Die Rückkehr von VAI - R 1




VAI - R 1 zum Zweiten: Landtagsabgeordneter Dr. Markus Rösler und Ludwigsburgs Landrat Dr. Rainer Haas (rechts). Foto: Landratsamt Ludwigsburg

Ja, da war doch was! Ja, mein erstes Auto, ein Renault R 4, den mit der pistolenartigen Gangschaltung. Das war 1970. Gleich nach dem Start ins Berufs- folgte der ins Automobilisten-Leben. Mit dem amtlichen Kennzeichen VAI – R 1, ausgegeben vom Landratsamt in Vaihingen für den Redaktionsvolontär aus Lienzingen. Lang, lang ist’s her. Obwohl es den Landkreis Vaihingen seit 41 Jahren nicht mehr gibt und damit auch die VAI-Zeit bei Neuzulassungen von Fahrzeugen lange vorbei war, taucht es wieder auf. VAI – R 1. 44 Jahre später. Diesmal auf dem Wagen des Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler aus Vaihingen. Zurück zur Zukunft oder: Ein Hoch auf die Nostalgie-Welle und die Rückkehr zu VAI: Allerdings nur für jene, die im Kreis Ludwigsburg wohnen. Eine irre Sache. Oder eine verwirrte, ausgedacht in Berlin.


Seit Mitte Juli können alle Einwohner des Landkreises Ludwigsburg frei wählen zwischen den beiden Fahrzeug-Kennzeichen „LB“ und „VAI“. Das Interesse an dem Kürzel für den Stadtnamen Vaihingen ist groß. Zuerst ließen sich 2000 Menschen ein Schild mit VAI reservieren. Inzwischen taucht es immer häufiger auf den Straßen des Landkreises auf. Bisher wurden nach Angaben des Landratsamtes insgesamt 961 VAI-Kennzeichen ausgegeben. Derzeit sind weitere 2711 vorgemerkt.

Auch wenn gut zwei Drittel von Bürgern der Stadt Vaihingen genutzt werden, so beschränkt sich das Interesse nicht nur auf Menschen aus dieser Stadt. Die Sachsenheimer stehen auf dem zweiten Rang der Hitliste: Sicherlich deshalb, weil seine Stadtteile im Kirbachtal vor der zum 1. Januar 1973 in Kraft getretenen Kreisreform zum Landkreis Vaihingen gehörten.

Aber VAI-Fans sitzen demnach nicht nur in jenen Gemeinden des Landkreises Ludwigsburg, die bis vor 41 Jahren zum Kreis Vaihingen gehörten wie Eberdingen, Sersheim und Oberriexingen. Selbst wer nicht in einer Kommune im alten Vaihinger Kreisgebiet wohnt, darf sich ein VAI-Schildle anschrauben. Unter anderem vier Ludwigsburger sowie je ein Gerlinger, Steinheimer und Remsecker stiegen inzwischen auf die Nostalgiewelle um.


Dabei stand VAI bis zum 31. Dezember 1972 für den Landkreis Vaihingen, der von Ölbronn bis Hohenhaslach, von Oberderdingen bis Eberdingen reichte und der seinen Sitz in Vaihingen hatte. Er bestand seit 1938 und war das Ergebnis der Fusion der beiden Oberämter Vaihingen und Maulbronn. Ein kleiner, aber feiner Landkreis, in dem zuletzt mehr als 92 000 Einwohner lebten. Der Landtag teilte den Kreis Vaihingen dann auf die Kreise Ludwigsburg, Enz mit Sitz in Pforzheim und Karlsruhe auf. Doch das neue alte VAI-Kennzeichen ist inzwischen keine Erinnerung mehr an den alten Kreis, sondern mehr ein PR-Gag für die Stadt Vaihingen. Sozusagen ein Stück Stadtmarketing für die Große Kreisstadt an der westlichen Peripherie des Landkreises Ludwigsburg. 

Denn nur wer im Kreis Ludwigsburg gemeldet ist, darf sich auf einer der drei Kfz-Zulassungsstellen des Landratsamtes – in Ludwigsburg, Gerlingen und Vaihingen (bald auch in Besigheim) ein VAI-Kennzeichen holen. Wer aber in jenen Kommunen lebt, die bis 1972 vaihingerisch waren, aber nun mit PF (für Pforzheim) und KA (für Karlsruhe) herumfahren müssen, weil sie zum Enzkreis oder zum Kreis Karlsruhe gehören, dem bleibt die Rückkehr zum geliebten VAI verwehrt. Ungerecht ist’s! 

Weil Mühlacker und damit Lienzingen aber nun im Enzkreis-Teil des Altkreises Vaihingen liegen und den Menschen hier weder ENZ noch VAI zustehen, müssen sie selbst als „Altkreisler“ und Ex-VAI-Nutzer notgedrungen weiterhin mit PF durch die Gegend zu fahren. Auch wenn‘s mit VAI fiel schöner wäre. Aber Vai – R 1 ist eh schon belegt. So gesehen… Aber dann wenigstens ENZ. Schließlich bin ich kein Pforzheimer.

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