Made in Mühlacker? Made in Mühlacker!



Die Stadt als Auftraggeber sorgt auch für Spatenstich-Termine.


Wie funktioniert das Bauteam Freiburg? Darüber gab es einen Informationsabend im großen Ratssaal Mühlacker, angeboten von Handwerkskammer und Architektenkammer. Die Botschaft: "Grundgedanke eines Bauteams ist - der Name ist Programm - die Teamarbeit, bei der jeder Beteiligte trotzdem für sich selbst garantiert und haftet. Kostensicherheit für die Bauherren wird durch pauschalierte Angebote gewährleistet, die ihrerseits in ihrer Gesamtsumme die Kostengrenze definieren. Die Planung wird von den Teilnehmern solange optimiert, bis die Baukosten sichergestellt sind." Alles kommt aus einer Hand, trotzdem werden die Gewerke einzeln vergeben. Sie sprechen von der Mär vom kostengünstigen Generalunternehmer, der nur auf Änderungen in der Planung wartet, um Nachträge schicken zu können, die das Projekt verteuern. Handwerker und Architekten halten mit solchen Bauteams dagegen. Die Wertschöpfung soll am Ort und in der Region bleiben.

Bei derselben Veranstaltung stellte sich die Handwerker- und Planerinitiative für Mühlacker vor, die unter anderem eine gemeinsame Außendarstellung, Interessensvertretung und den Austausch untereinander will. Ihr Ziel: eine Marke "Made in Mühlacker". Anleihe nehmen die Handwerker bei der Interessensvertretung durch den Gewerbe-, Handels- und Verkehrsverein Mühlacker (GHV) und das Stadtmarketing. Die Handwerker- und Planerinitiative ist dabei, sich zu entwickeln. Eine sympatische Initiative, an der auch die Stadt ein Interesse haben muss.

Schnitt.

Die Veranstaltung fand im Rathaus statt, doch die Stadt schwenkte inzwischen um - bei dem geplanten Bau des Kinderkrippe werden Architekten und Fachingenieure einfach ausgebootet, nachdem sie Leistungen erbracht haben. Mit etwa 50.000 Euro Honoare, auf die für schon erfolgte Leistungen Anspruch besteht, wird gerechnet. Geld, das in den Sand gesetzt wird. Denn die Stadtverwaltung plant einen Systemwechsel, die Mehrheit des Gemeinderats zieht mit. Jetzt soll es eine Kinderkrippe von der Stange geben. Die neue Losung heißt: industriell vorgefertiges Bauen, also Fertigbauweise. Dies alles in der Hoffnung, dass das Projekt deutlich billiger wird - eine Argumentation, die auf Annahmen beruht. Die Stadt stellt sich als schlechten Vertragspartner dar - wer riskiert schon, einen Auftrag anzunehmen und zu riskieren, dass die Stadt irgendwann mitten im Galopp die Pferde wechselt und man plötzlich außen vor ist? Trotz vorherigen dicken Lobs für die Planung. Die Stadt, auf Gewerbesteuer angewiesen, nimmt bewusst in Kauf, dass die Wertschöpfung außerhalb von Mühlacker erfolgt.

Handwerker müssen sich folgende Formulierung in der Sitzungsvorlage 214/2012 auf der Zunge zergehen lassen: "Die bei einer Modulbauweise vorherrschende industrielle Fertigung sorgt für geringere Fehler bei der Ausführung, bei einer Ausschreibung nach Einzelgewerken hängt dies von der Qualität der Handwerker ab." Eigentlich eine Ohrfeige für das Handwerk in Mühlacker.
Gleichzeitig lässt sich die Stadtverwaltung von zwei Fertighaus-Herstellern unverbindliche Angebote und Baubeschreibungen geben, operiert mit diesen Zahlen, muss diese dann wieder korrigieren. Letztlich wird nur noch mit einem Hersteller gesprochen, so dass in der Gemeinderatssitzung der Eindruck erstehen musste, als gehe es schon um die Vergabe an die Firma N. Doch jetzt muss erst noch ausgeschrieben werden. Ob N. das billigste Angebot abgibt, nachdem die Firma schon den ersten Grundriss überarbeiten durfte, der auch im Gemeinderat vorgestellt wurde? Was ist eigentlich die Basis für die Ausschreibung?

Zurück zu der Infoveranstaltung über das Bauteam Freiburg. "Hauptsache billig", meinte anschließend ein Handwerker zur Kehrtwende der Stadtverwaltung. Abgerechnet wird zum Schluss. Doch vor der Kinderkrippe kommt der Neubau des Jugendhauses. Da hat sich der Gemeinderat für eine Holzständerbauweise ausgesprochen. Ob sich die Verwaltung daran gehalten? Man darf gespannt sein.

Jede Leistung muss ausgeschrieben werden, der günstigste Bieter muss den Zuschlag erhalten, ob nun in Mühlacker ansässig oder nicht. Auch hat die Kommune keine Garantie dafür, dass sich örtliche Firmen um Aufträge bewerben. Sie aber durch den Wechsel auf die industrielle Vorfertigung von vorneherein auszuschließen, ist ein falsches Signal an unser Handwerk und die Menschen, die dort arbeiten. Ein neuer Rathaus-Kurs mit Tücken. Und gleichzeitig meint die Stadtverwaltung, ein neues Gewerbegebiet ausweisen zu müssen - für Gewerbe, das vorher ausgebootet wurde? Dabei hat eine Marke "Made in Mühlacker" doch ihren besonderen Reiz.

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