Baby-Pause für Väter: 35 Prozent im Enzkreis machen mit

Ist das 2007 eingeführte Elterngeld für Väter zu einem politischen Schlager geworden? Im Bundesdurchschnitt bleiben 96 Prozent der Mütter nach der Geburt daheim und erhalten das zeitlich begrenzte Elterngeld vom Staat. Und die Väter, sind sie Elternzeit-Muffel? Es ist deutschlandweit nur etwa jeder dritte Papa, der zeitweise seinen Arbeitsplatz verwaisen lässt und lieber Windeln wickelt. Die Ergebnisse der Elterngeldstatistik werden auf Bundes- und Länderebene sowie für die 402 Kreise vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ausgewertet. Jetzt legte die Behörde die Daten für die 2013 geborenen Kinder vor, für die bis März 2015 das Elterngeld floss. Im Enzkreis gab es 2013 exakt 1454 Geburten. Bei 510 Babys beantragte der Vater das Elterngeld, das sind 35,1 Prozent. Immerhin, besser als der Bundes- und Landesdurchschnitt. Der Bund versüßte den Enzkreis-Vätern die  Zeit mit durchschnittlich 1325 Euro im Monat, bei den Müttern waren es 895 Euro, auch wenn sie vor der Geburt einen Job hatten. Die Baby-Pause für Väter war die Erfindung der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen als Zeichen für eine neue Väterbewegung: „Wir sind gerade Zeuge einer leisen Revolution“, sagte die CDU-Politikerin in Berlin 2008. Einer Revolution mit Bremsen, wie sich inzwischen zeigt.



Das Elterngeld ist eine staatliche Sozialleistung für junge Familien und löste zum 1. Januar 2007 das bis dahin gewährte Erziehungsgeld ab. Elterngeld steht grundsätzlich allen Müttern und Vätern zu, die einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben und mit ihrem Kind in einem Haushalt leben. Für Kinder des Geburtsjahrgangs 2013 konnte das Elterngeld für bis zu 14 Monate nach der Geburt bewilligt werden. Ein Elternteil durfte zwölf Monate Elterngeld in Anspruch nehmen. Zwei weitere Monate gab es, wenn auch der andere Elternteil Elterngeld für sich beantragte und den Eltern dadurch mindestens zwei Monate Erwerbseinkommen wegfiel. Alleinerziehende konnten die vollen 14 Monate Elterngeld in Anspruch nehmen. Die Höhe des (Basis-)Elterngeldes hängt ab vom durchschnittlich verfügbaren Erwerbseinkommen im Jahr vor der Geburt und beträgt mindestens 300 Euro und höchstens 1800 Euro monatlich.




Deutliche Unterschiede auch sonst: Die durchschnittliche Bezugsdauer des Elterngeldes für im Jahr 2013 geborene Kinder lag für Väter bei 3,1 Monaten und für Mütter bei 11,6 Monaten. Während es bei Frauen hinsichtlich der Bezugsdauer keine nennenswerten Unterschiede gibt, ob diese vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren oder nicht, verhält sich dies bei den Männern anders. Väter, die vor der Geburt ihres Kindes erwerbstätig waren, blieben im Mittel 2,9 Monate daheim; Väter, die zuvor keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen sind, erhielten im Durchschnitt 4,8 Monate Elterngeld. Die Mindestbezugsdauer von zwei Monaten wählten auch weiterhin fast ausschließ­lich die Väter: Nur ein Prozent der Mütter, aber 78 von 100 der Väter nahmen das Elterngeld für zwei Monate in Anspruch. Hingegen bezogen 90 Prozent der Mütter, aber nur fünf Prozent der Väter das Elterngeld für 12 Monate oder länger, steht auf Blatt 14 des 29-seitigen statistischen Berichts aus Wiesbaden.

Bei Vätern zeigt sich auf Länderebene ein deutlicher Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Bezugsdauer des Elterngeldes und der Erwerbsbeteiligung vor Geburt des Kindes: Je höher der Anteil der Erwerbsbeteiligung vor Geburt des Kindes desto geringer die durchschnittliche Bezugsdauer. Väter trennen sich also nicht so gern von ihrem Job, auch wenn es sich nur um ganz wenige Monate handelt. Immerhin:  Bei Vätern, die Elterngeld in Anspruch nahmen, zeigt sich eine klare regionale Konzentration im Süden und Südosten Deutschlands. 

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