Der halbe Zug




Einer der roten Regionalzüge der Bahn AG

Heute auf dem Hauptbahnhof Pforzheim. Zuerst die Durchsage, die S-Bahn S5 um 16.48 Uhr ab Gleis 3 nach Mühlacker falle wegen Gleisarbeiten aus. Der nächste Zug nach Mühlacker sei der Regionalexpress um 17.08 Uhr ab Gleis 2. Bald darauf eine neue Ansgae; die S5 nach Mühlacker fahre doch, aber zehn Minuten später und ab Gleis 5. Also rasch runter in die Unterführung und die nächste wieder rauf. Gerade als die gelben Wagen der Linie 5 der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) anrollen, die dritte Botschaft aus dem Lautsprecher: Der vordere Wagenteil fahre nach Mühlacker, der hintere nach Karlsruhe. Da hilft nur Heiterkeit. Schnell mal geschaut, wo der Zug getrennt wird. Und tatsächlich: Die vordere Zughälfte nimmt bald darauf Kurs auf Mühlacker und läuft dort tatsächlich auf Gleis 50 ein. 

Reality-Show, passend zur Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses des Kreistages im benachbarten Landratsamt Enzkreis, von der ich kam. Schwerpunkt: öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). Auch dabei wird angekündigt und dann korrigiert. Mit halbem Zug. Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Pforzheim/Enzkreis (VPE) spielt das Problem der Tarifhürden mit dem Stuttgarter Verbund (VVS) herunter. Immerhin zwei VVS-Tarifpunkte für Fahrgäste aus dem VPE-Gebiet, die ins VVS-Territorium fahren wollen, gibt es im Enzkreis (ein Ziel, ein Ticket): in Heimsheim und Lehningen. Welche Aufwendungen entstehen, wenn es auch in anderen Heckengäu-Gemeinden solche Tarifpunkte eingerichtet werden? Vor einem Jahr hat die CDU-Kreistagsfraktion beantragt, die Kosten zu erheben, um entscheiden zu können. Immerhin wird jetzt "schon" gerechnet. Ich bringe heute auch einen VVS-Tarifpunkt Mühlacker ins Gespräch und ernte sofort die geballte Abwehrhaltung des VPE-Chefs und des Enzkreis-Verkehrsdezernent, die allergrößte Kosten an die Wand malen, wobei ich selbst sage, dass es "keine kleine Hausnummer sein wird".  Immerhin sollen die Daten geliefert werden. Dann kann man über Nägel mit Köpfen diskutieren. Fortschritte zeichnen sich bei der ÖPNV-Erschließung der neuen Gewerbegebiet im Heckengäu an, zu dem die CDU-Fraktion eine Anfrage gestellt hatte, die - zusammen mit den Antworten der Verwaltung - heute auf der Tagesordnung steht. Weitere Themen: die Anbindung des Heckengäus an die Berufsschule Mühlacker und die vom  Land groß angekündigten Express-Buslinien - zum Beispiel Pforzheim-Leonberg und Vaihingen/Enz-Renningen - von denen niemand weiß, ob und wann sie kommen.  Große Überschrift mit wenig Text.                                                                                                                                          Anfrage_der_CDU-Fraktion_vom_23.04.2015.pdf Kenntnisbeilage_30-2015.pdf
Und wie geht es auf der Bahnstrecke Pforzheim-Bietigheim-Stuttgart weiter? Das Land schreibt die Nahverkehrsleistungen aus - halbstündige Metropolexpresszüge, umsteigefreie bis Stuttgart, die bis Bietigheim an allen Orten halten und anschließend nur in Ludwigsburg. Die Verlängerung der Stuttgarter S-Bahn von Bietigheim bis Vaihingen brächte den Zugfahrern aus dem Enzkreis nichts, da nur der bisherige Bruch der Bahnlinie sich von Bietigheim nach Vaihingen verlagern würde. Bruch heißt, die Linie endet, um weiterzukommen,  muss man umsteigen. Das ist auf dieser Linie derzeit in Bietigheim der Fall, weil die AVG-Linie S5 dort endet. Beim Umsteigen von und zum Zug aus oder in Richtung Stuttgart gibt es den täglichen Kampf um Minuten und deshalb meist eine Rennerei. Bequem sind die Regionalzüge auf den Linien Heidelberg bzw.  Karlsruhe, die die Landeshauptstadt umsteigefrei erreichen. Vor allem die Doppelstockwagen der Bahn AG gefallen, weil komfortabler als die meist abgewetzten Wagen der AVG, die auf der Strecke von und nach Bietigheim häufig eingesetzt werden und deren Kapazität im abendlichen Berufsverkehr unzureichend erscheint. Eine Position, die ich auch heute im Ausschuss vertreten habe - bevor die S5 im Pforzheimer Bahnhof den Fahrplan durcheinander wirbelte.

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