Kann den Klüngeln Sünde sein?


Kann den Klüngeln Sünde sein? Klüngeln, kooperieren, sich vernetzen macht den beruflichen oder geschäftlichen Erfolg planbar, meinen Anni Hausladen und Gerda Laufenberg in ihrem Buch "Die Kunst des Klüngelns". Das Klüngeln öffnet viele Verbindungen und kann den Weg zu geplanten Zielen ebnen. Heimlich Absprachen treffen, steht im Redensarten-Index für das Wörtchen mit dem "K" am Anfang. Was ist, wenn Fraktionsvorsitzende des Kreistags mit dem Landrat zusammen sitzen und "möglichst gemeinsam festlegen, welche Punkte (einer Streichliste) wir umsetzen und welche wir nicht aufgreifen wollen". Wird hierbei also geklüngelt oder hat es nichts damit zu tun? Im Alltagsgebrauch ist Klüngel im Kölner Raum auch positiv besetzt, im Sinne von „Man kennt sich, man hilft sich“, „über Beziehungen verfügen“ oder netzwerken bzw. vernetzt sein. Der Politologe und Autor Frank Überall vertritt die These, dass Klüngel nicht auf korruptive Handlungen zu reduzieren sei, sondern – speziell im Bereich der Politik – auch demokratieförderliche Elemente aufweise.


Also: Wie ist das mit dem Plauderstündchen der Fraktionsvorsitzenden beim Landrat? Ich sprach im Umweltausschuss des Kreistages von einer Klüngelrunde, handelte mir erstmals in 31 Jahren eine Rüge ein und ward darob höchst erstaunt. Ob der Bürger solche Runden anders sieht als ich? Natürlich soll dabei ausgeklüngelt werden, was sich gemeinsam vertreten lässt. Kann ja durchaus nützlich sein, aber erst, wenn vorher die eigene Fraktion gefragt wird. Zumindest ist das meine Meinung. Meinungsbildungsprozesse müssen alle einschließen.


Aber nun weiß ich: Hier hat niemand geklüngelt. Ich werde künftig von einer Runde zum Aufgleisen sprechen. Ein Wort, das ich diese Woche beim Regionalverband gehört habe. Passt gut: etwas gemeinsam auf die Gleise stellen. Und wenn das den Landrat auch noch ans Klüngeln erinnert, so sage ich einfach: Da sei eine Streichliste aufgeschlagen - und man habe nur geschaut, ob jemand davon getroffen wurde und Schaden davongetragen hat, Kollateralschaden womöglich. Man sei deshalb nur gemeinsam um erste Hilfe besorgt gewesen.

Metro-Regio-Express als neue Marke




Der Seehas, der zwischen Konstanz und Engen verkehrt. Beispiel für einen attraktiven Regionalexpress. Bild: SBB GmbH

Einen Metro-Regio-Express als Marke der Europäischen Metropolregion Stuttgart schlägt der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) vor. Die im Regionalverkehr von der Bahn noch eingesetzten so genannten Silberlinge sollen durch moderne Wagen ersetzt werden.
Gut 70 Prozent der Verträge des Landes Baden-Württemberg mit der Bahn AG für den Schienennahverkehr laufen 2016 aus. Doch schon vorher sollen einzelne Linien neu ausgeschrieben werden, beginnend 2011. Bis 2020 soll alles in trockenen Tüchern sein.


Das wäre die Chance für die Europäische Metropolregion, nach dem Vorbild des Rhein-Ruhr-Express eine eigene Marke aufzubauen, sagte Horst Stammler, VVS-Geschäftsführer, vor dem Lenkungsausschuss der Metropolregion in Stuttgart, in dem auch der Regionalverband Nordschwarzwald vertreten ist. Ein System von Aalen bis Pforzheim, von Heilbronn bis Tübingen – und das zu einem einheitlichen Tarif in einem Gebiet, in denen sich neun Verbünde die Arbeit im öffentlichen Personennahverkehr teilen.


Der Metro-Regio-Express als Mittelstück zwischen der S-Bahn und dem Fernverkehr: An die Umsetzung könne schon vor dem Bau des neuen Bahnknotens im Rahmen von Stuttgart 21 gegangen werden, sagte Stammler. „Aber erst voll wirksam wäre alles mit der Realisierung von S 21.“ Denn das Umsteigen am Hauptbahnhof der Landeshauptstadt entfalle dann: „Umsteigen kostet Verkehrsanteile.“ Besser sei eine Durchbindung, von der sich Stammler etwa 50 Prozent mehr Fahrgäste verspricht: zum Beispiel von Pforzheim bis Ulm oder von Heilbronn bis Tübingen. Einhergehen müsse dies mit modernen Wagen. Das Land sei derzeit dabei, die Standards für das Zugmaterial zu definieren. Er nannte unter anderem Doppelstockwagen. Denkbar seien auch Züge nach dem Vorbild des Seehas, der zwischen Konstanz und Engen verkehrt. Auf jeden Fall müsse der Standard höher sein als jetzt beim Regionalexpress unter anderem durch Klimatisierung und viel Beinfreiheit. Eine der Neuerungen, auf die Stammler hofft, sind auch Mehrzweckabteile unter anderem für das Mitnehmen von Fahrrädern.

Das muss auch ein Thema für die Gremien des Regionalverbandes Nordschwarzwald sein. Deshalb habe ich die Verbandsverwaltung gebeten, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, um die Interessen unserer Region frühzeitig in die Debatte einzubringen. Mich hat jedenfalls Stammlers Konzept überzeugt.


Das auch im Enzkreis erhoffte Metropolticket zur Überwindung der Tarifhürden vor allem zwischen dem Verkehrsverbund Pforzheim/Enzkreis und dem VVS soll endgültig 2011 kommen - unabhängig von dem Express-Konzept. Stammler sicherte dies nochmals zu, auch im Gespräch mit mir.