Einwohnerzahlen: Sachte Trendwende nach oben

 Quartal Mühlacker  Knittlingen Sternenfels Ötisheim Maulbronn Illingen  Wiernsheim
 01/2009  25.740  7822  2825  4847  6662  7200  6559
 01/2010  25.478  7670  2796  4842  6607  7164  6494
 01/2011  25.291  7628  2778  4815  6527  7167  6434
 01/2012  25.297  7785  2762  4798  6432  7137  6561
 02/2012  25.315  7883  2777  4803  6431  7174  6585
Jeder Einwohner bringt einer Gemeinde nicht nur durchschnittlich zwischen 700 und 1000 Euro pro Jahr in die Kasse, jeder Einwohner trägt auch zur Auslastung der privaten und öffentlichen Infrastruktur bei, doch jeder Einwohner gilt auch als Bereicherung einer Gemeinschaft: Deshalb richtet sich der besondere Blick der Kommunalpolitiker auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen. Mühlacker erlebte in den vergangenen Jahren zuerst eine Berg-, dann eine Talfahrt. Ist nun die seit langem erhoffte Trendwende geschafft? Bis zum Jahr 2003 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich an und erreichte damals den Rekord von 26.362, doch seitdem gab es nur Rückgänge - bis auf 25.291 im Jahr 2011. Ein Verlust von rund 1000 Menschen. Ein Jahr später waren es erstmals wieder Einwohner mehr - aber nur ein halbes Dutzend. War die Talsohle erreicht? Inzwischen geht es sachte bergan. Ob es eine wirkliche Trendwende ist oder eher ein Zufallprodukt, müssen die nächsten Quartalsdaten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zeigen. Möglicherweise wirken sich die neuen kleineren Wohngebiete wie Hinter den Zäunen in Mühlhausen und am Sommerberg in Dürrmenz aus, auch die freien Flächen im Stöckach sind inzwischen marktgängiger gemacht worden. Mühlacker ist als Wohngemeinde attraktiv, bietet vieles, hat alle Schularten und viele Freizeiteinrichtungen am Ort, ist ärztemäßig gut aufgestellt, bietet Jobs, liegt in einer reizvollen Landschaft. Pluspunkte, die sich vor allem beim Werben um junge Familien einsetzen lassen. Doch Mühlacker hat zwischen 1993 und 2010 keine Wohnbauflächen auf der grünen Wiese ausgewiesen, war zurückhaltend beim Flächenverbrauch - ganz im Gegensatz zu anderen Kommunen im östlichen Enzkreis. Der Zusammenhang zwischen Neubaugebieten und Einwohnerzahlen ist offensichtlich. Mühlacker setzte verstärkt auch auf Innenentwicklung, wie immer drei parallel laufende Sanierungsgebiete belegen mit neuen Wohnungen an der mittleren Bahnhofstraße sowie hoffentlich auch bald auf dem Schuler-Kanne-Areal in Dürrmenz. 
Die ersten Häuser stehen im neuen Baugebiet Sommerberg in Dürrmenz.
Jahrelang schob der Gemeinderat den neuen Flächennutzungsplan vor sich her, in dem festgelegt wird, wann wo gebaut werden darf. Zuerst erwies sich der Streit um ein größeres Gewerbegebiet als Klotz am Bein. Doch 2008 ist dann dieser Punkt ausgeklammert worden, um das Verfahren gerade für die künftigen Wohnbauflächen zu beschleunigen. Doch irgendwie bekam die Stadtverwaltung die Sache auch nicht recht vom Fleck, erst mit dem OB-Wechsel ging es zügiger voran. Trotzdem: Inzwischen sind wieder vier Jahre ins Land gegangen. Das Statische Landesamt schrieb die Einwohnerzahlen für die Zeit bis 2025 fort und errechnete für Mühlacker ein weiteres Minus von 1183 Menschen. Das System ist ungerecht: Wer in den vergangenen Jahren wuchs, darf weiter wachsen und bekommt Fläche zugebilligt, wer verloren hat, bleibt auf der Verliererstraße. Der zuständige Abteilungspräsident des Regierungspräsiudiums Karlsruhe macht sich inzwischen zum Vollstrecker dieses Kurses. "Einwohnerzahlen: Sachte Trendwende nach oben" vollständig lesen

Die Hängepartie Mühlehof dauert an



Stillstand beim Mühlehof.

Ironie ist die letzte Phase der Enttäuschung, meinte der französische Schriftsteller Anatole France. Beim X-Mas-Rock im Mühlehof Mühlacker brachte Musiker Frank Schmidt vom "Holztrio" zur Zukunft des Gebäudes den ironisch gemeinten Vorschlag, "den Kultursaal stehen zu lassen und den Mühlehof abzureißen". So steht es heute jedenfalls in der Lokalzeitung. Damit beschrieb er offen das Problem: Der Saal wäre schon gut, wenn nur das große Drumherum nicht wäre. Ob es die letzte Phase der Enttäuschung ist, nachdem die Immobilie seit 16 Monaten der Stadt gehört und sie bis jetzt nicht weiß, was daraus wird? Oder passt eher Goethes Satz "Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht"?
Ungenießbar wird allmählich die Geschichte des Mühlehofs. Schon wieder ist ein Jahr verstrichen, ohne dass eine Lösung erkennbar wäre. Der Mühlehof als Dauer-Hängepartie. Dreimal habe ich dieses Jahr zu diesem Thema, das viele Menschen in der Stadt und dem Umland umtreibt, gebloggt:
3. September: CDU bleibt bei ihrer Position - Mühlehof-Wettbewerb
13. Juni: Zwischenstand Mühlehof
9. Februar: Mühlehof - Wer ein Ziel hat, muss sich auch einmal auf den Weg machen
Ende Oktober 2011 hatte der Gemeinderat beschlossen, einen städtebaulichen Wettbewerb zu starten, um zu schauen, was anstelle des jetzigen Kupfer-Kollosses realistischerweise entstehen könnte und zu welchem Preis. Es sollte ein Alternative zur 30 Millionen Euro teuren Sanierung geboten werden, um eine echte (Aus-)Wahl zu ermöglichen. Nicht Abriss ja oder nein, sondern Sanierung oder Neubau. Was ist die wirtschaftlichste Lösung für den Steuerzahler?
Inzwischen hat die überwiegende Mehrheit des Gemeinderats diesen Kurs bestätigt. Doch der Zeitplan für den Wettbewerb ist längst durcheinander geraten. Wir sind erneut im Verzug. Außer Spesen bisher nichts gewesen. Statt dessen stellte die Stadtverwaltung in ihren Haushaltsplanentwurf für 2013 zwei Beträge für den Mühlehof ein: 180.000 Euro für die notwendige Unterhaltung, aber zusätzlich noch 250.000 Euro für sogenannte objektbezogene Maßnahmen. Es wird weiter aufgehübscht und kaschiert. In der Sache selbst sind wir in den vergangenen Monaten nicht weitergekommen. Schade, nachdem es zunächst eine Aufbruchstimmung gegeben hatte.   "Die Hängepartie Mühlehof dauert an" vollständig lesen

Mit der zweiten Stufe der Lärmkartierung im Verzug



Ziel der EU: Lärmbelastung an stark befahrenen Straßen senken.

Die zweite Stufe der Umsetzung der Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlaments und des Rats der Europäischen Union vom 25. Juni 2002 über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm lässt weiter auf sich warten: Die Lärmkarten der Hauptverkehrsstraßen mit mehr als 3 Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr (8200 Kfz/Tag) liegen immer noch nicht vor. Eigentlich hätte das Material bis 30. Juni 2012 fertig sein müssen und den Kommunen zur Verfügung stehen müssen. Der Abschluss der Lärmkartierung der Hauptverkehrsstraßen werde sich verzögern, da der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) die abschließenden Straßenverkehrszahlen erst seit Juli 2012 vorliegen, heißt es bei der Behörde. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die LUBW geht davon aus, dass die Veröffentlichung der strategischen Lärmkarten voraussichtlich Ende Januar / Anfang Februar 2013 erfolgen wird. Doch das ist inzwischen nicht mehr sicher. Auf meine Anfrage bekam ich vom Baurechts- und Planungsamt der Stadt Mühlacker jetzt folgende Auskunft: "Die Daten sind nach wie vor nicht verfügbar. Wir bekommen alle paar Wochen eine neue Terminverschiebung genannt – momentan sind wir irgendwo zwischen Februar und „Frühjahr". Bei den Bahnstrecken spricht das MVI (baden-württembergisches Verkehrsministerium) von „Ende 2013“, das betrifft uns aber eher weniger, da die Strecke Stuttgart-Karlsruhe bereits in der ersten Stufe enthalten ist und der Stöckach erst in den 90ern kam, dort also die Bahn für Lärmschutz nicht zuständig ist."

Die Kartierung hat Folgen auch für unsere Stadt: Betroffen sind unter anderem die Pforzheimer Straße und die Bundesstraße 35 bei Lienzingen. Die Kommune ist dann verpflichtet, einen Lärmaktionsplan - als Maßnahmen gegen die Lärmquellen - aufzustellen. Dass aber davon keine Wunder erwartet werden können, zeigt die Erfahrung mit der ersten Stufe. Seit mehr als dreieinhalb Jahren beschäftigen sich damit Stadtverwaltung, Gemeinderat und Behörden. Die Ausbeute ist eher mager. Wir hatten uns mehr davon versprochen, aber selbst der bisherige Ertrag ist noch nicht umgesetzt.

Trotzdem: Wir brauchen die Daten für die Stufe 2. Und zwar bald. Hier ist das Land gefordert.

Apropos Land: Die - sogar nur unverbindliche - Richtlinie der Europäischen Union zu starren Aufbauten auf den Inneninseln von Kreisverkehren ist mit einer Schnelligkeit realisiert worden, dass die Opfer von Verkehrslärm an stark befahrenen Straßen nur staunen können. Das Land setzt die falschen Prioritäten. Ihm ist der Kreiselabbau offenbar wichtiger als die Hauptlärmquellen, unter denen Menschen zu leiden haben.

Neue Schulsporthalle in die Goldshalde



Blick auf den Standort der neuen Sporthalle. Doch das Baumaterial ist noch nicht für die Halle, sondern für ein Wohngebäude.


Im Rückblick ist es manchmal ganz gut, dass eine Entscheidung nicht umgesetzt wurde. Das zeigt sich jetzt bei der Auswahl eines Standortes für eine weitere Schulsporthalle, die auch von Vereinen genutzt werden kann. Die Pläne für eine Halle im Schulzentrum Lindach waren schon fertig, sie kosteten mehr als 200.000 Euro, doch dann kam 2008 die Finanz- und Wirtschaftskrise dazwischen mit kräftigen Steuereinbrüchen auch für die Stadt Mühlacker. Damit lagen die Pläne auf Eis. Inzwischen hatten sich private Investoren gemeldet, allerdings für einen Standort beim Hallenbad. Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und potentiellen Investoren dauerte, immer wieder gab es Rückfragen, wurden neue Zahlen angekündigt. Vor der Sommerpause 2012 fiel die Entscheidung, das Angebot abzulehnen, da das private Projekt für die Kommune teurer gekommen wäre als wenn die Stadt selbst gebaut hätte, vor allem aber aus Standortgründen. Der Gemeinderat entschied sich im Juli für einen Standort im Bereich Lindach, also dort, wo der Bedarf an zwei zusätzlichen Halleneinheiten besteht. Damals schon sagte die CDU-Fraktion, sie könne sich einen Standort in der Goldshalde und damit in Nähe des Schulzentrums gut vorstellen. Denn seit 2008 verändert sich die Schullandschaft. Inzwischen ist klar, dass der Trend zu Ganztagesschulen geht mit der Folge, dass nicht nur eine Mensa gebraucht wird, sondern auch Bewegungsräume für die Schüler im Freien. Diese aber wären durch einen Sporthallenbau auf dem Schulareal eingeschränkt worden.
Sowohl die Schulen im Lindach als auch der Gemeinderat sehen im Goldshalden-Areal den idealen Standort. Der Gemeinderat votierte in siener letzten Sitzung im Jahr 2012 einstimmig dafür. Jetzt kommt es darauf an, Bebauungsplanverfahren und Gebäudeplanung rasch voranzubringen. Die Vorlage zur Änderung des Bebauungsplanes sei schon fertig, sagte der OB - sie kann im Januar 2013 auf den Weg gebracht werden. Gelder für Grunderwerb und Planung stehen im Haushaltsplanentwurf 2013. Wir müssen nächstes Jahr den Zuschussantrag beim Land stellen und die weiteren Hausaufgaben erledigen, wie zum Beispiel die Frage klären, ob es eine zwei- oder dreiteilige Halle geben wird. Festes Ziel ist: erster Spatenstich im April 2014. Die CDU-Fraktion kann sich gut eine Halle von der Stange vorstellen, denn die Maße einer Halleneinheit liegen fest, der Bedarf an notwendigen Nebenräumen auch. Das bedeutet: Generalunternehmer mit Festpreisgarantie und fixem Terminplan. Die topografischen Probleme des Baugeländes gelten bei Fachleuten als lösbar. 
Die Devise: dran bleiben!