Sechs Stunden Zukunft

Tafeln voller Ideen.

Meine erste Zukunftswerkstatt liegt hinter mir und damit der zweite Termin des Projekts der Stadt Mühlacker zur Bürgerbeteiligung. Gestern sechs Stunden Zukunft von Lienzingen. Neben einer Handvoll Moderatoren, dem OB und drei Stadträten  trafen sich morgens um zehn in der Gemeindehalle weitere fast 30 Teilnehmer – die Hauptpersonen - aus unserem, 2100 Einwohner zählenden Stadtteil. Zugegeben, mehr hätten es schon sein können. Alle wussten Bescheid, denn Mitarbeiter des Arbeitskreises Ortsjubiläum verteilten die Einladung an alle Haushalte. Doch viele bringen ein so großes Zeit-Opfer nicht auf, zu sehr ist der Samstag ein Tag diverser Erledigungen und der Familie. Immerhin: Gemessen an der Einwohnerzahl schnitt Lienzingen bei der Zahl der Mit-Macher leicht besser ab als zwei Wochen zuvor Enzberg. Erfreulich: das Interesse junger Menschen. Bei der persönlichen Vorstellung in die Arbeitsgruppe begeisterte mich als waschechten Lienzinger eine Neu-Bürgerin aus dem historischen Ortskern, die von sich als „Herzens-Lienzingerin“ sprach. Eine Liebeserklärung an unser Dorf!

Konsens herrschte darin, dass man gerne in Lienzingen lebt. Dass dem so bleibt, war auch gemeinsames Anliegen. Ein junges Paar beklagte, dass nicht alle noch freien Bauplätze zum Verkauf stehen. "Wir wollen doch in Lienzingen bleiben, auch weil es von einer so schönen Natur umgeben ist." Prompt kam das Thema auf den Tisch. Wie können die 19 Baulücken in Lienzingen aktiviert werden, wie lassen sich bei neuen Baugebieten solche gleich verhindern? Und so kamen in den vier Arbeitsgruppen viele Anliegen und Ideen auf den Tisch, die jeweiligen Moderatoren notierten sie auf hellbraunes Papier an großen Tafeln. ab und zu mussten sie ermahnen, die Punkte nicht gleich zu diskutieren und zu zerreden. Festgehalten wurden zunächst alle Punkte. Anschließend folgte die Priorisierung durch die Arbeitsgruppe: Jede(r) durfte drei rote Punkte verteilen. Für die drei Top-Themen galt es, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, aus denen in einer zweiten Runde wieder drei "herausgepunktet" wurden.  

Nichts geht verloren.
Drei Hits, bei denen es dann ins Detail ging: Wer soll wann was tun? Die ersten drei Punkte unserer Hitliste: ein Entwicklungsplan für Lienzingen für die nächsten zehn Jahre, bis Jahresende 2017 auszuarbeiten von einem ehrenamtlich tätigen Arbeitskreis, quasi basisdemokratisch, zweitens ein gemeinsames Verkehrskonzept von Maulbronn, Sternenfels und Lienzingen zur Entlastung der jeweiligen Ortsdurchfahrt, schließlich weiteres Bauland in Lienzingen über die in der Planung befindlichen Pferchäcker hinaus, wohlgemerkt ohne Baulücken. Apropos Arbeitskreise. Jede der Arbeitsgruppen schlug einen vor. Man ließ sich offenbar von den guten Erfahrungen mit dem AK Ortsjubiläum 1250 Jahre Lienzingen anstecken. 
Gleichzeitig setzt man nicht nur auf die Stadt, sondern vertraut den eigenen Kräften aus dem Dorf. Letztlich ist entscheidend, wie viel Lienzinger - auch jene mit Migrationshintergrund, die am Samstag ganz fehlten - in den nächsten Monaten mitmachen, etwa wenn es um die Umsetzung einer Hilfsbörse auf Gegenseitigkeit geht, um die Erhebung von Leerständen, die stärkere Nutzung der  sanierten Kelter als Ort der Begegnung durch mehr Feste sowie ein Mehrgenerationen-Cafe. Alle anderen Anregungen fallen nicht unter den Tisch, stehen im Protokoll.
Themen und Termin zum Entwicklungsplan für Lienzingen.
Spannend, interessant der Strauß voller Ideen (zum Abschluss im Plenum von den AG-Sprechern vorgetragen), kurzweilig. Auf den Wecker ging mir nur, als unsere Moderatorin in der Arbeitsgruppe auch noch den letzten Termin im Zeitplan für den Arbeitskreis Entwicklungsplan fixieren wollte - ein Arbeitskreis, dem die Nagelprobe erst noch bevorsteht: Er soll Ende Februar gegründet werden. Mit wie viel Köpfen, wird sich zeigen. Vorarbeiten stehen noch an. Was auch störte, dass der Ober-Moderator gelegentlich hereinschneite, mit klugen Ratschlägen zur Stelle war, ohne zuvor genau zugehört zu haben. Aber sonst gilt: Die sechs Stunden - unterbrochen durch Linsen, Spätzle und Saiten - haben sich zunächst mal gelohnt. Das Wir-Gefühl der Lienzinger lebt. Und der Mühlehof war an diesem Samstag kein Thema. Allein deshalb… - aber das ist eine andere Geschichte.

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