Vorsicht, Stolperstein! Hofstraße 17 und die Sanierung



Die ehemalige Gaststätte Kanne in Dürrmenz darf abgebrochen werden - doch damit ist der Weg zur Neubebauung noch nicht frei

Seit acht Jahren läuft das Sanierungsgebiet Dürrmenz, bis Ende 2013 muss es gegenüber dem Land abgerechnet sein. Aber noch steht das Herzstück der Sanierung, die Neuordnung des Kanne-/Schuler-Areals aus. Der städtebauliche Wettbewerb, zu dem eine beschränkte Anzahl von Planern eingeladen worden war, lief im vorigen Sommer, zwei Investoren blieben am Ende übrig. Aber Bauanträge liegen noch nicht vor. Erst Ende August 2011 genehmigte das Landesdenkmalamt den Abbruch auch des Gebäudes der früheren Gaststätte Kanne - unter der Auflage, dass mit der Spitzhacke erst dann ausgerückt werden darf, wenn das Nachfolgegebäude baurechtlich genehmigt ist, und auf dem Gelände auch noch archäologische Grabungen stattgefunden haben. Wir sehen schon mit Schrecken die Zeit verrinnen wie Sand zwischen den Fingern. Jedenfalls steht das Projekt unter massivem Termindruck. Ich finde, das Landesdenkmalamt überzieht; es hätte längst den Abbruch absegnen können, um dann noch Gelegenheit zum Graben zu haben. Bei der Beratungen im Gemeinderat diese Woche wurde aber auch deutlich, dass das Gebäude Hofstraße 17 (ehemals Kazenmaier) zum Problemfall wird. Beide Investoren haben daran kein Interesse, weil sie keine wirtschaftlich vertretbare Sanierungsmöglichkeit sehen. Sonst will das Haus auch niemand haben. Wertvoll ist nicht die Scheune des Anwesens, sondern der Wohnteil, bei dem es sich um einen Ständerbau aus den Jahren um 1504 handelt. Doch was tun? Einer der Investoren, der seit langem feststeht, plant im rückwärtigen Bereich altengerechte und betreute Wohnungen, doch der notwendige baurechtlich notwendige Abstand zu Hofstraße 17 fehlt.


Hofstraße 17: Ein Haus, das der Stadt gehört, das niemand will und das buchstäblich im Wege steht. Die Kommune hatte es einst zum Abriss gekauft, doch da war das Baujahr noch nicht bekannt. Jetzt ist es quasi zum aktuellen Stolperstein für die gesamte Planung des Areals geworden. Wir können die Neuordnung dieses Gebiets, das als Herz von Dürrmenz vitalisiert werden soll, an Hofstraße 17 nicht scheitern lassen. Es auf Kosten der Stadt zu sanieren, wäre unwirtschaftlich, weil wir keine Nutzung haben (die Höhe der Räume lässt maximal Wohnen zu). Eine hoch suventionierte Mietwohnung ist dem Steuerzahler nicht zuzumuten. Entweder findet sich in letzter Minute noch ein Liebhaber, der es herrichtet und man löst noch das Abstandsproblem, oder es fällt der Spitzhacke zum Opfer. Städtebaulich geklärt werden muss dies in einem Bebauungsplan, der rasch ins Verfahren gehen soll.


Mein Dürrmenzer Kollege Rolf Leo zürnt, weil sich bisher zuwenig getan hat. Zurecht! Trägt eine zu lahme Verwaltung die Schuld, hat sich der Gemeinderat zu spät zum Kauf der Kanne als erstem Schritt des kommunalen Engagements durchgerungen, pokerten einzelne Eigentümer wegen des Verkaufspreises zu lange und zu hoch? Liegt es daran, dass Innenentwicklung immer schwieriger ist als das Bauen auf der grünen Wiese? Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus vielen Ursachen. Nur: Wir müssen jetzt nach vorne schauen und alles tun, um die Sanierung im Kern von Dürrmenz zu einem guten Abschluss zu bringen. Wenn dies nicht gelingt, wäre das Herzstück der Sanierung gescheitert. Und das kann niemand wollen.