Die E-Mobilitätsstrategen



Gezapft.

Zwölf Prozent mehr Elektroautos seit Mitte März im Kreis Ludwigsburg. Wow! Doch die absolute Zahl ist ernüchternd: 322 sind es jetzt, ein Plus von 34 Exemplaren. Der Kampf um freie Plätze an den Ladestationen bleibt also noch aus. Meine Lieblingszapfstelle an der Schillerstraße in Ludwigsburg war bisher immer frei, zumindest einer der beiden Ladeplätze. Notfalls ließe sich auf jene im Rathaushof oder hinterm Bahnhof ausweichen. Die E-Mobilitätsstrategen bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) denken voraus, hoffen auf steigende Zulassungszahlen und nehmen gleichzeitig E-Mobilisten die Angst, einmal kein Kilowatt im Akku zu haben. Dieses Jahr wurden fünf weitere Ladesäulen – je zwei Plätze mit 22kW – aufgestellt, vier in Ludwigsburg, eine in Kornwestheim. Das sind dann zehn öffentliche Ladesäulen. Vier weitere Standorte gelten als fest eingeplant, hängen aber von anderen Faktoren ab, darunter am Stadionbad, an der Pädagogischen Hochschule und bei den Ludwigsburger Verkehrslinien/Jäger Reisen. Aktuell stehen weitere Standorte zur Prüfung an, darunter am Marktplatz. Die SWLB knüpfen das Netz engmaschiger, puschen damit die E-Mobilisierung der Stadt. Meine eigene Stromauto-Erfahrung begann vor gut vier Monaten. Bisherige Fahrleistung; 7700 Kilometer. Keine Störungen, keine Probleme. Inzwischen ließ sich die Reichweite auf mehr als 220 Kilometer pro Batteriefüllung steigern. Im Sommer braucht’s zwar Lüftung, aber keine Heizung, und der Bordcomputer belohnt gefühlsbetontes, ergo energiesparendes und trotzdem flottes Fahren mit höheren Reichweiten. Das lässt sich lernen. Inzwischen habe ich auch meinen Frieden mit EnBW-Zapfsäulen geschlossen. Zweimal – in Tübingen und Baden-Baden – ließen sie mich im Stich, sie akzeptierten nicht meine Ladekarte der SWLB. Doch kürzlich klappte es an der blauen nagelneuen EnBW-Station am Bahnhof in Neckarsulm vorbildlich: Karte vors Display halten, Ladeklappe öffnen, Kabel rein, gleich darauf kommunizieren mein Auto und die Ladesäule, die Energie fließt. Ich gehe zu meinem Termin, nach der Rückkehr zeigt der Akku wieder 100 Prozent an. Das beruhigt den E-Mobilisten ungemein. Dass es in Neckarsulm allerdings nur eine Elektrotankstelle gibt?
Und dies in einer Automobilstadt. Ach so, Audi ist noch nicht zu sehr strommäßig unterwegs. Bewährt hat sich meine SWLB-Jahres-Ladekarte für 180 Euro, gültig an allen Zapfsäulen von www.ladenetz.de, einem Verbund von Stadtwerken und EnBW. Glück gehabt: Denn inzwischen gibt es diese Jahreskarte nur noch für Kunden der Ludwigsburger Stadtwerke, die von diesen auch sonst ihren Strom kaufen. Wer dies nicht tut und die SWLB-Stationen trotzdem nutzen will, kann buchen – für 3,50 Euro die Stunde, zu bezahlen via Smartphone. Benötigt wird dafür ein PayPal-Konto. Extra dafür pinselten sie einen QR-Code aufs Gehäuse. Ärgerlich ist, dass ladenetz.de das Jahresticket auch nicht mehr im Angebot hat. Die Begründung des Betreibers, der Smartlab Innovationsgesellschaft mbH in Aachen: „Das Ladeticket für sieben oder 30 Tage ist für Kunden gedacht, die zum Beispiel in einer Region Urlaub machen und somit nur für einen kurzen Zeitraum Zugang zur Ladeinfrastruktur brauchen. Für diese Zielgruppe war das Jahresticket nicht passend, so dass wir es aus dem Portfolio genommen haben.“ Um einen dauerhaften oder längeren Zugang zu erhalten, gebe es die Ladekarte der jeweiligen Stadtwerke. Neu auf dem Markt: Ladepay. Wer spontan Strom zapfen will, bezahlt per Webapp direkt vor Ort online und kann dann sofort laden. Gute Nachricht: Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen planen nun auch Elektrotankstellen – im ladenetz.de-Verbund. Nachdem es diesen bundesweit gibt, stellt sich die Frage, wie verrechnet wird. Die Antwort aus Aachen: 

Im Rahmen der Roaming-Kooperation zwischen ladenetz.de und EnBW werden gegenseitig Roaming-Gebühren in Rechnung gestellt. Die Verrechnung übernimmt dabei Smartlab. Sowohl die Kosten als auch die Erträge werden dann an die Stadtwerke-Partner weitergereicht. Ob und inwiefern ein Stadtwerk die Roaming Kosten an seine Kunden weitergibt, kann das jeweilige Stadtwerk selbst festlegen. Die EnBW soll Stadtwerken saftige Rechnungen schicken, wenn einer deren Kunden häufig an ihren Stationen tankt. Das passt den Stadtwerken nicht. Es ist eben immer noch Sand im Getriebe – auch wenn Stromautos, genau genommen, keines haben.


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