Die Nagelprobe kommt im Alltag

Das Marktforschungsinstitut Hagstotz ITM aus Königsbach-Stein legte die Ergebnisse des Regionalmonitors Nordschwarzwald vor. In einem Teilbereich ließ der Enzkreis die Positionen zum Klimaschutz abfragen.   Grundlage waren Telefoninterviews mit 451 Einwohnern des Enzkreises. 

Und, oh Wunder: Aus Sicht der Bevölkerung des Enzkreises hat Klimaschutz eine überragende Bedeutung (71 Prozent). Das Interesse am Thema ist hoch. Höher ist aber das an Familienfreundlichkeit (73 Prozent), Kultur und Weiterbildung rangieren mit 62 beziehungsweise 52 Prozent dahinter. Auffällig: Das Interesse am Klimaschutz ist bei den bis 34-Jährigen mit 59 Prozent am niedrigsten, bei den 50- bis 64-Jährigen mit 72 Prozent am´höchsten.
•Mit den bisher öffentlich wahrnehmbaren Maßnahmen zum Klimaschutz ist die Bevölkerung nicht zufrieden. Es gibt noch Erwartungen. Aber welche? 30 Prozent Umweltschutzmaßnahmen (ohne dass dies näher erläutert wird), 27 Prozent finanzielle Unterstützung (für was?), 21 Prozent Forschung und Entwicklung, 18 Prozent Aufklärung/Motivation/kollektive Zielsetzung (wer proklamiert dies für das Kollektiv?), 15 Prozent Reduzierung Verkehr, Nutzung ÖPNV (täusche ich mich oder steigt die Kfz-Dichte weiter?), 8 Prozent Aufklärung/Information (und das bei der schon jetzt beklagten alltäglichen Informationsflut)

•Am erfolgversprechendsten ist das Wirken vor Ort: Den Kommunen/Gemeinden wird in diesem Zusammenhang viel zugetraut (55 Prozent) und noch mehr jedem Einzelnen (65 Prozent). 

•Je größer die Distanz zu den Institutionen, umso weniger wird diesen zugetraut, den Klimaschutz voranzubringen. 

•Die Bürger erkennen bei sich selbst einen Hang zu Bequemlichkeit, der einem stärkeren Engagement im Wege steht. 

•Vor diesem Hintergrund ist die Erwartung an Kreis und Kommunen zu sehen, durch einen ausreichenden ÖPNV (91 Prozent), die Erzeugung alternativer Energien 82 Prozent) und die Sanierung öffentlicher Gebäude (83 Prozent) positiven Einfluss zu nehmen. (Wegen der Bequemlichkeit der Bürger?)

Ein Fünftel der Bevölkerung im Kreis fühlt sich unzureichend informiert und deshalb verunsichert, was den Klimaschutz anbelangt. (Ergo: Vier Fünftel fühlen sich gut informiert, ein formidabler Wert).
•Hier haben Kommunen und Kreis die Möglichkeit durch Veranstaltungen und Kommunikation mehr Klarheit zu schaffen. (Dass da die Massen erscheinen, wäre mir neu)

•Die Beteiligung der Bürger an Klimaschutzprojekten ist nicht nur Wunschdenken politischer Entscheider sondern wird auch von den Bürgern gewünscht: Information über Klimaschutzmaßnahmen für den Einzelnen/Private - Energieeinsparungspotentiale, Beratung bei Neuanschaffung von Elektrogeräten etc. (der nächste Handwerker ist um die Ecke)

Information beziehungsweise Transparenz über Klimaschutzmaßnahmen der Kommunen beziehungsweise Kreise   - Entscheidungsfindung erlebbar machen 

Informationsveranstaltungen in Bildungseinrichtungen für Schüler und Erwachsene - Vorträge, Workshops, Klimaschutzprojekte im Kleinen. 

Also, so mein Fazit: Nichts Überraschendes im Regionalmonitor Klimaschutz. Hört sich alles gut an. Doch wie sieht der Alltag aus, nach dem nicht gefragt wurde? Zum Beispiel Straubenhardt: Dort wächst der Widerstand gegen die Windkraft, die preisgünstigste der erneuerbaren Energiearten. Wie wäre es mit solchen Fragen: Wären Sie für ein Windrad in der Nachbarschaft? Wann steigen Sie vom Pkw auf Bahn/Bus um? Werfen Sie den Energiefresser Kühlschrank raus, auch wenn er noch tiptop aussieht und funktioniert? Horten Sie alte Glühbirnen? usw. Zumindest die Antworten auf solche Fragen brächte ein differenzierteres Bild als die wohlfeile Frage, wie wichtig man den Klimaschutz hält. Klimaschutz ist doch als allgemeinpolitisches Postulat trendy - andere Ergebnisse wären eine Überraschung. Die Nagelprobe folgt im Alltag.

Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!


Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.