Wenn nicht längst alles zum Weinen wäre

Und wieder bezahlen wir wieder 21.792,96 Euro plus Mehrwertsteuer: Der Gemeinderat gab heute Abend die Januar-Miete für den kulturellen Teil des Mühlehofs frei. Die 13 CDU-Stadträte sagten wieder Nein, vier Freie Wähler enthielten sich der Stimme, 17 Stadträte wollen die pünktliche Überweisung an die Firma Echo GmbH (vor allem SPD, LMU, FDP und OB). Dabei hatte der OB eine Zusage, die er Ende November im Ältestenrat gegeben hatte, nicht eingelöst: Heute einen Vorschlag vorzulegen, wie die Stadt die vertraglichen Verpflichtungen der Firma Echo ihr gegenüber einlösen kann. Nichts lag vor.

Das sollte eigentlich Grund für den Gemeinderat sein, ein Zeichen zu setzen und wenigstens einen Teil der Miete einzubehalten, auch um Druck auf die Stadtverwaltung auszuüben, endlich zu handeln, damit Echo die vertraglichen Verpflichtungen einlöst. Doch diese Chance hat die Mehrheit des Gemeinderats erneut vertan. Statt dessen gab der LMU-Fraktionschef wieder kluge Ratschläge und hat dabei ganz vergessen, dass er zu jenen gehörte, die im Juni 2005 den kulturellen Teil an Echo verscherbelten - für 1,2 Millionen Euro (die CDU lehnte damals ab). Inzwischen haben wir fast den gesamten Betrag an Miete an Echo (zurück) bezahlt und warten auf Vertragserfüllung. Dass die erfolgen wird, daran glaubt niemand mehr. Wenigstens in Sack und Asche könnten sie dann gehen, die LMU & Co., die offenbar immer noch ein bisschen an Echo glauben. Andere, die auch für den Deal waren, haben sich inzwischen wenigstens von dem Glauben verabschiedet.

Die Freien Wähler deuteten immerhin schon einmal heute Abend eines an: den eventuellen Rückkauf des kulturellen Teils - nachdem Echo kürzlich Gastronomie und Casino für den gewerblichen Teil des Mühlehofs als Lösung anbot. Ernsthaft. Es wäre zum Lachen, wenn die Mühlehof-Geschichte nicht längst zum Weinen wäre. Und das Verhalten des OB und seines Fachamtes nicht minder.

Hundertwasser für Mühlacker?

Stadträte sollen nicht in der Öffentlichkeit über den Abbruch des Mühlehofs schwadronieren, denn das Gebäude gehöre nicht der Stadt. Ein kluger Ratschlag, den der Anwalt der Stadt dem Gemeinderat gab. Das Gesetz des Handels liegt tatsächlich bei der Firma Echo GmbH (Berlin) als Eigentümer. Was wir als Kommune haben (als Rück-Mieter des kulturellen Teils) sind drei Verträge - ob die hieb- und stichfest ausgearbeitet worden sind, ist allerdings die Frage (die CDU-Fraktion hatte von Beginn an ihre Zweifel und lehnte das Vertragswerk im Juni 2005 ab). Sei's drum.

Jetzt meldete sich eine interessierte Beobachterin der Mühlacker Szene aus Illingen. Ich will einfach ihre Mail hier kommentarlos übernehmen. Sozusagen als Denkanstoß:

"Am Wochenende befand ich mich in Magdeburg und hatte dort Gelegenheit die "Grüne Zitadelle", das sogenannte "Hunderwasserhaus" zu sehen.
Dabei kam mir der Gedanke, ob ein Hundertwasserhaus nicht auch eine echte Alternative zum bestehenden Mühlehof darstellen könnte.

Zum einen würde es baulich die Stadt bereichern und wäre ein echter Blickfang. Weiterhin würde es sicherlich zur Belebung der Fußgängerzone beitragen, durch kleine Ladengeschäfte und Innenhöfe, die zum Verweilen einladen.

Ferner stellen diese außergewöhnliche Bauwerke, die an sich schon "Kunstwerke" sind, eine Attraktion dar, so dass sicherlich durch die exponierte Lage Laufkundschaft angelockt werden würde. Auch von der Konzeption wäre es sicherlich möglich die VHS zu integrieren.

Angebotene Führungen durch dieses besondere Bauwerk locken bestimmt auch Touristen nach Mühlacker.

Sicherlich klingt der Vorschlag auf den ersten Blick etwas verwegen, jedoch sollten aufgrund der verfahrenen schwierigen "Mühlehof-Situation" auch unkonventionelle Vorschläge gemacht werden.

Auch in Plochingen steht ein solches Haus, es ist inzwischen einer der Blickfänge der Stadt.

Vielleicht gibt es ja Nachfolger des 2004 verstorbenen Friedensreich Hundertwasser, die seine Arbeit fortsetzten."


Eine Idee, die ihren Reiz hat. Ein Gedanke ist nicht deshalb schlecht, weil seine Realisierung schwierig ist.

Gibt es noch andere Ideen? Mühlacker hätte sie verdient.