Besorgte Eltern und die Kreispolitik

Heute kam wieder ein Schreiben besorgter Eltern eines körperbehinderten Kindes an die Kreisräte. Der Kreistag soll am 7. November entscheiden, ob an der Gustav-Heinemann-Schule (GHS) in Pforzheim – einer Schule für geistig behinderte Kinder – eine Ober- und Werkstufe für körperbehinderte Kinder eingerichtet wird oder ob der Caritasverband Pforzheim mit finanzieller Unterstützung von Land, Enzkreis und Stadt Pforzheim einen Neubau erstellt. Die Eltern sind für diesen Neubau, weil der Caritasverband seit Jahren die einzige Körperbehindertenschule (Unter- und Mittelstufe) in Pforzheim und Enzkreis betreibt, vielfältige Erfahrungen hat, umfangreiche Therapie- und Betreuungsangebote unterhält und sich damit viel Vertrauen bei den Eltern erarbeitet hat. Caritas war Pionier!

Die Kreisverwaltung will die K-Abteilung an der GHS vor allem, weil sie billiger und ihrer Auffassung nach auch pädagogisch vertretbar ist. Fragen nach einem Therapie- und Betreuungskonzept hat der Rektor der GHS im Sozial- und Kulturausschuss des Kreistags als lächerlich bezeichnet. Sollte heißen: Er habe in seiner bisherigen Arbeit bewiesen, dass ihm behinderte Kinder am Herzen liegen. Das sei Nachweis genug.

Nur: Die Eltern wollen vorher wissen, was auf sie zukommt, denn die Betreuung körperbehinderter unterscheidet sich von der geistig behinderter Kinder. Deshalb habe ich heute nochmals dem Landrat geschrieben. Wenn hier kein Vertrauen entsteht, taugt das Konzept der Kreisverwaltung nichts. In dem Schreiben der Eltern heißt es: Die Qualität von Förderung, Entwicklung, Pflege und Therapie im Unterricht sei das wichtige und schwierige Thema. „Schwierig schon deshalb, da dies keine messbare Größe ist wie etwa der Euro.“ Und da haben die Eltern recht.


Der Punkt treibt mich auch um. Wir müssen die Finanzen sehen, aber nicht nur sie. Die beste Lösung für die körperbehinderten Kinder darf auch teurer sein – wenn die günstigere nicht die gleichen Leistungen für einen Personenkreis bringt, der ehe schon viele Lasten zu tragen. Wollen wir ihm zusätzliche aufbürden?

Info:

www.gustav-heinemann-schule-pforzheim.de

www.caritas-pforzheim.de

Nachtrag: Der Kreistag hat sich am 7. November über die Bedenken der Eltern hinweggesetzt, ausgerechnet bei körperbehinderten Kindern gespart und somit dem Verwaltungskonzept zugestimmt. Der Beschluss fiel bei drei Nein-Stimmen aus der CDU-Fraktion. Ich war einer der drei. Und denke, richtig gehandelt zu haben.