert, die Erker seien aus statischen Gründen nicht möglich gewesen und man habe sie auf Empfehlung der Baufirma nicht gebaut. Das war wohl die ehrliche Antwort. Doch gestern Abend sagte der Bürgermeister im selben Ausschuss, die Planung sei beschlussgerecht ausgeführt worden. Also: Nun wird der Fehler schöngeredet und werden Erker herbeigeredet, wo keine sind. Das ist der schlichte Versuch, den Gemeinderat hinter die Fichte zu führen. Und das nennen sie dann bei der Verwaltung "vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit dem Rat. Dann stellte sich zufällig heraus, dass der Bürgermeister im August mit einem Kollegen der Freien Wähler vor Ort war und der die Art der Ausführung abgesegnet hat. Ich frage: Weshalb brauchen wir dann noch Beschlüsse? Vor allem: Wie oft handelt die Verwaltung sonst noch gegen klare Entscheidungen des Gemeinderats? Dürfen wir so mit uns umspringen lassen? Jedenfalls habe ich gestern Abend deutlich und mit Schärfe meine Meinung gesagt. Aber irgend ein Claquer findet sich immer, der der Verwaltung nach dem Mund redet. Doch SPD, LMU und FDP bestätigten, dass die Planung nicht entsprechend des Beschlusses ausgeführt wurde.  

Der Münchsee - Opfer der DIN 19700?



Die Urkarte von 1835 (Stadtarchiv Mühlacker)


Von den Mönchen des Klosters Maulbronn angelegt, unter der Ägide der Stadt Mühlacker beseitigt? Und alles nur, weil das Landratsamt Enzkreis auf einer DIN-Vorschrift besteht. Gleichzeitig wird der historische Ortskern von Lienzingen - zurecht - als Etterdorf ausgewiesen, als Rarität im Regierungsbezirk Karlsruhe. Klammheimlich soll aber ein historischer See verschwinden. Das kann doch nicht sein!

Der Münchsee (oder Mönchsee?) ist ein Stück Lienzinger Geschichte. Da waren die eisigen Wintertage, an denen Generationen sich auf dem See beim Schlittschuhlaufen vergnügten.

Beim Stadtarchiv Mühlacker gibt es die Urkarte von 1835, die es vom Vermessungsamt bereits digital bekommen hat. Dort ist der Teich die Parz-Nummer 2443. Die Karte enthält zwar Gewann-Namen, aber die Teiche haben leider keine Bezeichnung. Nachdem der Teich jedoch mindestens schon 200 Jahre alt ist, könnte die Bezeichnung Mönchsee tatsächlich zutreffend sein - es sei denn, die Bezeichnung ist nur umgangssprachlich und Jagdpächter Friedrich Münch hat an dem Teich noch Veränderungen vornehmen lassen, die dann zur umgangssprachlichen Namensgebung geführt haben, meint Archivarin Marlis Lippik.

Eine weitere Variante schrieb Martin Walter auf meiner Facebook-Seite: "Falls der See Mönchsee (statt Münchsee) heißen sollte, könnte dies schlciht darauf hineisen, dass er einen Mönch hat, also abgelassen werden kann, was zur Funktion als Feuersee passen würde."

Zur früheren Bedeutung für Lienzingen schreibt Naturparkführer Roland Straub:
„Man hat immer von drei Feuerseen geredet. Belegen lassen sich aber nur zwei. In der Kieserschen Forstkarte von 1684 sind zwei Seen eingezeichnet. Der Mittel-See und der Unter See (Münch-See). Man kann auf der Karte auch sehr gut die Staumauern erkennen. Der Mittel-See war größer als der Unter-See.

In Lienzingen gab es einen Feuerreiter, dessen Aufgabe war es bei einem Brand in den Katzenwald zu reiten und die Fallen der Feuer-Seen zu öffnen. Im Ort bei der Scherbentalbach- Brücke wurde eine Falle errichtet und der Bach angestaut. Mit Leder-Eimer wurde das Wasser dann zur Brandstelle gebracht. Problem war natürlich die große Entfernung. Bis das Wasser endlich kam, war meist alles abgebrannt.

Die Feuer-Seen gab es sehr lange. Mein Vater (geb.1922) kannte die noch und hat mir oft davon erzählt. Auch den Mittel-See kann man heute noch sehen. Ich glaube es wäre falsch, den Münch-See zu beseitigen, da er schon immer See war und kein Bach.“

Der Münchsee ist mangels Interessenten bereits seit 2004 nicht mehr als Fischgewässer verpachtet (im Gegensatz zum vorderen, eingezäunten See). In der Folgezeit kam es durch den starken Laubeintrag zur Eutrophierung des Sees und dem Einsturz eines Teilstücks des Damms.
"Der Münchsee - Opfer der DIN 19700?" vollständig lesen

Kreiselbäume



In Quimper, Präfektur des Départements Finistère in der Bretagne.

Das muss einem Beamten des Verkehrsamtes des Enzkreises den kalten Schweiß von der Stirn rinnen lassen: ein Kreisverkehr mit mehreren großen Bäumen mittendrin und dann - sozusagen als optische Krönung - ein abgesägter und auf den kahlen Wipfel gestellter Baum. Der Kreisel liegt außerorts und zwischen zwei Stadtteilen, an einem Punkt, auf den zwei kerzengerade Straßen zuführen. Nein, das ist nicht im Enzkreis und schon garnicht in Lomersheim - sondern in Quimper, Präfektur des Départements Finistère in der Bretagne. Die Bretagne liegt bekanntlich in Frankreich und Frankreich gehört zur Europäischen Union, genauso wie Deutschland und auch der Enzkreis. Just das Landratsamt Enzkreis stützt sich in seiner Entscheidung, den 100 Jahre alten Birnbaum von Lomersheim - wohlgemerkt, der einzige im Kreisel an der Fuchstensteige - unter anderem auf von Brüssel ausgegebene Ziele für Verkehrssicherheit. Oder sollen die Lomersheimer ihren Birnbaum trocknen lassen und in seiner gesamten Länge auch auf den Kopf stellen? Wäre dadurch die Verkehrssicherheit gefährdet? Die Sicherheits-Hüter im Pforzheimer Landratsamt fänden sicherlich auch einen Grund, eine solche Provokation zu verhindern. Eine Provokation ist jedenfalls, mit welcher Halsstarrigkeit sie an der Absicht, den Birnbaum umzusägen, festhalten. Das ist pure Rechthaberei, verbunden mit einem Absicherungswahn. Dem Enzkreis fällt wohl ein Zacken aus der Krone, auch einmal eine getroffene Entscheidung zu revidieren. Andere Landräte bringen das hin - nur unserer versteckt sich hinter der angeblichen Haftung der Kreismitarbeiter bei Unfällen. Wer haftet eigentlich für die Unfälle, die regelmäßig zwischen Dürrmenz und Pinache passieren? Wo bleibt der Sägetrupp des Landratsamtes? Aber das ist ja auch kein Kreisverkehr. Dort quert die Landesstraße einen ganzen Wald. Übrigens: Am Kreisverkehr in Lomersheim gab es es noch keine Unfälle. 
Apropos Absicherungswahn - dazu gab es hier schon einmal ein paar Zeilen und einen Rundfunkbeitrag. "Kreiselbäume" vollständig lesen

Wer eine Meinung hat

Was kümmern uns die Fakten, wenn wir eine Meinung haben? Ergo: Wer eine Meinung hat, ignoriert die Fakten, schreibt heute die Süddeutsche Zeitung in einem Beitrag. Klingelt da nicht etwas? Geht es uns in Mühlacker derzeit nicht anders bei der Diskussion um das Schicksal des Mühlehofs? Da ließ sich die Stadt 2011 ein Gutachten von Drees und Sommer zur Untersuchung des Sanierungsbedarfs der Immobilie und eine Machbarkeitsstudie für einen neue Kulturhalle erstellen, präsentierte diese in einer Bürgerversammlung, schaltete dazu ein Internetforum. Doch weil manche die Sanierungskosten von 30 Millionen Euro bezweifeln ("des glaub' ich net"), wurde nun das Stuttgarter Büro 4a-Architekten mit der von den Freien Wählern geforderten Expertise zum Gutachten beauftragt. Rund 10.000 Euro kostet diese Gegenprüfung den Steuerzahler. Ein Gutachten zum Gutachten. Ein Auftrag, den der OB in der Sommerpause erteilte, ohne den Gemeinderat vorher einzuschalten (manche Anträge werden umgesetzt, ohne vorher den Gemeinderat zu bemühen - kommt darauf an, wer den Antrag stellt). Geben wir nun so viele Gutachten in Auftrag, bis jeder seine Meinung bestätigt bekommt? Oder: Kümmern manche weiterhin nur jene Fakten, die ihre Meinung bestätigen? Da werden wir doch noch ein paar Tausender lockermachen für weitere Expertisen ... Vielleicht will die CDU auch eines, dann die SPD, die FDP, die LMU, die Kulturtreibenden. Oder wird nach der neuen Expertise zum Gutachten einfach das Ergebnis akzeptiert? Oder gilt weiterhin: Was kümmern uns die Fakten, wenn wir eine Meinung haben.

In der Sommerpause habe auch ich mich in die Leserbrief-Diskussion eingeschaltet. Hier der Text zum Nachlesen:  "Wer eine Meinung hat " vollständig lesen

Freies WLAN für die Innenstadt?

Freies WLAN auch in der Mühlacker Innenstadt? Ich habe dies angeregt. Gespräche laufen. Pforzheim ist bekanntlich diese Woche mit seinem freien WLAN im Stadtzentrum unter lautem Getöse werbewirksam an den Start gegangen. Die „Heilbronner Stimme“ (Ausgabe vom 6. September 2013) berichtet nun auch von Überlegungen in der Stadt Heilbronn. Bereits installiert ist freies WLAN in Aalen (da werbefinanziert, keine Kosten für die Stadt) und Heubach (Ostalbkreis, knapp 10.000 Einwohner). Wann erfahren wir mehr in Mühlacker?