Mühlacker vorbildlich oder Kein Flächenfraß

Andere Städte und Gemeinden schieben sich unauffällig in den Vordergrund. Sie gewinnen an Profil und Einwohner. Und Mühlacker? Wir kommen in zentralen Punkten der Stadtentwicklung nicht mehr oder nur beschwerlich voran. Diskussionen enden allzu schnell in ideologischen Debatten, meist losgetreten von den Grünen (oder: LMU) im Gemeinderat. Auch wenn sie mit fünf von 35 Sitzen keine Mehrheit haben: Stören und bremsen können sie allemal. Und im Zweifelfall finden sie in anderen Fraktionen welche, die sich davon anstecken lassen. Jüngstes Beispiel: Aischbühl, das geplante innenstadtnahe Wohngebiet. Seit fünf Jahren (2002 wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst) geigen wir damit herum. 2005/06 ging es wenigstens weiter: Vertrag mit der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH als Erschließungsträger, ein städtebaulicher Wettbewerb unter drei Büros, breite Mehrheit für die Arbeit der Planer von Lehen drei in Stuttgart. Jetzt sollte dieser Vorentwurf in die Bürgeranhörung gegeben werden. Ende März stimmte der Ausschuss für Umwelt und Technik mit den Stimmen von CDU und FW bei Enthaltung der FDP und dem Nein von SPD und LMU zu. Am 24. April sollte dieses Ergebnis der Vorberatung des Ausschusses vom Gemeinderat bestätigt werden. Eigentlich eine Formsache. Doch nun unterstützte die FW die LMU mit dem Antrag, eine weitere Planung auszuarbeiten, die nur eine Bebauung zu zwei Drittel der Fläche von gut 6 ha brächte. Also: Wieder abwarten! Die Halbwertzeit der Entscheidungen des Mühlacker Gemeinderats wird immer kürzer, die Verlässlichkeit schrumpft.
Und alles nur, weil Mühlacker angeblich zu viel Fläche verbaut. Dabei ist dies ein Märchen, wie ein Blick in die Übersicht über die Flächenentwicklung in der Region Nordschwarzwald zeigt, die der Regionalverband Nordschwarzwald 2004 vorgelegt hat. Zwischen 1966 und 2015 (auch noch nicht überbaute, in rechtskräftigen Flächennutzungsplänen ausgewiesene Siedlungsgebiete einbezogen) hat sich die Flächeninanspruchnahme der vier Mittelzentren in der Region unterschiedlich entwickelt: Horb nahm um 736 ha zu, Freudenstadt um 391 ha, Calw um 303 ha und Mühlacker um 256 ha. Also: Kein Flächenfraß in Mühlacker, sondern eine Entwicklung mit Augenmaß. Das belegt auch die Gesamtsiedlungsfläche: Horb 1351 ha, Freudenstadt 927 ha, Calw 846 ha, Mühlacker 837 ha. Diese sparsame Flächen-Nutzung spiegelt sich aber auch in einer teilweise stagnierenden, inzwischen leicht rückläufigen Einwohnerzahl Mühlackers wider - im Gegensatz zu den anderen Mittelzentren. Im Vergleich zu Bretten und Vaihingen ist Mühlacker ebenfalls zurückhaltender, was Flächenverbrauch angeht. Trotz Aischbühl!