Innenentwicklung als Heilungsprozess

Der neue Platz "Am Katzenbuckel", im Hintergrund die betreuten Altenwohnungen.


Ein gelungenes Projekt der Innenentwicklung ist heute offiziell eingeweiht worden: 38 betreute Altenwohnungen, die Zentrale der Diakoniestation Mühlacker, eine Tiefgarage und der neue Platz Am Katzenbuckel an der mittleren Bahnhofstraße in Mühlacker. Damit ist das Aushängeschild des Sanierungsgebiets Kernstadt fertiggestellt. Inzwischen sind die Eigentumswohnungen weitgehend bezogen, die Bewohner loben die kurzen Wege zu vielen Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten der Innenstadt. Die Firma FWD in Dossenheim baute die Eigentumswohnungen und die Tiefgarage, die Stadt den Platz und den Fußweg am Igelsbach, damit in Ost-West-Richtung.

Jahrelang suchten wir nach Möglichkeiten, weitere betreute und frei finanzierte Wohnungen für ältere Menschen zu bauen. Der erste Versuch mit einer anderen Firma auf dem Goldshalde-Areal scheiterte genauso wie ein zweiter Anlauf an der Ecke Pforzheimer Straße/im Käppele und damit unmittelbar neben dem Stadion. Erst als die Stadt mit Unterstützung der Kommunalentwicklung Baden-Württemberg (KE) einen neuen Investor fand - FWD -, gab es den entscheidenden Durchbruch. Jahrelang wirkte die Fläche neben der Volksbank, nach dem Abbruch des Wohnungsgebäudes, wie eine städtebauliche Wunde. Sie konnte nun geschlossen werden. Innenentwicklung als Heilungsprozess.

Innenentwicklung ist immer schwieriger als das Bauen auf der grünen Wiese, aber letztlich auch befriedigender. Die Menschen, die in solche Objekte einziehen, können die vorhandene private und öffentliche Infrastruktur nutzen, gleichzeitig wird diese gestärkt.

Mit der Platzbezeichnung "Am Katzenbuckel" nahm der Gemeinderat eine alte Bezeichnung für die heutige Bergstraße auf. Damit steht der neue Platz gleichzeitig für Kontinuität.

Mit der Tiefgarage entstehen zusätzliche Parkplätze an der Bahnhofstraße, die allerdings noch zu wenig angenommen werden. Lieber suchen manche Autofahrer in der Bahnhofstraße einen ebenerdigen Parkplatz und schimpfen, wenn sie keinen finden. Dabei ist diese Tiefgarage kundenfreundlich und auch nicht teuer.

Für die Abrundung dieses wunderbaren Erfolg stetiger kommunalpolitischer Arbeit sorgte die Volksbank Pforzheim mit ihrer neuen Filiale an der Bahnhofstraße.

Innenentwicklung aus einem Guss. Stadträte, OB und Stadtverwaltung können zufrieden sein. Eine gelungene Sache. Und über diese dürfen wir uns ehrlichen Herzens freuen.

Jetzt abgeordnetenwatch.de für Baden-Württemberg

Hier der Werbeblock für heute für eine gute Sache: Jetzt besteht auch in Baden-Württemberg die Möglichkeit, sich direkt und öffentlich mit Anliegen an die Landtagsabgeordneten zu wenden.

Auf abgeordnetenwatch.de Baden-Württemberg können alle außerdem ermitteln, wie die Wahlkreisabgeordneten bei namentlichen Abstimmungen votiert haben. Derzeit sind insgesamt vier Abstimmungen dokumentiert.

Bis jetzt gibt es noch keine Fragen an die Enzkreis-Abgeordneten, da die Seite erst heute freigeschaltet worden ist.

Baden-Württemberg ist nach Hamburg, Bayern und Nordrhein-Westfalen das vierte Bundesland, in dem Bürgerinnen und Bürgern von ihren Landtagsabgeordneten öffentliche Stellungnahmen einfordern können. Unterstützt wird das Projekt von der Landeszentrale für politische Bildung und der Initiative Mehr Demokratie e.V.

Dass der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Hauk, seiner Fraktion vorläufig empfiehlt, sich an der Beantwortung etwaiger Fragen nicht zu beteiligen bis weitere Informationen vorliegen, ist kurios. Offenbar hat er sich in der Vergangenheit nicht mit abgeordnetenwatch.de beschäftigt. Jedenfalls verrät diese Haltung eine seltsame Mischung aus Furcht vor unangenehmen Fragen und Unverständnis für das neue Systen. Es ist eben die Öffentlichkeit von Fragen und Antworten, die dieses Angebot ausmachen. Hauk sollte mal hinter dem Mond vorkommen.

Rathaus Lienzingen gehört aufgemöbelt

Eine Auffrischung hätte das Rathaus von Lienzingen schon verdient. Die Balken der Fassade verlieren an Kraft. Das Gebäude liegt bekanntlich im Sanierungsgebiet und deshalb winken Landesgelder für die Modernisierung. Wann die Stadt ihren Eigenanteil bringen kann, ist offen. Was aber die weitaus kleinere selbständige Gemeinde Lienzingen zustande brachte, nämlich das Rathaus in Schuss zu halten, wird wohl auch der großen Stadt Mühlacker gelingen.

Das Rathaus ist Lienzinger Baugeschichte. Wer in dem 1970 erschienenen Heimatbuch Lienzingen von Friedrich Wissmann blättert, findet die Historie dieses stattlichen Fachwerkgebäudes. Nachdem 1692 das alte Rathaus an der Einmündung der Kirchenburggasse in die Friedenstraße abgebrannt war, hatte die Gemeinde 1719 das heutige Rathaus gebaut. An einem Eckpfosten steht: "Meister Zimmermann Hans Rudershofer von Großenglattbach anno 1719." Darunter finden sich Beil und Winkelmaß, also die Zimmermannszeichen. 1822 ist das Rathaus durch das jetzige Obergeschoss aufgestockt worden. In der Beschreibung des Oberamts Maulbronn von 1870 wird das Baujahr insgesamt mit 1822 angegeben.

In dem Gebäude sind Verwaltungsaußenstelle und Kinderbücherei untergebracht.

Das Rathaus ist ein Stück Lienzingen. Als öffentliche Einrichtung gehört es zu unserem Dorf. Die Stadt muss verantwortungsvoll mit ihm umgehen. Auch historisch wertvolle städtische Gebäude in den Stadtteilen dürfen nicht vernachlässigt werden.


Ein wenig berühmt

Mühlacker in Facebook: Versuche mich übers Netz ein wenig berühmt zu machen... heißt es. Bis jetzt ist die Facebook-Gemeinde dieser Gruppe ganz klein. Gar nicht typisch für Mühlacker. Wer heute Abend SWR-3-Fernsehen - Sonntagstour - schaute, durfte feststellen: Mühlacker steht ganz gut da. Kann sich sehen lassen, zumal sich der größte Teil des Mühlacker-Kapitels in Lienzingen abspielte. Aber Lienzingen ist ja eh die Krönung von Mühlacker, wie sich im Foyer des Rathauses am Wappenbaum gut ablesen lässt. Na, wer bekennt sich als FreundIn der Großen Kreisstadt?


Ein bisschen viel an einem einzigen Wochenende

Mammutaufgabe? Am Freitag traf das Arbeitspapier der Stadtverwaltung Mühlacker für die Klausurtagung des Gemeinderats am nächsten Dienstag ein. Nach der ersten Durchsicht steht fest: Die Gefahr, dass bewährte Strukturen zerschlagen werden, die auch in besseren finanziellen Zeiten nicht mehr aufgebaut werden können, besteht. Wir werden uns die Punkte vorgetragen lassen und dann diskutieren. Beschlüsse sind nicht vorgesehen. Mir fehlt der rote Faden im Konzept, der auch die Investitionen einschließt: Wenn jeder Euro, der bei den laufenden Ausgaben gestrichen wird, dann in umstrittene Brandschutzmaßnahmen oder in die ohne Frage überzogenen Standards bei Bauen gesteckt werden, ist nichts gewonnen.

Eine Mammutaufgabe? Jedenfalls ein schwieriges Geschäft, das keineswegs vergnügungssteuerpflichtig ist.

Wir plagen uns also vor Ort, um trotz weggebrochener Steuereinnahmen, für die wir nichts können, handlungsfähig zu bleiben. Die Kommune ist mehr als nur der reine Verwaltungsbetrieb.

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Griechenland ist pleite, wir sollen helfen, der Bettelbrief ist schon da. Zuerst musste der Steuerzahler aus angeblich übergeordneten Gründen den Banken mit Milliarden zur Seite springen. Jetzt werden wieder übergeordnete (Euro-)Interessen angeführt, um Griechenland zu stützen. Egal, ob mit Bürgschaften oder direkt mit Geld: Wir als deutsche Steuerzahler stehen für alles gerade. Und unsere Kanzlerin findet das auch staatsmännisch gut. Und die Kommunen? Die müssen schauen, wie sie das dicke Ende für sich und ihre Bürger vermeiden.

Berlin kümmert sich um alles, ist der Welten Retter, aber lässt die Städte und Gemeinden allein.

Ach ja, dann will auch noch eine künftige muslimische Sozialministerin in Niedersachsen die Kreuze in den Schulen abhängen lassen. Eine, die der CDU angehört. Man sollte es nicht glauben.

Ein bisschen viel an einem einzigen Wochenende. Wie viele Zumutungen muss man denn als Christdemokrat denn noch ertragen?


Kulturlandschaft im Paradies

Daniel Bachmann: Literatur im Rinderstall.

Strohballen zum Sitzen auch fürs Theaterpublikum.


Er habe noch nie vor so vielen Rindviechern gelesen, gestand der Stuttgarter Schriftsteller Daniel Bachmann und hatte die Lacher trotzdem auf seiner Seite. Denn Bachmann las heute vor zwei- und vierbeinigem Publikum tatsächlich im Rinderstall. In dem des Landwirtes Frank Martin, einem Aussiedlerhof in Wiernsheim und damit einer Gemeinde des Heckengäus. "Literatur im Stall" hieß das Programm, veranstaltet vom Enzkreis im Rahmen seiner Reihe Kulturlandschaften. Bachmann trug aus seinem Roman "Raus aus der Provinz" vor, die Geschichte von Ratze Pukofel, der aus dem Nordschwarzwald stammt und erfolgreicher Rockmusiker werden will. Der Autor wurde jedenfalls mehrfach durch kräftiges "Muh!" der Rinder - um es positiv zu sehen - angefeuert.

Schon Wiernsheims Bürgermeister Karl-Heinz Öhler wertete die lautstarken "Wortmeldungen" der Rinder als Zustimmung: Er schilderte zu Beginn, was es heißt, eine Kulturlandschaft zu erhalten, plädierte für Kirschbäume auch entlang öffentlicher Straßen und empfahl, lieber einmal Kräutermischungen zu säen als nur Grassamen. Als Junge habe sich seine Mutter am meisten über einen bunten Blumenstrauß gefreut, verriet er am Tag seines Geburtstags. Was er zu sagen hatte, passte genau in die Landschaft, in dem der 1997 gebaute Aussiedlerhof Martin liegt: Inmitten von Äcker und Wiesen, Streuobstbeständen und dem freien Blick auf den Horizont. Dass heute auch noch blauer Himmel und Sonnenschein das Wetter prägten, gab allem eine besondere Note. Die Adresse der Famile Martin - Beim Paradies 1 - hätte heute Sogar Im Paradies heißen dürfen.

Doch zurück zum Programm: Sonja Leicht las im Pferdestall die Geschichte vom Zebramädchen Nanela, Brigitte Wenzel lud in den Hühnerstall ein - passend zum Vorlesen aus ihrem Buch "Alarm im Hühnerstall". Im Heuschober gab es "den kleinen Bär". Matthias Hautsch begleitete die Lesungen mit der Gitarre, wobei eine Rockeinlage im Rinderrevier doch zeitweise Unruhe bei den Tieren auslöste.

Sonja Leicht und Brigitte Wenzel sorgten für besonderen Lokalkolorit: Beide sind in Wiernsheim aufgewachsen und engagieren sich in der Autorengruppe "Federleicht".

"Ein Schaf fürs Leben" hieß es - passend! - am Schafstall. Markus Löchner spielte so gekonnt den Wolf, dass bei seinem Auftritt ein paar kleine Kinder aus Angst schreiend die Vorstellung verließen. Obwohl der "Wolf" versicherte, keine Kinder zu fressen, sondern nur Schafe. Und auf das Schaf (Meike Anna Stock) hatte er es abgesehen. Doch irgendwann verging ihm der Appetit, weil sich eine kleine Freundschaft entwickelte. Das Stück hatte im vergangenen Dezember Premiere im Podium des Stadttheaters Pforzheim.

Stühle waren jedenfalls bei keiner der Lesungen und Vorführungen notwendig: Strohballen boten stabile Sitzgelegenheiten.

Ein wunderbarer Kulturnachmittag war's: Am 17. Juli findet eine Neuauflage mit "Museen und Kunst im öffentlichen Raum" (Pforzheim/Knittlingen/Mühlacker) statt und am 2. Oktober schließt das 2010-er Programm im Holzbachtal (Gemeinde Straubenhardt) im Sägewerk Jäck mit Kunstaktionen um den Rohstoff Holz.

Das Landratsamt als Organisator schafft so ein kleines, aber feines Stück (Kreis-)Kulturpolitik. Einmal, um die vielfältigen Kulturlandschaften vorzustellen (Kraichgau, Nördlicher Schwarzwald, Stromberg und Heckengäu), zudem um das alles verbindende Band der Sympathie zwischen den Kreisteilen zu knüpfen (man könnte auch sagen: Ein Wir-Gefühl zu stärken) und gleichzeitig kleine Haltepunkte zu bieten, um ein paar Stunden die Seele baumeln zu lassen. Würde auch noch das Enztal und damit das Element Wasser einen eigenen Beitrag erhalten, wäre alles eine ganz runde Sache.



Sind nicht auch andere Abgeordnete ein bisschen Rülke?

Stellen die Kommunen im Enzkreis ihre Anträge für Gelder aus dem Landessanierungsprogramm beim Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Rülke? Seit wann ist der Abgeordnete gleichzeitig zuständige Behörde für die Sanierungsmittel? Gibt es in Baden-Württemberg keine Gewaltenteilung zwischen Legislative und Exekutive? Fragen, die sich mir heute gestellt haben, als ich online las, dass Rülke die neueste Verteilung der Sanierungsmittel mitgeteilt habe, wohl auch den einzelnen Bürgermeistern.

Doch: Rülke ist nicht die Genehmigungsbehörde, das Wirtschaftsministerium nicht das Eigentum der FDP. Auch wenn man dies gelegentlich meinen könnte.

Die Kommunen reichen ihre Anträge übers jeweilige Regierungspräsidium ans Wirtschaftsministerium ein, das letztlich entscheidet. Und deshalb ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass das Ministerium heute auch die Liste der genehmigten Anträge vorlegte. Ergänzt durch eine jeweils separate Pressemitteilung für die einzelnen Stadt- und Landkreise. Alles den Redaktionen portionsgerecht präsentiert. Doch die Vorab-Info ging an Rülke.

Das ist eine lästige Vermengung zwischen Staats- und Parteigeschäften. Nichts dagegen zu sagen wäre, wenn ein Abgeordneter sich persönlich für einen Antrag eingesetzt hat, weil die zuständige Behörde nicht richtig wollte. Einen solchen Erfolg zu vermelden, ist seriös. Nicht aber, nur aber den guten Onkel zu spielen, obwohl diese Rolle eigentlich den Beamten in Regierungspräsidium und Ministerium gebührt, die sachgerecht entscheiden - um übrigens unser, des Steuerzahlers Geld zu verteilen.

Mühlacker bekommt zusätzlich 990.000 Euro für das Sanierungsgebiet Dürrmenz. Die Stadtverwaltung hatte dies in Gesprächen mit dem Regierungspräsidium abgestimmt und war dort auf ein positives Echo gestoßen. Von der zuständigen Behörde kommt dann der eigentliche Bescheid. Aber da ist die Nachricht schon draußen. Vom Überbringer Rülke.

Doch sind nicht auch andere Abgeordnete, selbst der CDU, ein bisschen Rülke?