Rathaus Großglattbach - ein Sonderfall

Kein Schmuckstück mehr: die Rückseite des Rathauses Großglattbach, einmal von der Kehrseite her

Die Entscheidung fiel schwer: Doch das Rathaus im Mühlacker Stadtteil Großglattbach wird an einen "Glabbicher" verkauft. Aber es wäre angesichts der Finanzlage der Stadt eine Illusion gewesen, auf eine Sanierung des Gebäudes für rund 300.000 Euro (oder mehr?) zu setzen, während gleichzeitig die Kosten für die Sanierung des alten Schulhauses Großglattbach von 1,1 auf 1,4 Millionen Euro gestiegen sind. Die Großglattbacher bekamen also ein Bürgerhaus für ein Rathaus (Rolf Leo). Das alte Schulhaus hatte eine zusätzliche öffentliche Nutzung notwendig. Es ist sinnvoll, dieses ortsbildprägende und stattliche Gebäude öffentlich und damit für die Bürgerschaft rundum zu nutzen statt u.a. zwei Mietwohnungen einzubauen. Verwaltungsaußenstelle der Stadt, Kinderbücherei und Arztraum (aus dem jetzigen Rathaus) sowie Kernzeitbetreuung der Grundschule und Vereinsveranstaltungen kommen nun unter ein Dach. Das aber macht deutlich, dass es sich um einen Sonderfall handelt, der im Zusammenhang mit dem alten Schulhaus gesehen werden muss.

Daraus abzuleiten, dass nun in allen Stadtteilen die Rathäuser verkauft werden müssen, wie es die SPD tut, ist ein falscher Rückschluss. Offenbar herrscht bei den Genossen Unkenntnis über unsere Stadtteil-Rathäuser: Im Enzberger befindet sich noch die Zweigstelle des städtischen Bauhofs und dort finden auch Vereinsveranstaltungen statt, das Lienzinger Rathaus gehört nicht allein der Stadt, in Mühlhausen ist im Erdgeschoss des Rathauses die Feuerwehr-Abteilung untergebracht. Und auch für die Lomersheimer hat ihr Rathaus einen emotionalen Wert.

Wer meint, mit dem Verkauf der Stadtteil-Rathäuser den Haushalt retten zu können, irrt gewaltig. Die Gebäude haben ihre Notwendigkeit für die Ortsteile. Oder soll jeder Stadtteil nun ein Bürgerhaus bekommen?

Aber das Rathaus Großglattbach ist ein Lehrbeispiel dafür, wie die Stadt ihre Gebäude verlottern lässt. Ich habe mir vor der Gemeinderatssitzung das Gebäude von außen nochmals angeschaut und war erschüttert, wie man es herunterkommen ließ. Ob Strategie dahinter steckt?

Der Verkaufsbeschluss fiel jedenfalls einstimmig. Auch die beiden Großglattbacher Stadträte hoben dafür die Hand. Zumal wir alle hoffen, dass der Käufer das Haus nicht nur saniert, sondern auch die Zusage einlöst, ein Cafe einzurichten.