Der Kunst-Kiosk



Leuchtpunkt: der Kunst-Kiosk.


Kunst auf 23,5 Quadratmeter gibt es jetzt in Mühlacker. Im Kunst-Kiosk in der unteren Bahnhofstraße. Ist es vielleicht Deutschlands kleinste Galerie? Ließe sich einmal überprüfen, Mühlacker hätte dann das, was sich das Marketing von Kommunen gerne wünscht: ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist ein echter Kiosk, das Stahlgestell in lindgrüner Farbe, mit viel Glas und damit transparent. Gebaut wurde er zusammen mit dem Mühlehof, inklusive des Zugangs zur Tiefgarage.
Jetzt hat die Stadt das Gebäude kostenlos der Künstlergruppe Mühlacker überlassen, die schon die mächtige Galerie im gegenüber stehenden Mühlehof ehrenamtlich betreibt. Denn ein richtiger Kiosk mit Zeitungen, Zeitschriften, Trink- und Essbarem lohnt sich nicht mehr, weil die Lotto-Toto-Gesellschaft ihre Annahmestelle gestrichen hatte und meinte, die anderen drei Annahmestellen in der Bahnhofstraße reichten aus. Nachdem sich andere Nutzungen nicht finden ließen, kam die Idee mit der aktiven Künstlergruppe, zumal dann das Gebäude nicht vor sich hin gammelt. Gleichzeitig gibt's wieder eine Belebung in der Fußgängerzone, eine extravagante zumal. Als ich zur Eröffnung der ersten Ausstellung abends die Grußworte für die Stadt sprach, konnten alle das Problem dieser Fußgängerzone fast mit Händen greifen: durchfahrende Autos.
Es war trotzdem eine vergnügte Vernissage unterm freiem Himmel für eine Ausstellung, die zum Kiosk passt: "Heineintreten ins Licht" heißt sie. Es ist eine Lichterinstallation, die natürlich besonders dann beeindruckt, wenn es rundum dunkel ist. Die dreidimensionale Rauminstallation zum Thema „Tod – Wandlung und Verwandlung“ ist die Arbeit der Künstler Martin von Ostrowski und Hans-Peter Klie aus Berlin, die über Paul Revellio von der Künstlergruppe den Kontakt nach Mühlacker fanden. Die Innenstadt Mühlackers scheint eine Faszination auszuüben auf Berliner, denn sowohl der Investor des Mühlehofs, Friedrich Schröder, kamen aus der Hauptstadt als auch die Firma Echo, die den ganzen Komplex später ge- und nach Jahren für einen symbolischen Preis an die Stadt verkauft hat.
Die Installation wird rund um die Uhr bis zum 12. November 2012 zu sehen sein. Einführende Worte zur Eröffnung sprachen der Kunsthistoriker Dr. Felix Muhle und Pastor Uli Rothstein.








Am selben Abend startete in der Galerie Mahlwerk im Mühlehof die Ausstellung "Spannungsverhältnisse", Arbeiten der jungen Künstler Amelie Kim Weinert (Mühlacker), Niklas Beith (Pforzheim) und Sven "Döser" Bruxmeier (Ötisheim), die bis 28. Oktober zu sehen ist.
Amelie Kim Weinert studiert in Pforzheim visuelle Kommunikation im dritten Semester. Das scheinbar „Perfekte“ ist ihr zu langweilig. Wird für sie erst interessant, wenn Widersprüche sowie Ecken und Kanten zu finden sind. Sie mag eine abstrakte Linie und freie Interpretationen, was auch deutlich bei ihren Zeichnungen zu erkennen ist. Auch ihre Fotografien sind eher abstrakt und ungewöhnlich. Spannung muss für sie nicht unbedingt in einem Bild thematisch behandelt werden, allein das Gefühl, das man beim Betrachten bekommt, kann Gefühle auslösen. Sei es Unbehagen, Nervosität oder auch Abneigung.
In der Ausstellung: Zeichnungen, Fotografien, Audio-Projekt, Leinwände

Sven Bruxmeier alias „Döser“ ist momentan gestalterisch tätig für die Stadtwerke Mühlacker an Trafostationen und macht nebenbei Arbeiten, die ihren Ursprung im Graffiti und der Gestaltung von Wänden findet. Er sieht Kunst als das wohl mit relativste Kulturgut der Menschheit. Da für jeden andere Eindrücke und Erfahrungen/Erinnerungen sich in Bildern finden und widerspiegeln bzw. sogar hervorrufen, kann man wohl nichts wirklich verallgemeinern und einen Standard für Kunst festlegen. Spannung ist für ihn in jedem Bild vorhanden - allein die Tatsache, dass jedes Bild auch nur einen Ausschnitt von etwas darstellen kann und es außerhalb des Rahmens weitergeht… auch wenn nur im Kopf jedes einzelnen.
In der Ausstellung zu sehen: Zeichnungen, Leinwände (Acryl und Sprühtechniken), Digitalisierte Arbeiten

Niklas Beith studiert ebenfalls Visuelle Kommunikation im 3. Semester in Pforzheim, ist staatlich geprüfter Grafik-Designer. Er bewegt sich frei in der Welt der Medien.
Ihn interessieren Gegenteile. Gegenteile in Farbe, Intensität, leere und gefüllte Fläche.
Wie kommt ein 3-dimensionaler Körper auf eine 2-dimensionale Fläche? Was geht dabei verloren? Was kann gewonnen werden? Und was ist, wenn die Fläche den Körper verliert? Durch diese Pole entsteht ein enormes Spannungsfeld, das unendliche Möglichkeiten bietet, Neues zu entdecken, Neues zu schaffen.
In der Ausstellung zu sehen: Tusche-Arbeiten, Zeichnungen, Erzählerische Experimente, Leinwände.

Die Öffnungszeiten: am 21. und 28. Oktober 2012, jeweils von 11 bis 18 Uhr.

Es lohnt sich!

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