Stadtpokal oder Wenn ein Stadtvertreter fehlt

Da gibt es einen OB, einen Bürgermeister und fünf ehrenamtliche OB-Stellvertreter. Jedesmal, wenn bei einer Vereinsveranstaltung - trotz Einladung - ein Vertreter der Stadt fehlt, wird dies von den Vereinen beklagt. Spricht jemand im Gemeinderat dieses Fehlen an, wird auf die personellen Ressourcen hingewiesen mit dem Hinweis: "Hatte denn niemand von den OB-Stellvertretern Zeit - wir haben ja genügend?". Weil beim Stadtturnier der Fußballvereine Mühlackers - nicht zum ersten Mal - weder der OB noch sonst ein Vertreter der Stadt anwesend war, um den Pokal der S t a d t zu übergeben, meine Mail an den OB:


Sehr geehrter Herr Schütterle,



der heutigen PZ entnehme ich folgenden Satz: „Bei der Siegerehrung vermissten die Veranstalter und die Zuschauer den Schirmherrn des Stadtturniers, Oberbürgermeister Arno Schütterle. Da sich auch kein anderer Vertreter der Stadt Mühlacker vorstellte, wurde der FC Viktoria Enzberg als Ausrichter selbst tätig.“



Ich finde sehr bedauerlich, dass die Stadt nicht vertreten war. Ich will Wert darauf legen, dass ich als einer Ihrer ehrenamtlichen Stellvertreter nicht angefragt worden war. Ich hätte Zeit gehabt, die Vertretung der Stadt zu übernehmen.


Nur als Info, bevor Fragen kommen.

Das mit dem Bier oder Was ein OB so alles (nicht) sieht

PZ: Haben Sie und der CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Bächle sich bei einem Bier privat schon mal die Meinung gesagt?

Schütterle: Ich habe den CDU-Fraktionsvorsitzenden bisher noch nie ein Bier trinken sehen.


So zu lesen am 5. Januar 2006 in der Ausgabe Mühlacker der Pforzheimer Zeitung (PZ) in einem Interview mit Oberbürgermeister Arno Schütterle. Da habe ich doch tatsächlich gegrübelt, ob mich Schütterle schon mal beim Bier sah (obwohl ich eher zum Wein neige) und siehe da: Zumindest einmal, bei der Freibad-Party des Gemeinderats vor drei Jahren, saß er am Tisch mit mehreren Stadträten, zu denen auch ich gehörte - da müsste er es ja gesehen haben. Weshalb sich vier Fragen stellen: a) Ist es wichtig, vom OB beim Bier gesehen zu werden und b) wie weit reicht das Gedächtnis des Herrn Schütterle? c) Oder findet er seine Antwort womöglich nur originell? d) Ist er womöglich blind in manchen Situationen, sieht eventuell nur grün?

Der Frage des PZ-Journalisten Peter Marx ist er aber so ausgewichen. Dabei hätte er einräumen müssen, mit mir als Vorsitzendem der stärksten Fraktion keineswegs das Gespräch zu suchen. Und das kommt ja nicht gut an. Was zu sagen war, habe ich im Gemeinderat am 20. Dezember 2005 in meiner Haushaltsrede für die CDU-Fraktion gesagt:

Ein Wort zu Ihnen, Herr Schütterle. Sie haben Halbzeit. SPD und FW haben bei ihren Stellungnahmen zum Haushalt 2005 auf die atmosphärischen Störungen zwischen Ihnen und dem Beigeordneten hingewiesen. Die CDU-Fraktion hat mit Absicht bis zum Ende der ersten Halbzeit gewartet, wir wollen Sie aber jetzt ermuntern: Führen Sie zusammen, nutzen Sie den Sachverstand aller Mitarbeiter der Verwaltung, grenzen Sie niemanden aus. Das Klima im Rathaus leidet, weil es an Offenheit und Direktheit fehlt. Ausgrenzungen sind Zeichen von Schwäche. Wenn zum Beispiel der Beigeordnete nicht zu Besprechungen über Punkte aus seinem Dezernat zugezogen wird, ist dies rechtlich nicht einwandfrei, vor allem aber nicht motivierend. Ihre Aufgabe muss es vor allem sein, die Mitarbeiter zu motivieren und nicht zu demotivieren.
Das Ausgrenzen versuchen Sie ja auch mit der CDU-Fraktion. Wir können – im Gegensatz zu den Mitarbeitern im Rathaus – damit leben, weil wir selbst handeln. Ob es aber auf Dauer tragfähig für die Arbeit im Gemeinderat ist, wenn Sie versuchen, die Dinge mit einigen wenigen – um nicht zu sagen mit einem einzigen – einzufädeln, stellen wir doch sehr in Frage.
Eines mahnen wir jedenfalls an: Wir wollen zu Sachthemen die Original-Stellungnahmen der Fachämter sehen – ungefiltert und nicht bearbeitet von OB und Kämmerer. Wir werden dies verschärft beobachten!


Er hat in der Sitzung nichts darauf gesagt. Da blieb ihm im PZ-Interview eben nur die Bier-Fabel. Ach ja, wir haben gemeinsam schon Früchtetee getrunken. Vor seinem Amtsantrit. Gefruchtet hat es nichts. Dabei gehört doch das Miteinanderreden zu den Grundtugenden der Gemeinderatsarbeit. Aber man muss wollen! Zumindest seine beiden Vorgänger wollten und erreichten so auch in wichtigen Fragen einen Konsens.

Und hier zur gesamten Haushaltsrede: http://www.muehlacker.de/cdu/stellungnahmen_fraktion.shtml