Lieber punktuell und lokal - Das politische Engagement


Das politische Engagement in Deutschland hat sich gewandelt. Während früher das Engagement in Parteien und Verbänden im Mittelpunkt stand, entscheiden sich die Menschen heute mehr für punktuelle und lokale politische Aktivitäten. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftler Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) im ersten WZBrief Zivilengagement, einem neuen Service des WZB.

Entgegen den häufigen Klagen in der Öffentlichkeit sei das politische Interesse als eine der Voraussetzungen politischer Partizipation in der Gesamtbevölkerung in den beiden vergangenen Jahrzehnten relativ stabil geblieben. Anders sehe es bei den Jugendlichen aus: Dort habe das politische Interesse im langfristigen Trend zunächst deutlich abgenommen und steige erst seit kurzem wieder an. Die Zahl der politischen Proteste schwanke stark; insgesamt lasse sich jedoch eine steigende Tendenz beobachten.

Eine Beobachtung, die auch Gemeinderäte und Bürgermeister machen: Das Interesse an der Kommunalpolitik allgemein ist dann besonders ausgeprägt, wenn einen die Themen persönlich stark ansprechen oder eigene Interessen berührt werden. Dann füllt sich auch der Zuschauerbereich im Ratssaal. Die wichtigste Entscheidung aber, Diskussion und Verabschiedung eines Haushaltsplanes als zentrales Instrument der Weichenstellung, lockt kaum jemand hinterm Ofen hervor. Dreht es sich aber später um einen konkreten Punkt daraus und tangiert eine Schule, einen Verein oder eine andere Institution, dann stellen sich auch Zuhörer ein. Dabei ist die eigentliche (Vor-)Entscheidung mit dem Etat schon getroffen worden.

Der neue WZBrief Zivilengagement bietet Interessierten aus Wissenschaft, Politik und Praxis in Vereinen, Kirchen, Initiativen und sozialen Bewegungen mehrmals pro Jahr aktuelle Forschungsergebnisse an. Er soll das Wissen um Ausmaß, Erfolge und Probleme eines solchen Engagements verbreitern und "kritische Reflexionen anstoßen". Der Begriff Zivilengagement nimmt das gesamte Spektrum von Engagement mit auf und schließt auch Konflikt und Protest ein.

In der neuen Ausgabe stellt Dieter Rucht die Ergebnisse seiner Untersuchung, wie sich politisches Engagement in den vergangenen Jahren in Deutschland verändert hat. Das Heft gibt es nur auf elektronischem Weg und ist als pdf-Datei abrufbar.