Ein Ranking zum Freuen, aber auch zum Bangen

Keinen Monat ohne Ranking. Oder gar keine Woche rankinglos? Jedenfalls gab es heute eines über die 409 deutschen Stadt- und Landkreise. Eigentlich schneidet der Enzkreis bei solchen Vergleichen immer gut ab. Deshalb ist der Überraschungswert begrenzt. So auch heute. Diesmal hat die Initiative Neue soziale Marktwirtschaft (INSM) die Daten erhoben und gewichtet. Wir kamen auf den 21. Rang. und gehören damit zum Spitzenfeld aller Kreise in Deutschland. Ich denke, dass Sie sich mit mir über das Ergebnis freuen, schrieb flugs Landrat Karl Röckinger den Kreisräten. Von allen baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen reichte es zu Platz fünf auf der Hitliste.

Allerdings schreibt die INSM auch dieses in seinem ergänzenden Krisenrisikoindex: Der Enzkreis wird nach einer wissenschaftlichen Trendanalyse aufgrund der spezifischen Wirtschaftsstruktur vor Ort unter den Folgen der aktuellen Konjunkturkrise sehr stark betroffen sein.

Insofern wird die gute Nachricht gleich von einer schlechten eingeholt.

Die Regionen in Deutschland mit dem höchsten Wohlstand liegen in Bayern. In der Vergleichsstudie belegt München Platz eins. Zudem punkten mehrere Kreise in Bayern. Auf den letzten 25 Plätzen landen dagegen nur Landkreise aus den neuen Bundesländern - bis auf eine Ausnahme.


Sanierung Ortskern Lienzingen: Ein erster Meilenstein

Die vordere Bädergasse (Bild) ist zusammen mit der Kirchenburggasse saniert worden.



Im Sommer 2007 begannen die Arbeiten, jetzt ist das Ergebnis zu sehen: Die Sanierung der Kirchenburggasse und der vorderen Bädergasse in Lienzingen wurde heute offiziell beendet. Bei einer kleinen Feier - mit musikalischer Umrahmung durch den Posaunenchor - setzte die Stadt quasi den Schlusspunkt, nachdem vorige Woche der Endbelag aufgebracht worden war. Im Herzen des Fachwerkdorfes ist einer der ersten Erfolge der Aufnahme des Ortskerns ins Landessanierungsprogramm sichtbar. Ein schöner Meilenstein, der auch den Privatleuten zeigt, dass die Stadt bei der Sanierung mit gutem Beispiel vorangeht!

Eitel Sonnenschein herrschte heute bei dem kleinen Fest vor dem Gasthaus "Traube" in doppeltem Sinne: Alles freute sich über die gelungene Maßnahme, die bei schönstem Wetter gefeiert werden konnte. Doch dass die Kirchenburggasse und die vordere Bädergasse jetzt schon umgestaltet werden konnten, war das Ergebnis einer knappen Entscheidung des Gemeinderats bei den Beratungen zum Haushaltsplan 2008: Die CDU-Fraktion hatte beantragt, den Ausbau schon 2008/09 vorzunehmen. Dafür stimmten 16 Stadträte, dagegen 15. Also eine hauchdünne Mehrheit. Die Stadtverwaltung wandte sich ausdrücklich dagegen, der OB votierte entsprechend.

Knapp 270.000 Euro kostete das Projekt, 60 Prozent der Gelder übernimmt das Land Baden-Württemberg. Die abwechslungsreiche Gestaltung - Granitflächen und Asphalt wechseln sich ab, Bäume wurden gepflanzt - fand Beifall, sie passt sich der dörflichen Struktur an, wertet die Kirchenburggasse auf. Wie mir am Rande der Veranstaltung der zuständige Sachbearbeiter beim Bau- und Planungsamt sagte, hat die Nachfrage aus Lienzingen nach Sanierungsmittel deutlich angezogen: Mehr Leute wollen mit Unterstützung der öffentlichen Hand ihre Gebäude sanieren und damit dazu beitragen, dass der historische Ortskern weiter gewinnt.

Das Landesanierungsprogramm für Lienzingen läuft von 2008 bis 2014. Solange gibt es die 60 Prozent Zuschuss des Landes. Neben der Sanierung von Rathaus und Kelter, die bis jetzt zeitlich noch nicht endgültig fixiert sind, sollen 2010 die übrige Bädergaasse und die Spindelgasse, danach der Weg von der Bädergasse bis zum Bachweg, der Fußweg Knittlinger Straße bis zu Herzenbühlgasse und der Weg hinterm Rathaus folgen. Bereits gestartet ist die Sanierung der Gemeindehalle Lienzingen.

Es ist was los in Lienzingen!

Übrigens: Die Lienzingen-Tour im Internet hat eine neue Station: Die Evangelische Kirchengemeinde ist nun auch im weltweiten Netz.

Grüne Mitte: Die Botschaft kam gut rüber

Auch wenn sich nur etwa 30 Bürger - darunter mehrere Stadträte - den Termin in der Feuerwache gönnten, die Informationsveranstaltung der Stadt zu den Plänen für eine kleine Landesgartenschau hat sich doch gelohnt. Nicht nur, weil die Planer ihr Konzept einbetteten in die Geschichte und Veränderung der Enz-Landschaft zwischen Mühlacker und Dürrmenz. Auch die Botschaft selbst kam gut rüber: Es soll die Grüne Mitte Mühlackers werden. Über die Bewerbung beim Land als Gartenschau-Stadt entscheidet am 21. April der Gemeinderat. Ich denke, es wird wohl ein einstimmiger Beschluss. Erst im Spätherbst wird sich zeigen, ob wir den Zuschlag erhalten. Dann kann erst richtig geplant und manche interessante Bürgeranregung von heute Abend aufgenommen werden. Zum Beispiel jene, den Namen "Mühlacker" - abgeleitet von Mühlen entlang der Enz - darzustellen.



Was in Amtsstuben geschrieben wird

Da will sich die Verwaltung des Enzkreises das Behördendeutsch abgewöhnen und dann das: Die Nachricht des Tages aus den deutschen Amtsstuben. Erstaunliche Ergebnisse brachte die von Dezember 2008 bis Januar 2009 vorgenommene Umfrage des Dudenverlags: Sie richtete sich an Mitarbeiter aus dem öffentlichen Bereich und widmete sich dem Thema: "Wie wichtig ist eine korrekte Rechtschreibung in Behörden und öffentlichen Einrichtungen?". Nur rund zwei Drittel der insgesamt 581 Teilnehmer waren der Ansicht, dass eine fehlerfreie Orthografie in Gesetzestexten "wichtig" oder "sehr wichtig" sei (71,9 %). Ähnlich bewertet wurde die Frage nach einer einwandfreien Rechtschreibung in selbst verfassten Texten (64,5 %), in Dokumenten, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden (66,4 %) und in Texten, in denen öffentliche Stellen mit Bürgern kommunizieren.

Und dann noch das: Ungeachtet der eigenen nachlässigen Haltung ziehen die Mitarbeiter eine Reihe von Schlüssen aus fehlerhaften Schreiben: Vordergründig deuten sie auf einen nachlässigen Umgang mit der Sprache und fehlende Rechtschreibkenntnisse hin. Unbewusst haben die Bediensteten laut Umfrage aber noch ganz andere Assoziationen: Ein niedriges Bildungsniveau, Unzuverlässigkeit, unsaubere Arbeitsweise und Unprofessionalität sind einige Eigenschaften, die dem Absender zugeschrieben werden.




Gespannt, was die Bürger dazu sagen

Im jährlichen Wechsel finden in Baden-Württemberg Gartenschauen statt - große (Landes-)Gartenschauen wie 2008 in Bad Rappenau oder kleine Gartenschauen (so genannte Grünprojekte) wie 2009 in Rechberghausen. Rechberghausen hat 5400 Einwohner, Bad Rappenau 21.000.

Mühlacker will sich für die Zeit nach 2015 um ein solches Grünprojekt bewerben. Kürzlich stellte das von der Stadt beauftragte Planungsbüro Senner seine ersten Gedanken nichtöffentlich dem Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vor, am kommenden Mittwoch (8. April, 18:30 Uhr, Feuerwache) folgt die Bürgerinformation. Auch wenn sich dieser Termin auf der Internetseite der Stadt Mühlacker - bis jetzt zumindest - noch nicht findet: Ein guter Besuch ist zu wünschen.

Noch im April soll der Gemeinderat endgültig über die Bewerbung beschließen. Das Land entscheidet dann im Herbst 2009 über die Orte, die im Zeitraum 2015 und 2025 Gartenschauen präsentieren dürfen - mit finanzieller Unterstützung aus Stuttgart.

2001 versuchte Mühlacker, eine Landesgartenschau an die Enz zu holen. Der Antrag scheiterte. Jetzt soll es eine Nummer kleiner versucht werden. Als Freund der Landesgartenschauen wäre mir die Großausgabe auch lieber gewesen - dass aber auch ein Grünprojekt so gestaltet werden kann, dass es über den Ort des Geschehens ausstrahlt, will dieses Jahr Rechberghausen zeigen.

Kernbereich der Planung von Senner soll die innerstädtische Enzaue in Mühlacker und Dürrmenz sein. Eine neue grüne Mitte. Entscheidend wird sein, was man daraus macht.

Bin auf das Echo der Bürger gespannt.

Ein Schülerrat für Mühlacker als Schulprojekt

Vor Jahren scheiterte in Mühlacker das Projekt Jugendgemeinderat, weil sich irgendwann nicht genügend Kandidaten fanden. Jetzt versuchen Mühlackers Schulen keine Neuauflage, aber sie planen einen Schülerrat. Nachdem es bereits einen Gesamtelternbeirat der Schulen gibt, passt eine Vertretung der Schüler gut dazu. Dass dieser Schülerrat im Juni gewählt werden soll, fand ich gerade im Internet. Morgen werden wir es den Lokalzeitungen entnehmen. Das Gremium wird als Schulprojekt bezeichnet. Eine gute Sache, wenn junge Menschen rechtzeitig lernen, wie Demokratie im Alltag funktioniert. Und sich die weiterführenden Schulen in unserer Stadt gleichzeitig vernetzen.

Bis jetzt gibt es ein gut funktionierendes Modell der Mitwirkung junger Menschen an Entscheidungen einer städtischen Einrichtung: Der Jugendrat des Jugendhauses. Er wird von den Besuchern dieses Jugend-Treffs - Pro Zwo - gewählt, schickt Vertreter in den Vorstand des Jugendhausvereins. Jetzt soll auch der Schülerrat beim Jugendhaus mitwirken. Mal sehen, mit welchem Ergebnis.

Offenbar ist eine Rückkoppelung der Themen des Schülerrats zum Gemeinderat in Jugend-Themen nicht vorgesehen. Denn die Stadträte sind in die Vorbereitungen nicht eingebunden, sie erfahren die Nachricht morgen aus der Zeitung. Schauen wir gespannt zu, wie sich die Lehrstube in Sachen Demokratie und Mitwirkung entwickelt. Hoffentlich gut.

Mühlehof: Wie geht es nach der Mietkürzung weiter?

Aus der heutigen Ausgabe des Mühlacker Tagblatt:


NACHGEFRAGT

Günter Bächle

Der CDU-Frakti-
onschef im Mühl-
acker Gemeinde-
rat sieht sich in
seiner Skepsis,
was den Verkauf
des Mühlehofs an
den Investor Echo
betrifft, bestätigt.
Doch wie soll es, nachdem die
Stadt schon die Miete für die Kul-
tursäle gekürzt hat, weitergehen?

„Echo muss sich
bewegen“

Weil sich im Mühlehof zu wenig
getan hat, darf die Stadt ihre Mo-
natsmiete kürzen. Empfinden Sie,
der Sie vor dieser Entwicklung ge-
warnt haben, das als Genugtuung?


Nein, als Genugtuung nicht. Aber
unsere Fraktion sieht sich durch
die Entwicklung in ihrer kritischen
Haltung bestätigt. Hätte die Stadt
den kulturellen Teil nicht abgege-
ben, hätte sie zumindest für einen
Teilbereich des Mühlehofs noch die
Entscheidungsgewalt. So aber ist,
was die Bürger häufig nicht verste-
hen können, der Handlungsspiel-
raum des Gemeinderats gering. Wir
hätten uns deshalb gewünscht,
schon früher den Druck zu erhöhen
und die Mietzahlungen zu reduzie-
ren. Es gibt so viele Beanstandun-
gen, dass dies unserer Ansicht nach
gerechtfertigt gewesen wäre.

Was kann der Gemeinderat tun?

Wir können in diesem Jahr laut
Vertrag die Miete um 30 Prozent
kürzen und im nächsten Jahr um 50
Prozent. Anschließend könnten wir
dann rein theoretisch den Mietver-
trag kündigen – aber das ist im
Falle von Kultursälen natürlich
leichter gesagt als getan. Schließ-
lich bräuchten wir dann eine völlig
neue Kulturhalle. Dadurch, dass
wir im Mühlehof nicht handlungs-
berechtigt sind, ist hier in erster
Linie weiterhin die Firma Echo
gefragt. Sie muss sich bewegen.

Was würde sich der Gemeinderat
von Echo wünschen?


Es braucht jetzt eine offene Diskus-
sion mit der Stadt und dem Ge-
meinderat, die alle Varianten an-
spricht – bis hin zu einem mögli-
chen Abriss. Würde der Leerstand
nochmals Jahre andauern, dann
würde darunter auch der Kulturbe-
trieb im Mühlehof leiden.

Die Fragen stellte Thomas Eier.