Schönheitskonkurrenz der Landschaften - wissenschaftlich erfasst



Streiflicht aus dem Enztal

Schönheit ist berechenbar, fanden Forscher der Universität Regensburg heraus. Das ideale Gesicht kommt aus dem Computer. Die ideale Landschaft offenbar auch. Stimmt es also nicht mehr, dass die Schönheit im Auge des Betrachters liegt? Bundesumweltminister Peter Altmaier findet Windkraftanlagen schön, eine Bürgerinitiative in Baiersbronn sieht in Windmühlen eine Verschandelung ihrer Landschaft. Welcher Maßstab zählt? Was ist überhaupt schön? Tatsächlich ist die Übereinstimmung größer als gedacht. Das zeigt ein Pilotprojekt des Instituts für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart. Weil das Landschaftsbild ein Gegenstand der Planungen nach dem Landesnaturschutzgesetz ist, ließen sechs Regionalverbände Baden-Württembergs von dem Institut klären, wie sich das Landschaftsbild im Hinblick auf Vielfalt, Eigenart und Schönheit erfassen und bewerten lässt.
Erste Stufe: Eine GIS-gestützte Modellierung der landschafts-ästhetischen Qualität von (Teil-)Räumen, in die eine Vielzahl von Parameter einfloss, wie Topografie, Reliefunterschiede, Fernsicht, Gewässer und visuell störende Elemente wie Hochspannungsleitungen.
Zweite Stufe: Etwa 250 Menschen schauten sich 300 Fotos typischer Landschaften an. Sie sollten die Bilder in einer elfstufigen Skala bewerten. Das überraschende Ergebnis: eine große Übereinstimmung in der Wahrnehmung und in der Bewertung verschiedener Landschaften in ihrer visuellen Qualität. Nicht überraschend sind aber die Kriterien für eine schöne Landschaft. Die subjektive Fotobewertung versuchten die Wissenschaftler durch Kartenanalyse zu objektivieren. Grünland, Streuobstwiesen, Wälder, Gewässer und Gehölzgruppen werden als schön bewertet. Dagegen leidet ein Bild in der Betrachtung durch Hochspannungsleitungen, große Straße und Gewerbeflächen.
Die Ergebnisse für die Region Nordschwarzwald, mit denen sich der Planungsausschuss des Regionalverbandes am Mittwoch in Alpirsbach beschäftigen wird: Einzelne Kammlagen des Höhenschwarzwalds, beispielsweise in den Bereichen Baisersbronn/Bad Rippoldsau-Schapbach oder bei Bad Wildbad und Bad Herrenalb, gelten bei den Befragten als besonders schön. Einen mittleren Platz nehmen die weniger strukturierten Plateauflächen des Schwarzwaldes und die stark agrarisch geprägten Teile der Gäue und des Kraichgaus ein. Ausgeprägte (Gewerbe-)Bebauung, Infrastrukturanlagen und intensive Landwirtschaft lassen Teile des Kraichgaus, des Enztales und der Gäulandschaften in dieser Betrachtung an Boden verlieren. Kommen zusätzlich störend empfundene Elemente wie Hochspannungsleitungen hinzu, sinkt das Schönheitsempfinden sehr stark ab, so die Wissenschaftler. Und wenn Windräder dazu kommen? Aber: Windmühlen bringen nur dort etwas, wo auch der Wind bläst. Da bieten die Kammlagen des Schwarzwaldes mehr als die Niederungen des Enztals.
Ich finde: Auch das Enztal kann in der Schönheitskonkurrenz mithalten. Die Landschaft mit den Enzschleifen bei Mühlhausen schon gar. Aber wahrscheinlich fehlten ausgerechnet davon die Fotos. Diese Schönheit ist wirklich berechenbar.

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