Zweitgrößte Solaranlage Mühlackers liefert Strom aus Lienzingen

Mit 116 Watt Strom pro Einwohner aus Fotovoltaikanlagen wird Mühlacker bei der Solarbundesliga notiert. Zusammen mit anderen Kriterien erreicht die Stadt derzeit Platz 586, bei den Mittelstädten rangieren wir auf dem 43. Rang - fünf Plätze hinter der Nachbarstadt Vaihingen. Bei einer kleinen Feier anlässlich der Inbetriebnahme der 200-kWp-Anlage auf der Tennishalle der Tennisfreunde Lienzingen habe ich heute als OB-Stellvertreter unsere Platzierung als noch verbesserungsfähig bezeichnet und gelobt, die Tennisfreunde würden nun kräftig dazu beitragen, einen weiteren Sprung nach vorne zu machen. Was auf das Dach der Halle montiert wurde, ist wohl die zweitgrößte Anlage Mühlackers. Etwa eine halbe Million Euro investierte der Verein, der gleichzeitig ein Konzept zur Energieeinsparung umsetzt. Er trägt damit zum Ausbau erneuerbarer Energie bei, speist den Strom ins Netz der Stadtwerke Mühlacker GmbH ein und verstärkt gleichzeitig seine wirtschaftliche Basis. Ökologie und Ökonomie wirken positiv zusammen.

Heute ging auch meine eigene kleine Solaranlage in Betrieb. Mit sieben kWp kann ich nicht mithalten mit der mächtigen Anlage in der Nachbarschaft. Aber es ist schon ein besonderes Gefühl, zur Erzeugung sauberen Stroms beizutragen. Zumal die Sonne keine Rechnung schickt.

Ausgerechnet heute hat aber der Bundestag die Einspeisevergütung um 16 Prozent reduziert, allerdings erst zum 1. Juli 2010. Anlagen, die vorher in Betrieb gehen, fallen nicht unter diese Kürzung. Dazu zitiere ich einfach aus "Berlin aktuell" des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum, ebenfalls von heute: Die Solarbranche soll ein wichtiger Eckpfeiler unserer Stromversorgung aus erneuerbaren Energien werden. Gerade deshalb muss die Förderung stärker darauf abzielen, die Hersteller von Fotovoltaikanlagen international wettbewerbsfähig zu machen. Die bisherige Förderstruktur des EEG setzt zu sehr auf bloßes Mengenwachstum und fördert damit hauptsächlich ausländische Hersteller. Diese liefern bereits heute 60 Prozent der in Deutschland installierten Module. Deutschland muss die Technologieführerschaft in der Solarbranche zurückgewinnen. Nur so lassen sich auf Dauer sichere Arbeitsplätze in unserem Land erhalten. Deshalb ist der Beschluss der Bundesregierung zu begrüßen, der Fotovoltaikindustrie eine gezielte Forschungs- und Technologieförderung in Höhe von 100 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Die bisherige Regelung bedeute, so Krichbaum, Überförderung, die den Investoren Traumrenditen und den Verbrauchern steigende Strompreise beschere. Diese Feststellung des Abgeordneten kann einen zu der spöttischen Bemerkung selbst unter Parteifreunden verleiten, wie es denn dann um die Traumrenditen der vier großen deutschen Energieversorger-Multis steht, wenn sie ihre abgeschriebenen Atomkraftwerke noch ein paar Jährchen weiter betreiben dürfen. Wann werden deren Traumrenditen gekappt? Kernkraft als Brückentechnologie? Ja, aber gleichzeitig Anreize zum Ausbau der erneuerbaren Energie.

Mühlacker liegt zwar in der Solarbundesliga (noch?) nicht auf einem Top-Platz, bietet aber seit vielen Jahren schon Strom aus Wasserkraft und inzwischen Gas aus Biomasse. Die Region Nordschwarzwald will sich verstärkt als Region der regenerativen Energie präsentieren, dazu passt gut die Solarfabrik auf dem Dach der Lienzinger Tennishalle. Die Vereinsmitglieder sind zurecht stolz auf ihre Anlage. Strom aus Lienzingen. Davon kann's noch mehr geben. Das schafft schließlich Arbeitsplätze, hoffentlich in Deutschland und nicht in China.