"Oft verliert man den Mut" - Wer auf Hartz IV ist



Das Jobcenter des Enzkreises.


Mit großen Hoffnungen ist das Jobcenter des Landkreises zum 1. Januar 2012 gestartet. Damit liegt die Zuständigkeit für das Sozialgesetzbuch II ganz beim Enzkreis. Bei Betroffenen hält sich die Zufriedenheit allerdings in Grenzen. Zumindest entsteht dieser Eindruck nach Kommentaren, die auf Facebookseiten aus dem Enzkreis zu finden sind. "Es hat sich nix geändert", beklagt sich jemand. Interessant ist, dass alle die kritischen Punkte, die sich in den Einträgen im sozialen Netzwerk finden, so oder ähnlich in der öffentlichen Debatte auftauchten, die heute durch die Medien angefacht wurden. Basis war ein Bericht der Bundesanstalt für Arbeit, wonach 2011 so viele Strafen verhängt wurden wie nie zuvor. Doch 97 Prozent der Hartzv-IV-Bezieher verhalten sich korrekt


Doch was wird ihnen angeboten, um wieder in Lohn und Brot zu gelangen? Ein Blick in die Facebook-Einträge aus dem Enzkreis. Dort stehen Beschwerden, dass für Bewerber, die 50 und älter sind, weitgehend nur Minijobs und 400-Euro-Stellen angeboten werden, zudem Stellen häufig lediglich über Zeitarbeitsfirmen - alles nichts, um Erträge für die Rentenkassen zu erzielen. Die Befürchtung: vorprogrammierte Altersarmut. Ist das Angebot des Jobcenters wirklich so mager? Man wisse im voraus, dass "es (wieder) nichts wird". Ein anderer tröstet sich: "Oft verliert man den Mut, sagt sich, anderen geht es noch schlechter und versucht, denen zu helfen." Aber auch dies wird geschrieben: "Ich war am 03.04. beim Jobcenter, hab doch tatsächlich drei Bewerbungsangebote aus dem Internet mit bekommen: 3 Zeitarbeitsfirmen 8 bis 10 Euro Stundenlohn. 1. Stelle Teilzeit 19 Stunden, 2. eine befristet 2 Monate, 3. mit Lkw-Führerschein, was ich nicht habe." Doch: "Ich muss mich bewerben."


Ich hatte in einer Anfrage die Kreisverwaltung um Stellungnahme gebeten. Doch die Antwort war wenig erhellend: Man beteilige sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht an Diskussionen im Bereich sozialer Netzwerke. Ein nochmaliger Versuch führte dazu, dass der Landrat meinte: "Wir können aber keine personenbezogenen Daten behandeln." Just um diese ging es nicht, sondern um die grundsätzliche Kritik und die habe ich jetzt in einer ganz offiziellen Anfrage als Kreisrat aufgegriffen. Wer zuständig will und alles tut, um dies zu erreichen, muss eben auch mit den Konseqenzen leben. Und die heißen: sich mit Kritik auseinanderzusetzen. Man sein, dass die Schilderungen nicht verallgemeinert werden dürfen, aber dann muss die Kreisverwaltung mit Fakten reagieren. Dazu hat sie nun die Chance. Denn wie hieß es doch mal? Wir machen's besser.


Fortsetzung folgt.