Jetzt ist das Geld erst einmal verteilt

Jetzt haben wir die etwa 1,5 Millionen Euro verteilt, die der Stadt Mühlacker aus dem Konjunkturprogramm von Bund und Land zufließen. Zuerst erfuhr der Gemeinderat die Liste vom OB aus der Zeitung, musste dann eine Woche warten, bis die Beratungsvorlage kam. Bei der Auswahl war eine Beteiligung des Gemeinderats nicht erwünscht. So blieb heute Abend aus Gründen des Termindrucks (Antragsschluss beim Regierungspräsidium ist der 20. April) nichts anderes übrig, als Projekte anzumelden - lieber ein paar mehr, falls welche nicht zum Tragen kommen. Ein Viertel der Kosten muss die Stadt selbst aufbringen - klar ist: Das geht momentan nur über neue Schulden. Dafür darf nun gnädigst der Gemeinderat sorgen. Nach Dringlichkeiten der Maßnahmen fragte kaum noch jemand.

Hier die Projekte, die angemeldet werden:

Kiga Hauptmannstraße: Dach, Fassade 210.000 €
Kiga Schumannstr.: Fassade 45.000 €
Kiga Pfarrgasse: Fenster, Fassade 85.000 €
Kiga Schulstraße: Fenster, Fassade 45.000 €
Kiga Frd.-Münch-Str.: Dach, Fassade 75.000 €
Wendlerschule: Dach, Fassade 750.000 €
Schillerschule Anbau: Dach 175.000 €
Schillerschule Anbau: Fenster, Fassade 566.000 €
Kiga St. Johann: Fenster 26.000 €
Rathaus Stadt Mühlacker: Sanierung Glasdach 160.000 €
Stadtbibliothek: Dach 220.000 €
Zusätzlich Sanierungen der privaten Blumhardt-Schule.

Unbefriedigend ist dieses Verfahren. Obwohl der Gemeinderat auf Antrag der CDU schon am 13. Januar 2009 die Verwaltung aufforderte, noch in den laufenden Haushaltsberatungen Vorschläge für Maßnahmen auszuarbeiten, ist nichts geschehen. Bis jetzt stehen auch noch keine Planungen. Dabei sollen die Gelder rasch abfließen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Dass es anders geht, beweist OB Boris Palmer (Grüne) in Tübingen. Sein Motto "Ein Konjunkturpaket muss schnell wirken". Er begann schon Ende 2008 mit den Vorarbeiten und kann nun die Arbeiten gleich ausschreiben. Und Palmer bezog auch den Gemeinderat in die Vorentscheidungen ein.

Mühlackers OB dagegen - obschon Palmers Parteifreund - redete sich auf angeblich fehlende Ausführungsvorschriften hinaus. Das ist eben der Unterschied zwischen einem OB, der aus der Politik kommt wie Palmer und einem, der Oberregierungslandwirtschaftsrat war und die Beamtenhierarchie verinnerlicht hat.

Der Streit um die Heizungsart im Heidenwäldle

Der Streit um die Brennstoffart im Wohngebiet Heidenwäldle in Mühlacker spiegelt sich derzeit in den Leserbriefspalten des Mühlacker Tagblatt wider, aber auch in den Briefen und Anrufen von Bewohnern der waldumsäumten Siedlung (auf einer Fläche, die die damals selbständige Gemeinde Lienzingen Mitte der sechziger Jahre an die Stadt Mühlacker verkauft hat) an und bei Stadträten. Jahrzehntelang pochte die Stadtverwaltung darauf, dass dort nur mit Gas oder Strom geheizt werden darf. Noch vor wenigen Jahren verteidigte die Stadtverwaltung dies in einem Leserbrief. Und nun soll das alles nichts mehr gelten? Kein Festbrennstoffverbot mehr? Auf einen von mehreren Personen unterzeichneten Brief der Festbrennstoff-Gegner antwortete der OB - und zog sich den gesammelten Unmut vieler Menschen zu. Ein Brief, der die Position der Stadtverwaltung darstellt. Aber einen Gemeinderatsbeschluss gibt es bisher nicht.

Die CDU-Gemeinderatsfraktion beschäftigte sich heute Abend erneut mit dem Thema. Wir werden morgen Abend im Umwelt- und Technikausschuss (falls der Punkt aus Zeitgründen nicht schon wieder abgesetzt wird) den Antrag auf eine Bürgerversammlung im Heidenwäldle stellen. Dort muss die Stadtverwaltung Rede und Antwort stehen, gleichzeitig aber auch den Menschen im Heidenwäldle ein Podium geben, um ihre Positionen vorzutragen.

Die Kernfrage wird letztlich nicht lauten: Gas oder Holz, sondern: Wie steht es mit dem Vertrauen in Rechtspositionen, die die Stadtverwaltung jahrelang vertreten hat? Oder: Was darf man künftig einer Verwaltung glauben, wenn das alles, was sie vormals vertreten hat, nichts mehr wert ist?

Eine Million Euro mehr für die Innenstadt

Soeben kommt eine gute Nachricht aus dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium: Für die städtebauliche Erneuerungsmaßnahme „Kernstadt“ (Innenstadt) sind für die Stadt Mühlacker im Bund-Länder-Sanierungs- und Entwicklungsprogramm 2009 weitere Finanzhilfen in Höhe von einer Million Euro bereitgestellt worden. Geplant sind weitere Grunderwerbe, die Schaffung von Wohnraum im innerstädtischen Bereich auf dem Areal Münch sowie der Bau einer öffentlichen Tiefgarage. Eigentlich wollten wir eine noch kräftigere Aufstockung, aber auch mit einer Million kann man schon zufrieden sein.

Zudem konnte die Stadt Mühlacker Ende Februar zweckgebunden für die energetische und bauliche Erneuerung der Ortsbibliothek im Rahmen der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Großglattbach“ mit Bundes- und Landesfinanzhilfen von insgesamt 230.000 Euro aus dem Bund-Länder-Investitionspakt zur energetischen Erneuerung der sozialen Infrastruktur gefördert werden.

Wenn von gut 2100 nur etwa 100 kommen

Neubürgerempfang der Stadt Mühlacker heute im Mühlehof. Mehr als 2100 Einladungen sind verschickt worden: An alle, die seit 2007

- zugezogen sind (1600)
- das 18. Lebensjahr vollendet (600)
oder
- die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben.

Und wie viele kamen? Wenn es hoch kommt, waren es 100 - überwiegend ältere - Menschen. Ich habe vor allem auch junge Familien vermisst.

Eigentlich schade, denn Stadt und Vereine boten einen Markt der Möglichkeiten: An den Ständen gab es Informationen zuhauf über die Angebote in unserer Stadt. Wer vor zwei Jahren zugezogen ist, kennt sich natürlich auch schon besser aus als jemand, der erst in den vergangenen Wochen sich im Rathaus angemeldet hat.

Nicht alle sind scharf darauf, lange Reden zu hören. Die Infostände mehr in den Vordergrund zu rücken, wäre eine Möglichkeit, die Sache attraktiver zu machen. Oder so wie Bietigheim-Bissingen: Dort lädt der OB mehrmals im Jahr samstags zu Neubürgergesprächen ein. Und fast immer ist der Ratssaal voll besetzt - wer gerade frisch zugezogen ist, verspürt mehr Hunger nach Informationen.

Für alle Beteiligten sind solche Veranstaltungen mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden. Auch viel Idealismus stecken vor allem die Vereine hinein. Deshalb müssen wir auch im Gemeinderat darüber reden: Wie können wir die gute Idee, neue Bürger herzlich willkommen zu heißen, noch verbessern. Aber bisher war der Gemeinderat gar nicht eingeschaltet . . .

Stände beim Markt der Möglichkeiten im Mühlehof. Rechts Stadträtin Erika Gerlach (CDU) - eine von drei Gemeinderatsmitgliedern, die am Neubürgerempfang teilnahmen

Rückzug von Ehrenamtlichen? Der Landrat ist gefordert

Eine Gesellschaft lebt mit und von der Ehrenamtlichkeit. Dass Leute bereit sind, ihre Freizeit für die Gemeinschaft zu opfern. Gerade Baden-Württemberg ist auf seine Ehrenamtlichen stolz. Und auch das Landratsamt Enzkreis? Zweifel sind mir heute bei der Lektüre über den Rückzug der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus dem Demenz-Zentrum Mühlacker gekommen. Da sollte sich der Landrat selbst darum kümmern und die Dinge wieder gerade biegen.

Eppinger Linie - dokumentiert im Stadtgebiet

Liest sich gut, was die Stadtverwaltung dem Ausschuss für Gemeinderat und Technik morgen vorlegt: Vorschläge zur Dokumentation des Verlaufs der Eppinger Linie im Stadtgebiet. Die CDU-Fraktion hatte voriges Jahr dazu einen Antrag gestellt. Ein Arbeitskreis legte einen Vorschlag vor, den wir umsetzen sollten - ein an den historischen Gegebenheiten orientierter Eppinger-Linie-Weg durch Mühlacker.
Hier die Vorlagen:
Eppinger_Linie_show_pdf.pdf
Eppinger_Linie_anlagen.pdf
Damit können wir Heimatgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar machen. Historie unterm freien Himmel. Eine hübsche und auch lehrreiche Sache.

Die Generälchen oder die, die inszeniert werden

Interessanter Beitrag im Magazin Cicero: Die Generälchen. Lohnt sich, der Frage nachzugehen, weshalb wir heute Heils, Pofallas, Niebels und - ach, wie heißt der Neue von der CSU - Dobrindts haben? Aber keinen Geißler, keinen Bahr, keinen Flach und keinen Glotz mehr. Der Kernpunkt: Heute dagegen hat sich unter dem Einfluss diverser Kommunikationsberater und Werbespezialisten ein Politikbild herausgebildet, in dem sich der Inszenierungsaspekt ein Stück verselbstständigt hat. Selbst OB-Wahlen sollen durch geschickten Einsatz von Rosen gewonnen worden sein...