Zufrieden oder Wenn die Wahlbeteiligung nur höher wäre

Die Schlacht ist geschlagen, der neue Landtag gewählt, an der CDU kommt niemand vorbei, Ministerpräsident Günther Oettinger hat einen verdienten persönlichen Erfolg verzeichnet, unser Enzkreis-Abgeordneter Winfried Scheuermann konnte sein Mandat erfolgreich verteidigen. Alles palletti? Nein, denn die Wahlbeteiligung ist alles andere als schön. Wir Kommunalpolitiker haben uns bei "unseren" Wahlen an eine Beteiligung um die 50 Prozent gewöhnt. Aber diesem Wert nähert sich nun auch die Landespolitik. Gestern beim Wahldienst in Lienzingen hat es sich schon angedeutet, denn die Wähler kamen eher zögerlich, die Staus vor den Wahlkabinen blieben eine Seltenheit. Deshalb ist es nicht ratsam, sich zufrieden zurück zu lehnen: Wir alle müssen verlorenes Vertrauen wieder gewinnen. Auf dass die Menschen sich nicht an der Wahlurne verweigern. Diesmal traf es vor allem die SPD. Es kann aber auch mal wieder die CDU betroffen sein. Dabei sollte Wahlrecht auch Wahlpflicht sein.

Oder fehlte es wegen der Großen Koalition in Berlin nur an der notwendigen Polarisierung, die die Wähler an die Urnen treibt? Wenn Parteien sich nicht bekriegen wie jetzt im Landtagswahlkampf, empfinden die Wähler Langeweile, wenn die beiden großen Parteien sich beharken, ist es auch wieder nicht recht. Das waren noch Zeiten, als Filbinger 1972 mit der Alternative "Freiheit statt Sozialismus" antrat. Das mobilisierte beide Lager. Weshalb wird ein ruhigerer Kurs nicht honoriert? Manche haben aber auch einfach das Gefühl, die Politik nehme sie nicht ernst und löse Probleme nur auf ihre Kosten - an den Infoständen konnte man vor allem bei älteren Menschen dies immer wieder hören. Also wäre es eine Bringschuld der Politik, durch bessere Arbeit die Bürger zu überzeugen.

Ansonsten: Wir können als Union auch lokal und regional zufrieden sein. Die CDU hat in Mühlacker die SPD übertrumpft, trotz des aufwändigen Materialwahlkampfes von Lokalmatadaor und SPD-MdL Thomas Knapp. Das wiederum tröstet: Es kommt nicht nur auf große Plakate und viele Prospekte an, entscheidend ist der allgemeine Trend. Das ist für Knapp sicherlich bitter, aber diese Erfahrung machten auch andere schon. Und dass Rülke von der FDP mit seiner Kampagne "Drei sind besser als zwei" zumindest in einem Maß Erfolg hatte, dass es ihm in den Landtag reichte, muss eingeräumt werden - wenigstens geschah dies nicht allzu sehr auf Kosten der Union. Damit lässt sich es mit dem FDP-Erfolg auch leichter leben. Und die Grünen? Frank Ulrich Seemann bleibt draußen aus dem Landtag. Der Mann, der andere immerzu attackiert und sich als der Gutmensch sieht, war wohl der falsche Kandidat der Grünen, sonst hätte bei der Größe des Wahlkreises ein Mandat für die Partei drin sein müssen. Zumindest zu dieser Niederlage muss man die Grünen und Seemann-Zweitkandidat Walter Appenzeller aus Keltern beglückwünschen. Irgendwie waren sie doch alle nicht glücklich mit ihrem Bewerber.