Alle Jahre wieder kommt die Haushaltsrede

Alle Jahre wieder: Die Haushaltsrede schreiben. Wie viel Themen müssen hineingepackt werden? Was ist über das pure Zahlenwerke hinaus noch von Interesse, um für die Fraktion in der Öffentlichkeit die entscheidenden Pflöcke einzuschlagen? Diesmal ist es meine 26. Haushaltsrede. Übers Wochenende ist sie entstanden, nun muss sie noch mit der Fraktion abgestimmt werden. Am Dienstag halten die Fraktionssprecher die Haushaltsreden, am Tag zuvor wird über die Anträge der Fraktionen zum Etatentwurf entschieden. Die Ergebnisse sind dann eventuell noch in die Stellungnahme einzuarbeiten. Am Dienstagmittag spätestens wollen die Redaktionen den Text haben.

Doch seit 25 Jahren frage ich mich immer wieder aufs Neue, wer mit langen Haushaltsreden etwas anfangen kann. Sie zu verfassen, erfordert Zeit. Schon im Gemeinderat hoffen die meisten, dass die Reden bald vorbei sind. In der Zeitung schlagen sich die großartigen Ausführungen maximal mit 40 Zeilen nieder und man fragt sich jedesmal, ob dem Zwang zur Kürzung durch den Redakteur nicht ausgerechnet jene Passagen zum Opfer fielen, die einem selbst so wichtig erschienen. Und dann stellen wir die Reden ins Internet und denken, dass sich da jemand dafür interessiert. Ach so, dann sind die auch noch Bestandteil des Protokolls der Gemeinderatssitzung, werden für künftige Generationen konserviert. Doch ich bin mir nicht sicher, ob wir dann mehr Leser haben als heute. Das Fazit: Lieber kurz, dafür knackig.